Super Tennis – TEST

Ältere Semester bekommen beim Namen Super Tennis direkt schwitzige Hände, wenn sie an spannende Matches auf dem Super Nintendo denken. Mit diesem Super Tennis hat der Titel von Ultimate Games aber nichts zu tun und sollte eher Quick Time Event Tennis heißen.


Um direkt fair zu sein, sollte den Entwicklern nicht vorgeworfen werden, sich für den Namen Super Tennis entschieden zu haben. Nicht nur, dass das gleichnamige Super-Nintendo-Spiel von 1991 zum Veröffentlichungszeitpunkt fast zwei Jahrzehnte alt ist, auch der 16-Bit-Titel nutzt denselben Namen eines bereits 1985 veröffentlichten Spiels fürs Sega Master System. Alle drei Spiele haben gemein, dass sie sich an Arcade-Gameplay-Mechaniken bedienen und Ultimate Games’ Super Tennis vermutlich etwas mehr als die 8- und 16-Bit-Klassiker. Auf eine Hintergrundgeschichte respektive einen Karrieremodus verzichtet das Spiel gänzlich. Stattdessen basteln wir uns zu Beginn des Spiels in einem rudimentären Baukasten einen eigenen Tennisspieler zusammen.

Haben wir uns für T-Shirt- und Shorts-Farbe entschieden, stehen uns drei Seasons zur Auswahl, in denen wir nach und nach neue Cups freischalten. Haben wir uns für einen Cup entschieden, müssen wir uns auf dem Tennisplatz der Reihe nach verschiedenen Rivalen stellen. Auf dem Court selbst haben wir aber nicht – wie vielleicht zu erwarten wäre – die volle Kontrolle über den Charakter. Stattdessen setzt uns Super Tennis ein Quick-Time-Event nach dem anderen vor die Nase. Das heißt, dass wir binnen weniger Sekunden eine angegebene Tastenkombination eingeben müssen, damit der Ball zurückgeschleudert wird. Sind wir oft genug erfolgreich, setzen wir zum Finalschlag an.

Großzügig und schmalspurig

Auf Dauer ist das ganz schön repetitiv. Das Spiel suggeriert, dass Saison 2 und 3 schwieriger sein sollen, doch spüren wir das kaum bis gar nicht. In zwei bis drei Cups verbleicht zwar die angezeigte Tastenkombination schnell, doch kommt dies in darauffolgenden Cups nicht mehr vor und ist auch kein Hindernis, da die Zeitspanne zur Eingabe großzügig bemessen ist. Lediglich bei der Weltmeisterschaft sind die Eingaben länger und die Zeit knapp. Während sich ein Großteil des Spiels an Anfänger richtet, kommen hier auch Profis auf ihre Kosten. Für gewonnene Matches und Cups verdienen wir ein paar Dollars hinzu und dürfen mit dem Geld im Laden zahlreiche Tennisspieler erwerben. So können wir in Super Tennis unter anderem auch in die Haut von Cowboys, Geisha oder Androiden schlüpfen.

Neben diesen Stereotypen sind auch prominente Gäste wie der Vampirfürst Dracula, der ägyptische Sonnengott Ra und (kein Scherz!) Mr. T mit an Bord. Besondere Fähigkeiten haben diese allerdings nicht, ihr Auftritt ist rein kosmetischer Natur. Selbiges betrifft auch die zahlreichen Tennisplätze in ihrem verspielten Pixel-Look. So gut wie jeder Court trumpft mit optischen Merkmalen auf. Während in Manchester ein Blitz nach dem anderen auf dem Platz einschlägt, trottet in San Francisco am Horizont ein Cable Car vor sich hin. Wer nichts gegen das dünne Gameplay und einen sich schnell wiederholenden, aber ausschaltbaren Kommentator einzuwenden hat, darf gerne einen Blick riskieren, auch wenn andere Tennisspiele die Nase ganz weit vorn haben.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Super Tennis aus dem Jahr 2020 hebt sich von anderen Titeln des Genres sehr stark ab – und das meine ich sowohl im positiven als leider auch im negativen Sinne! Selbst wenn viele Spieler Quick-Time-Events nicht mehr sehen können, gefallen sie mir nach wie vor. Super Tennis dürfte damit aber wohl den Vogel abschießen, da fast das gesamte Spiel aus diesem Feature besteht. Grundsätzlich könnte ich auch das noch akzeptieren, aber entwickelt sich das Gamedesign mit der Zeit überhaupt nicht weiter. So bleibt der Schwierigkeitsgrad nahezu durchgehend auf dem gleichen Niveau, was das ganze Spektakel zusammen mit dem sich schnell wiederholenden Kommentar eher zu einer Geduldsprobe macht. Da motiviert es auch kaum, zusätzliche Charaktere freizuschalten, da diese in puncto Gameplay keine Abwechslung bringen. Super Tennis von Ultimate Games mag eine Viertelstunde lang motivieren, doch jede weitere Minute ist meiner Meinung nach besser in andere Tennisspiele investiert – zum Beispiel Super Tennis von 1991.