Unforeseen Incidents – TEST

Habt ihr das Gefühl, Point-&-Click-Adventures sind etwas Tolles? Ihr könnt aber keinen aktuellen Vertreter aus dem Genre nennen, der euch richtig gut gefällt? Dann schaut euch doch Unforeseen Incidents an, das nun auf der Switch erschienen ist. Es könnte euch in Zukunft als Antwort einfallen.


Wie in jeder spannenden Geschichte beginnt dieses Spiel mit dem Erwachen unseres Protagonisten. Harper Pendrell ist ein Bastler, der sich mit Radios und aller möglichen anderen Elektronik auskennt. Eine Radiomeldung zeigt uns die Stimmung des Spiels: Es geht eine Seuche um und die Notruf-Nummer wird über das Radio durchgesagt.

Durchgesagt ist hier das Stichwort, denn besonders viel von der Atmosphäre entspringt den guten, vollständig deutsch und englisch vertonten Dialogen zwischen den Charakteren. Liebevoll handgezeichnete Grafik mit einem sehr eigenen, strichlastigen Stil zeigt uns die Welt. Genretypisch besteht diese aus über sechzig mehr oder minder zusammenhängenden Szenarien. Ein wohliges Gefühl vermittelt uns all das und wähnt uns zunächst in trügerischer Sicherheit.

Unforeseen Incidents Inventar und Morgenstimmung

Morgendämmerung wäre das Wort, um den Start des Spiels zu beschreiben, in Pastell-Farben gehalten, mit anmutiger Musik. Diese lässt uns etwas wehmütig, nostalgisch die Frage stellen, wer Harper Pendrell denn eigentlich ist. Was hat er für einen Auftrag in dieser Welt? Letzteres klärt sich direkt, als er einen Telefonanruf entgegennimmt. Ein befreundeter Wissenschaftler ruft ihn zu sich, weil sein Computer nicht lädt. Wir sind die Rettung für dieses Problem, sobald wir unser Multitool gefunden haben.

Von einem ins Nächste: Point-&-Click-Style

Als wir das Labor nach der Reparatur verlassen, treffen wir auf eine Frau, die offenbar gerade am Verenden ist. Sie sieht nicht verletzt aus, aber es geht ihr schlecht und sie blutet aus allen Öffnungen. Anscheinend ist sie mit dem Yelltown-Fieber infiziert, das momentan umgeht. Dieses hochansteckende, tödliche Fieber wurde benannt nach dem Städtchen, in dem Harper lebt.

Unforeseen Incidents Frau im Fieber

Würde die Frau uns nicht jemand anderen suchen schicken, wäre das Spiel rasch vorbei. Würden wir bei der Suche nicht auf diverse Rätsel stoßen, die wir auf clevere Weise lösen müssten, wäre es kein Point-&-Click-Adventure. So lässt sich Harper durch vier Kapitel treiben. Er gerät dabei unabsichtlich in eine Verschwörung und natürlich noch vieles mehr.

Stimmungen und Darstellungen

Nach der morgendlichen Stimmung erwarten uns in den weiteren Kapiteln natürlich noch andere Szenarien. Kalt, sonnig, dunkel, gefährlich und charmant sind nur einige der Adjektive, die uns dazu einfallen. Mehr zu sagen würde der Geschichte etwas vorwegnehmen. Es sei so viel verraten, dass sie sich zu verfolgen lohnt. Ständig wollen wir etwas Neues wissen: Warum dies, wohin führt das, wie lösen wir dieses Problem? Vorsicht, Weiterspielen könnte süchtig machen.

Unforeseen Incidents Interaktive Punkte

Hierbei beachtet Unforeseen Incidents alle Königswege, die im Genre üblich sind. Für die Steuerung von Harper und einem Mauszeiger dienen die Analogsticks. Über X können wir sämtliche interaktiven Elemente in unserer Umgebung anzeigen. So müssen wir nicht suchen. Über das Steuerkreuz können wir direkt zu den Elementen springen. Die Ausgänge der Szenarien lassen sich zum direkten Wechseln doppelt anklicken. So geht die Steuerung eines Point-&-Click-Adventures auf einer Konsole.

Kleinigkeiten in der Handhabung

Unser Inventar öffnen wir über Y und können anschließend aus der bebilderten Liste Dinge auswählen und anwenden. Da wir über den A-Knopf nur eine allumfassende Interaktion ausführen können, fallen uns manche Dinge erheblich leichter als in den Genrevertretern der früheren Jahre. Doch die Bedienung des Inventars lässt eine Zusammenführen-Funktion vermissen. So erfordert Ausprobieren ziemlich viel manuelles Durchklicken der Liste.

Unforeseen Incidents Telefon Position falsch

Der ein oder andere Bug ist in dieser Version noch enthalten, aber das wird Backwoods Entertainment hoffentlich im Nachhinein korrigieren. Zudem haben wir nichts Gravierendes erlebt. Dass Harper sich während des Telefonierens stehend durch die Szene bewegen lässt, hat uns lediglich Schmunzeln lassen.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Application Systems Heidelberg und Backwoods Entertainment haben ein charmantes und gut geschriebenes Point-&-Click-Adventure geschaffen. Ich habe mich an Erlebnisse mit Monkey Island und Indiana Jones erinnert. Dennoch bietet Unforseen Incidents einen ganz eigenen Grafikstil, der zu unverwechselbaren Charakteren geführt hat. Mir gefällt es insgesamt wirklich gut. Zudem brachte es meine zwei früheren Liebschaften wieder zurück: Gute Point-&-Click-Adventures und Spiele, die sich beenden lassen, wenn ihre Geschichte auserzählt ist.