Star Wars: The Force Unleashed – TEST
Über dreizehn Jahre nach der Erstveröffentlichung 2008 kehrt die Wii-Version von Star Wars: The Force Unleashed erstmals zurück. Dabei präsentiert sich die Nintendo-Switch-Fassung des Action-Spiels eher als minimal aufgewertete Portierung denn als richtiges Remaster.
Als Star Wars: The Force Unleashed 2008 erschien, hatte das Projekt eine vergleichbare Rolle innerhalb des Star-Wars-Kanons wie einst Star Wars: Shadows of the Empire. Begleitet mit Comic- und Roman-Umsetzungen, sollte ein neues Multimedia-Werk entstehen, das die Geschichte sinnvoll erweitert. Allerdings erhielten Nintendo-Fans auf der Wii eine eigenständig entwickelte Version des Action-Spiels. Während Xbox-360- und PlayStation-3-Besitzer auf schicke Grafik und damals ungewöhnliche Physik-Effekte setzen konnten, bekamen Spieler der Wii-Version ein technisch schwächeres Spiel, das dafür auf die Bewegungssteuerung der Konsole setzte. Als Bonus war zudem der Duell-Modus enthalten. Im Gegensatz zu den großen Versionen, die auch für PC erschienen ist, hat die Wii-Variante von Star Wars: The Force Unleashed bisher keine Portierung auf ein anderes System erhalten. Aspyr hat das mit der Veröffentlichung der Switch-Umsetzung im April 2022 geändert.
Sichtlich gealtert
Auffällig ist schon beim Einstieg in Star Wars: The Force Unleashed auf der Switch die Technik. Statt dem Action-Spiel ein richtiges Remaster mit aufgewerteter Grafik zu spendieren, erhalten wir lediglich eine Portierung in den auf der Wii noch unüblichen HD-Standard. Verwaschene Texturen, kantige Charaktere, hölzerne Animationen und abgehackte Übergänge in Zwischensequenzen sind die Folge. Dennoch sieht The Force Unleashed auf der Switch natürlich hübscher aus vor fast vierzehn Jahren auf der Wii. Um ein wirklich schönes Spiel handelt es sich aber auch unter Berücksichtigung des hohen Alters nicht. Hier wäre einfach mehr drin gewesen. Dafür stimmt die Atmosphäre, die unter anderem vom stimmungsvollen Soundtrack und der ordentlichen deutschen Synchronisation getragen wird.
Außerdem trumpft Star Wars: The Force Unleashed mit einer spannenden und motivierenden Geschichte auf. Schon 2008 gehörte die Erzählung über Darth Vaders geheimen Schüler zu den großen Stärken des Action-Spiels. In der Rolle des Sith-Akolyten ist es unsere Aufgabe, Jedi im Auftrag von Darth Vader auszuschalten, und daran zu wachsen, um irgendwann die wahren Pläne unseres Meisters erfüllen zu können. Gelungene Wendungen und eine durchaus ordentliche, wenn auch nicht immer komplett passende, Einbindung in den damaligen Prä-Disney-Kanon, unterstrichen die Qualität der Geschichte, die sogar mit mehreren Enden aufwartet.
Spaßig mit Macken
Dazu gesellt sich das auch heute noch unterhaltsame Gameplay. Als Sith-Schüler schnetzeln wir uns Lichtschwert schwingend und Machtfähigkeiten einsetzend durch zahlreiche Gegner. Zwar kommt auf der Switch nicht mehr das faszinierende Gefühl auf, das The Force Unleashed bei der Macht-Verwendung 2008 erzeugen konnte, Spaß macht das aber noch immer. Wenn wir Felsen, Kisten und dergleichen auf Gegner schleudern, Feinde mit dem Machtgriff würgen, Blitze aus unserer Hand schießen und unser Lichtschwert werfen, ist das eine wahre Freude. Zwar ist das nicht immer so intuitiv wie in moderneren Star-Wars-Spielen, aber trotzdem weiterhin ordentlich umgesetzt. Zumindest wenn wir auf die Button-Steuerung setzen. Diese ist vielleicht etwas unpräzise, funktioniert aber besser als die Bewegungssteuerung, die auf der Wii noch genauer und besser funktioniert hat. Damit verliert die Wii-The-Force-Unleashed-Portierung noch mehr von ihrer Berechtigung und es stellt sich die Frage, weshalb nicht die besseren Xbox-360- und PS3-Fassungen als Grundlage genommen wurden.
Ähnliches gilt auch für das sonstige Gameplay. Auf unserem Abenteuer durchstreifen wir viel zu lineare, oftmals langweilige Level. Diese können zwar mit abwechslungsreichen Umgebungen aufwarten, was aber kaum ein Ausgleich für das schwache Leveldesign ist. Zudem wiederholen sich einige Abschnitte etwas zu häufig. Letzteres war zwar auch auf Xbox 360, PS3 und PC so, dafür waren die Level individueller gestaltet und boten wesentlich mehr Substanz, luden mehr zum Erkunden ein und setzen auf physikalische Effekte, in der Wii-Version komplett fehlen. 2008 mag das aufgrund der schwachen Hardware noch verständlich gewesen sein, 2022 ist es aber bedauerlich, dass Switch-Besitzer nicht erleben dürfen wie es ist, Droiden und andere Gegner durch Glasscheiben zu werfen, die dabei schön zerbrechen. Oder Bäume mit für damalige Verhältnisse schicken Effekten umstürzen zu lassen. Hier verliert die Switch-Fassung einiges an ihrer Motivation, weil die Level oft als bloßes Bindeglied zwischen den ordentlichen Zwischensequenzen dienen. Entsprechend gering war unsere Motivation, alle versteckten Holocrone und Kristalle zu sammeln oder mehr Machtpunkte zu erlangen, um unsere Fähigkeiten zu verstärken.
Oberflächliche Duelle
Ein wenig entschädigen können die durchaus unterhaltsamen Bosskämpfe. Wenn wir gegen Jedi, einen Rancor oder große Killer-Droiden antreten, ist das auch heute noch ein Spektakel. Getrübt wird das jedoch von der sehr präsenten Einbindung von Quick-Time-Events. Was 2008 noch üblich war, wirkt heute einfach nur veraltet und störend. Keinen Boss können wir ohne mindestens einen dieser Knöpfchen-drück-Geschicklichkeits-Tests bezwingen. Da die dabei ablaufende Inszenierung oft identisch ist, wird nicht einmal optische Vielfalt geboten, was die Quick-Time-Events noch unspektakulärer und nerviger wirken lässt. Dem grundsätzlich ordentlichen Gameplay und der spannenden Geschichte schadet das aber glücklicherweise wenig.
Als Bonus ist wie schon auf der Wii der Duell-Modus enthalten. Im Laufe der Geschichte schalten wir immer wieder Kämpfe für diesen Fighting-Game-Zusatz frei. Zu Zweit dürfen wir hier mit bekannten Charakteren wie Darth Vader, Luke Skywalker, Qui-Gon Jinn oder Darth Maul gegeneinander antreten. Allerdings hat der Duell-Modus kaum Tiefe und ist viel zu oberflächlich und simpel um wirklich spaßig zu sein. Schon nach wenigen Runden haben wir die einzige Mehrspieler-Option von Star Wars: The Force Unleashed ignoriert und uns lieber auf die spannende, wenn auch nicht perfekte Geschichte konzentriert.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Star Wars: The Force Unleashed gehört für mich zu den besten Spielen 2008. Damals hatte ich viel Spaß mit der Geschichte von Darth Vaders geheimem Schüler. Allerdings war der Unterschied zwischen der Wii-Version und den Fassungen für Xbox 360, PS3 und PC enorm. Nintendo-Fans mussten sich mit einer abgespeckten und schwächeren Variante des Action-Spiels begnügen. Daran ändert leider auch die Switch-Portierung, die auf der Wii-Version basiert, nichts. Kurzweilig unterhaltsam mag The Force Unleashed noch immer sein, doch die Gameplay-Mängel und Technik-Schwächen sind zu offensichtlich, um wirklich jeden Switch-Besitzer zu begeistern. Nur große Star-Wars- und Retro-Fans dürften The Force Unleashed noch etwas abgewinnen können und sollten bei Möglichkeit lieber auf die größere und bessere Version ausweichen. Immerhin wissen Geschichte und Atmosphäre auch heute noch zu unterhalten und sogar das Gameplay kann kurzweiligen Spielspaß bieten, wenn ihr euch darauf einlasst.