Marsupilami Hoobadventure – TEST

Wenn ihr in den 70ern Comics gelesen habt, könntet ihr das Spirou-und-Fantasio-Spin-Off Marsupilami kennen. Dieses Tier mit dem neun Meter langen Schwanz hat nun ein Hüpfspiel mit großen Ambitionen spendiert bekommen, das auf der Switch einen durchwachsenen Eindruck macht.


Eine wunderbare Grafik zeigt uns Marsupilami Hoobadventure mit dem titelgebenden Fantasietier als Protagonist. Wir springen, rollen und rennen durch die zweidimensionalen Level in der Seitenansicht, um das Ziel zu erreichen und Früchte einzusammeln. Dabei sind die Level nicht platt, sondern wie in anderen Vertretern des Genres eher zweieinhalbdimensional. Nicht nur die Grafik ist gelungen. Farbenfroh, gut gelaunt, mit schicken Animationen und viel Lebendigkeit versehen, stehen die Welten denen aus Donkey Kong Country: Tropical Freeze zunächst in nichts nach.

Auch die Mechaniken der Level sind interessant und abwechslungsreich genug. Zwar gibt es keine genialen Neuerungen, aber die braucht es auch nicht, um ein gutes Spiel zu sein. Durch den langen Schwanz haben die Marsupilamis, die wir spielen können, eine eingebaute Waffe und einen eingebauten Enterhaken. Als Waffe können sie den Schwanz zu einem Knäuel formen und als Keule benutzen. Wenn bestimmte Ringe in der Welt auftauchen, können sie sich mit ihrem Schwanz auf Knopfdruck daran heranziehen und dort festhalten. Im Sprung können sie auch einen abwärts gerichteten Spiralangriff machen, um Durchgänge nach unten zu öffnen.

Für Kinder und Erwachsene ebenso

In Kombination ergeben die Bewegungsmöglichkeiten unserer Helden viele spielerische Möglichkeiten, uns in den linearen Welten voranzubewegen. Hierbei ist das Spiel optisch auf jeden Fall kindgerecht gehalten und auch der Einstieg ist von jüngeren Spielern und Spielerinnen zu meistern. Für eine noch einfachere Handhabung gibt es eine Option für unendlich viele Versuche. Leben können wir ansonsten durch das Einsammeln von einhundert Früchten wieder um eines auffüllen. Auch die Kürze der Abschnitte bis zum nächsten Speicherpunkt, der über zwanzig Level, und des Spiels insgesamt sind in kleinen Happen zu genießen.

Jedoch sind die Bosskämpfe allesamt ein Speedrun, sodass wir unter Zeitdruck einen Abschnitt besonders schnell abschließen müssen. Hierfür sind Fingerfertigkeit, Feingefühl und Schnelligkeit unbedingt nötig, da helfen auch unendlich Leben nicht weiter. Ein Luigi, der uns in den neueren Super-Mario-Spielen zeigt, wie ein Level einfach und langsam zu schaffen ist, würde in Marsupilami Hoobadventure kläglich scheitern. Das ist für erfahrenere Spieler und Spielerinnen schön, da sie so zeigen können, wie gut sie die Steuerung des Marsupilamis beherrschen, doch wäre es für jüngere Menschen fairer gewesen, diese Abschnitte optional zu machen und in den Bonuswelten zu verstecken.

Spaß an der Herausforderung

Apropos Bonuswelten: Es gibt in jeder Spielwelt ein in Scherenschnitt-Optik gehaltenes Bonuslevel, wo wir durch Ringe springen müssen, um Tickets einzusammeln. Mit den Tickets können wir Bonuswelten freischalten, die wiederum spielerisch anspruchsvoll sind und eine Herausforderung darstellen. Bonuswelten sind jedoch nicht nötig, um den im Grunde sehr kurzen Titel zu beenden und den Abspann zu sehen. Erfahrene Spieler und Spielerinnen können das Spiel ohne Vorkenntnisse in drei Stunden hinter sich bringen, weniger versierte Menschen und Kinder dürften daran um einiges länger knabbern.

Es gibt zur Geschichte des Spiels wenig zu sagen. Ganz wie bei Donkey Kong Country: Tropical Freeze gibt es eine Bedrohung für die Welt, die wir als einziges verhindern können. Hier ist es ein großes Skelett, das wir durch drei Gebiete verfolgen müssen, wobei nicht mal klar ist, was die Bedrohung eigentlich ist. Das ist kindgerecht, funktional, gut gelaunt. Apropos Gute Laune: Das gesamte Spiel ist sehr charmant und bezaubert mit Musik, Darstellung und Animationen groß wie klein. Es macht einfach Spaß, durch die Level zu rollen und Gegnern auf den Kopf zu springen.

Nicht ganz glatt

Es gibt jedoch einen kleinen Kritikpunkt, der uns die Suppe ziemlich versalzt. Leider läuft das Spiel nicht rund, sondern wirkt, als hätte es gerade nicht genug Bilder pro Sekunde, um vom Auge als flüssig wahrgenommen zu werden. Ganz so schlimm wie bei einem Dia-Abend ist es nicht, aber grundsätzlich hat Marsupilami Hoobadventure anscheinend zu wenig Rechenpower auf der Switch. Das ist besonders dann schade, wenn wir dadurch einen Sprung knapp verpassen und uns nicht sicher sein können, ob das unsere eigene Schuld oder die des Spiels ist.

Selbstverständlich wirkt das auf jeden Spieler und jede Spielerin etwas anders, aber uns ist das Ruckeln sauer aufgestoßen. Dabei macht das gesamte Spiel einen sehr runden Eindruck, ambitioniert vom richtigen Vorbild geklaut, äh inspiriert und voller Charme umgesetzt. Wer keine Ressourcen einer Firma wie Nintendo zur Verfügung hat, kann dennoch ein tolles Spiel schaffen, das dann eben in der Länge und im Umfang nicht so viel bietet, dafür aber auch kein Vollpreisspiel ist. Falls sich an der Flüssigkeit der Darstellung noch etwas täte, wäre unsere Wertung besser, so bleibt sie leider etwas auf der Strecke.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Ich mag das Marsupilami. Als Kind habe ich viele Comics aus dem Carlsen Verlag gelesen, und dadurch war es mir schon früh ein Begriff. Darum habe ich mich auch auf dieses Spiel gefreut, seit ich davon erfuhr. So viele Dinge macht es richtig und schaut sich bei den besten Vorbildern viel ab. Doch enttäuschenderweise sind die drei Charaktere etwa spielerisch alle gleich. Die Performance-Einbrüche sind schwer zu ignorieren und die Spieldauer ist wirklich gering. Allerdings ist das auch das einzige, was ich an dem Spiel zu bemängeln habe, denn ansonsten würde ich das allen empfehlen, die ein niedliches 2,5D-Hüpfspiel wollen und Donkey Kong Country: Tropical Freeze oder Rayman Origins schon durchgespielt haben.