Super Mario RPG – TEST

Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars war lange ein Geheimtipp, der es nie nach Europa schaffte – bis jetzt. Das Remake ohne Untertitel für die Switch zeigt: Dieser Klassiker hat seine Magie nicht verloren.


Square-Enix ist für seine epischen Rollenspielabenteuer bekannt. Square, damals noch ohne den Zusammenschluss mit Enix, ist vor langer Zeit eine Zusammenarbeit mit Nintendo eingegangen, um ein Rollenspiel zum ikonischen Klempner zu produzieren. In Japan und den USA ist das Spiel 1996 erschienen, doch wegen des Starts von Nachfolgekonsole Nintendo 64 wurde die Veröffentlichung in Europa damals schlichtweg sein gelassen. Es sollte nichts von der grafischen Opulenz von Nintendos neuer 3D-Konsole ablenken.

Wir Europäer und Europäerinnen schauten damals sprichwörtlich in die Röhre; uns wurde das Spiel doch in diversen Spielezeitschriften angekündigt und erschien dann nie. Erst in der Virtual Console der Wii kam der Titel im Jahr 2008 zu uns, satte zwölf Jahre später. Richtig gezündet hat dieser Anfang aller Mario-Rollenspiele jedoch damals nicht, auch nicht mit seiner ersten physischen Veröffentlichung im Rahmen des SNES Classic Mini im Jahr 2017. Potenzial für Erfolg sah Nintendo aber schon und gab eine gründliche Überarbeitung in Auftrag, die zur brandneuen Neuveröffentlichung im Jahr 2023 führte.

Grafische Überarbeitung

Schon im Original auf der Hardware des Super Nintendo Entertainment Systems hat Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars eine isometrische Perspektive gezeigt, die mit vorgerenderten 3D-Figuren und -Landschaften punkten konnte. Im Remake ist vom Spielgeschehen nichts mehr vorgerendert, das hat die Switch nicht nötig. Doch es gibt vollkommen neu choreografierte und visuell dargestellte Zwischensequenzen, die vorgerendert sind. Diese kommen bei manchen für die Story relevanten Teilen vor, aber auch bei den besonderen Triple-Angriffen, die unsere späteren Kämpfe triumphal begleiten.

Liebevoll, knallig und bunt sind nicht nur die Figuren gestaltet, sondern auch die Hintergründe, die mit vielen neuen Details aufwarten und uns sofort in ihren Charme ziehen. Mario sieht nicht wie eine Puppe aus, sondern steht seinem Ebenbild aus dem 2023er „Der Super Mario Bros Film“ in nichts nach. Knuffig und doch menschlich, was nicht nur an seinen neuen gelungenen Animationen liegt. Sogar die Puppe Geno wirkt hier hinreichend echt und auch die anderen Figuren wie Bowser und Prinzessin Peach sind hinreißend.

Offiziell läuft die Bildwiederholfrequenz mit 60 Bildern pro Sekunde und tut das in der Häufigkeit auch für einen großen Teil des Spiels. Es gibt jedoch in manchen Minispielen und anderen seltenen Sequenzen immer mal wieder Ruckler, die den Eindruck etwas trüben. Dennoch reicht das nicht für eine Abwertung in diesem Bereich, denn die gesamte Optik kann sich sehen lassen und stellt nicht nur das Original, sondern auch andere moderne Titel in den Schatten. In seiner Comicgrafik funktioniert Super Mario RPG ausgesprochen gut.

Spielen von schräg oben

Doch anders als die Optik wurde das Gameplay nur in wenigen Punkten angepasst. In klassischer isometrischer Von-oben-Perspektive steuern wir Mario flüssig mit Analogstick oder Steuerkreuz über die wunderhübschen Landschaften. Wir reden mit anderen Figuren, überwinden variabel komplexe Sprungpassagen und gehen von einem relativ kleinen Spielbereich zum nächsten. Hierbei kommt die Erkundung nicht zu kurz, es gibt sogar versteckte Boni in manchen Gebieten. Zunächst allein und im Laufe der Zeit mit bis zu vier unterschiedlichsten Figuren als Begleitung ist Mario jedoch stets die Hauptfigur in diesem Spiel.

Wie es zu einem Rollenspiel gehört und von allen weiteren Rollenspielen im Mario-Kosmos beibehalten, gibt es hier Waffen, Rüstung, Schmuck und einmal benutzbare Gegenstände zu finden und sinnvoll zu verwenden. Hier war Super Mario RPG schon damals weitsichtig genug, zu erkennen, welche Teile ein RPG, ein klassisches Rollenspiel, eigentlich ausmachen und welche nicht. Anders wiederum als bei vielen modernen Vertretern dieser Gattung gibt es in Super Mario RPG praktisch keine Abweichungen vom festgelegten Pfad.

Hier gibt es, wie in manchen modernen Rollenspielen auch, Möglichkeiten zum Grinding. Wir können theoretisch immer wieder in die gleichen Gebiete vordringen und die gleichen Gegner besiegen. So würden wir mit immer mehr Erfahrungspunkten auch immer mehr Level aufsteigen. Auch dies wurde von den Nachfolgern dieses Spiels, nämlich den Paper-Mario- und die Mario-und-Luigi-Reihen, als erfolgreiches Element beibehalten. Hier ist dies jedoch genauso wenig nötig wie in den späteren Titeln.

Rundenbasierter Kampf mit Geschicklichkeitseinlage

Was wir während des Spielens zeitlich gesehen mit am meisten tun, ist auf den Kampfbildschirm zu schauen. Darin stehen Mario und zwei bis fünf Begleiter in der linken unteren Ecke ein bis sehr vielen Gegnern rechts oben gegenüber. Das Kampfsystem ist zwar grundlegend rundenbasiert, integriert aber pfiffige QuickTime-Events in sein Handling, die im Falle von Verteidigungen auch überraschen können.

Wenn wir ihre Angriffe oder personenspezifischen Sonderaktionen gewählt haben, sehen wir eine kurze Kampfanimation. In dieser taucht an einer festgelegten Stelle ein Ausrufezeichen auf. Wenn wir exakt zum Auftauchzeitpunkt A drücken, wird unser Angriff erheblich stärker. Bei der Verteidigung gilt genau dasselbe: Im richtigen Moment gedrückt und mit etwas Glück können wir den eintreffenden Angriff unserer Gegner komplett abwehren und den Schaden vermeiden. Die Events genau zu treffen, fühlt sich mächtig und wertvoll an. Ebenso schade ist es, eines zu verpassen, wenn wir etwa abgelenkt werden.

Neu im Remake von Super Mario RPG ist der Umgebungsschaden, den unsere Einzelangriffe bei umstehenden Gegnern machen können, wenn wir den richtigen Moment zum Drücken der A-Taste finden. Ebenso neu sind die spektakulären Triple-Moves, in denen die drei gerade ausgewählten Teammitglieder sich zu einem besonderen Angriff zusammentun. Hierzu muss zwar eine Leiste aufgeladen werden, doch dafür gibt es bei jedem der möglichen Teams einen eigenen Angriff mitsamt Rendersequenz. So schön wie effektiv!

Eine Geschichte, sie alle zu überraschen

So langsam und harmlos wie jedes andere Rollenspiel beginnt Super Mario RPG mit einem Knall. Schon 1996 war die Entführung von Prinzessin Peach ein alter Hut, aber hier gibt es plötzlich neue Schwierigkeiten. Mit einem riesigen Schwert namens Exor der Eiserne und Schmiedrich, der noch Böseres im Schilde führt. Die Geschichte entwickelt sich im Laufe des Spiels in verschiedene, nur zum Teil voraussehbare Richtungen; darum gehen wir hier nur auf wenige Details ein. Kurz gesagt: Wir müssen Sterne finden, um die Weltordnung wieder herzustellen, und helfen dabei links und rechts allen, denen wir begegnen.

Bowser, ganz am Anfang bei seiner Lieblingsbeschäftigung, ist hier nicht der große Bösewicht, den wir bekämpfen müssen. Tatsächlich ist er nicht mal der Einzige, der Prinzessin Peach heiraten möchte. Hier gibt es neuartige Allianzen, nachdem Mario gänzlich neue Figuren getroffen hat. Da sich tatsächlich Storyelemente spoilern lassen, da Figuren in diesem Spiel sind, die später nie wieder auftauchen, verzichten wir auf weitere Beschreibungen. Es soll nur so viel gesagt sein: In dieser Welt passieren interessante Dinge.

Besonders beeindruckend an der Welt bleibt, dass sie vor Humor nur so strotzt. Selten haben wir bei der Geschichte von Spielen aus dem Super-Mario-Universum so gelacht wie hier. Schöne Wendungen und überraschende Momente sorgen hier genauso für Stimmung wie Slapstick und Wortwitze. Herrlich überraschend für ein Super-Mario-Spiel. Insgesamt ist die Atmosphäre, wenn auch zwischenzeitlich dezent unbehaglich, sehr kindertauglich und leichtfüßig.

Alles neu macht der Mario

Neben der zur Genüge besprochenen grafischen Überarbeitung gibt es einige Modernisierungsfeatures. Zwar gibt es die aus dem Original bekannten Speicherpunkte, doch wir werden hier auch mit automatischen Speicherungen beglückt. Diese erleichtern uns nicht nur das eine oder andere Ableben, sondern sorgen auch in modernen kurzlebigen Spielsessions für erheblichen Luxus. Das heutzutage gängige 16-zu-9-Format ist da kaum erwähnenswert, ebenso wie die leichte Menüführung.

Mit der Musik wurde ordentlich an der Atmosphäre-Schraube gedreht. Statt 16-Bit-Sounds mit ihrem ganz eigenen Charme werden wir hier mit orchestraler Überarbeitung derselben Musiken beglückt. Klingen sie so zwar deutlich moderner, sind die Kompositionen jedoch nicht selten so kurz, dass ihre ständigen Wiederholungen uns auffallen. Im Großen und Ganzen tut das jedoch nichts zur Sache, denn die Musik von Yoko Shimomura, ihrerseits damals wie heute Komponistin, untermalt das Geschehen sehr gelungen.

Falls ihr Fans von 16-Bit-Musik seid und beim Lesen des Absatzes eben zusammengezuckt seid: Wer den remasterten Soundtrack nicht mag, darf zur originalen 16-Bit-Version wechseln und sich ganz den klassischen Klängen ergeben. Das ist ein hervorragender Fan-Service und hätte nur dadurch noch getoppt werden können, dass es auch für die Grafik gemacht würde – hier jedoch gehen Fans von 16-Bit-Grafiken leer aus. Dafür gibt es einen Musikplayer, wenn ihr das Spiel erfolgreich beendet habt.

Schnellreisen sind eine neue Funktion, die wir auch aus den Levelgebieten heraus benutzen können. Das spart theoretisch zwar enorm Zeit, wird praktisch aber kaum gebraucht, weil Super Mario RPG wenig Motivation bietet, zu alten Levels zurückzugehen. Ebenfalls neu und motivierend sind jedoch die stärkeren Bosse, die wir nach dem Hauptspiel bezwingen können. Eine schöne Ergänzung zu einem ohnehin vollständigen Spiel.

Nostalgie in HD

Super Mario RPG ohne Untertitel für Nintendo Switch ist ein gelungenes Stück Software. Zwar sind die Beschränkungen der alten Hardware zu merken. Es gibt so etwa keine variablen Wege, alles ist sehr linear. Jedoch wurde an allen Schrauben ordentlich gedreht, die das Spiel im originalen Zustand und nur moderner wirken lassen. Fans des alten Spiels finden hier genauso viel Liebe wie neue Spieler und Spielerinnen.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Als jemand, der das Original nie gespielt hat, hat mich das Remake von Super Mario RPG begeistert. Die Mischung aus humorvoller Story, liebevoll gestalteter Grafik und einem gelungenen Kampfsystem hat mich überzeugt. Ich habe herzlich gelacht bei manchen der absurd-komischen Szenen der Geschichte. Wundervolle, humorvolle Ideen stecken in diesem nun viel angenehmer spielbaren Klassiker. Mit seinen neuen Komfortfunktionen wie Autosave ist das Spiel sehr zugänglich. Für mich ist es ein unterhaltsames Abenteuer, das die Ursprünge der Mario-Rollenspiele in die heutige Zeit holt, und somit eine klare Empfehlung für alle.