The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics – TEST

Vergangenes Jahr spendierten Netflix und The Jim Henson Company dem Jim-Henson-Fantasy-Puppenfilm Der dunkle Kristall eine Prequel-Serie. The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics adaptiert die Serie als Strategierollenspiel.


Schon ein Blick genügt, um festzustellen, dass The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics von Taktik-Rollenspielen wie Final Fantasy Tactics, Vandal Hearts oder Shining Force 3 inspiriert ist. Damit gehört die Umsetzung der Netflix-Serie einem eher wenig beachtenden Genre an. Die Handlung folgt dabei der Geschichte der Vorlage, beginnt allerdings zu einem späteren Zeitpunkt. Viele Ereignisse werden als Rückblick erzählt. Zudem sind manche Handlungsübergänge arg holprig, einige Storydetails fehlen komplett und so manche Umsetzung einer wichtigen Szene wirkt seltsam oder zumindest aufgesetzt. Dazu gesellt sich eine recht große Portion Fanservice.

Ordentlich adaptiert

Die Nähe von The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics zur Serienvorlage ist groß. Wer Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands auf Netflix gesehen hat, wird sich schnell heimisch fühlen. Umgebungen, Charaktere, Geschichte, alles weckt Erinnerungen. Dabei setzt sich unsere im Laufe des vierzehn Figuren umfassende Gruppe aus bekannten Charakteren wie Rian, Deet, Brea oder Hup zusammen. Hier bieten die Entwickler den Fans der Serie einiges. Leider sind manche Abschnitte jedoch etwas fragwürdig adaptiert worden. Wieso kämpfen wir etwa als Brea gegen Bibliothekare? In der Serie ist dieser Abschnitt eher ruhig und phantasievoll und hat nichts mit einem Kampf gemein. Angesichts der zahlreichen Möglichkeiten und vielen enthaltenen Level, wäre eine Umsetzung in einer der mit leicht animierten Standbildern erzählten Zwischensequenzen besser gewesen.

Im Mittelpunkt stehen aber trotz allem die taktischen Schlachten. Je nach Karte treten wir einer unterschiedlich großen Gruppe gegen von der Verfinsterung verseuchte Tiere, feindliche Gelflinge oder die Skekse an. Wie im Genre üblich laufen die Auseinandersetzungen auf den überschaubaren Karten rundenbasiert ab. Am oberen Rand sehen wir eine Leiste, die angibt, wer wann an der Reihe ist. Für jedes Gruppenmitglied steht es uns frei dieses zu bewegen und anschließend anzugreifen oder eine klassenspezifische Aktion durchzuführen. So können Späher etwa mit Felsen werfen, Soldaten ihre Klingen schärfen oder Heilkundige Lebenspunkte auffrischen. Zusätzlich zur Hauptklasse mit drei Fähigkeiten, kann jeder Charakter zwei Talente einer Nebenklasse ausrüsten. Erfolgreiche Schlachten gewähren Erfahrungspunkte, die wiederum das Charakter- und Klassenlevel erhöhen. Neue Ausrüstung können wir mit Perlen kaufen. Soweit, so Standard. Das gilt auch für die Schlachten selbst.

Rudimentäres taktieren

Wie erwähnt, können wir mit unseren Charakteren verschiedene Aktionen ausführen und versuchen die jeweiligen Missionsziele zu erreichen. So müssen wir etwa alle Feinde besiegen, einen bestimmten Ort erreichen oder Schalter betätigen. Am grundsätzlichen Gameplay ändert sich dadurch jedoch wenig. Die Schlachten sind dabei weitaus weniger taktisch, als es vielleicht auf den ersten Blick wirkt. Obwohl wir auf die Aktionen der Gegner und Umgebungsereignisse achten müssen, bleiben unsere Möglichkeiten im weiteren Spielverlauf zu eingeschränkt. Fähigkeiten und Charakterentwicklung fehlt es genauso wie dem Schlachtendesign an der nötigen Finesse. Alles wirkt auf Dauer zu einfach und simpel. Gerade Genre-Kenner dürften Tiefgang vermissen. Serienkenner hingegen stören sich an der oft fehlenden Faszination und Phantasie der Vorlage. Dazu kommen unnötige Designschnitzer. Wieso müssen etwa noch alle Schalter umgelegt oder ein bestimmtes Gebiet erreicht werden, wenn alle Gegner bereits besiegt sind? Dadurch können sich manche Level unnötig ziehen. Hier wäre definitiv mehr drin gewesen. So bleibt The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics zwar ein ordentliches Taktik-Rollenspiel, dem es jedoch an Tiefgang mangelt und das zu oft bei der Serienumsetzung ins Schlachten-Genre zwanghaft vorgeht.

Immerhin leistet sich das Spiel keine technischen Schnitzer. The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics läuft rund, fängt den Puppenstil der Vorlage gut ein und kann auch sonst mit einer schicken Grafik überzeugen. Dass die Optik etwas simpel ist, hat uns dabei nicht gestört, da sie stilistisch überzeugen kann. Ähnliches gilt für den schönen Soundtrack, der das Geschehen immer gelungen untermalt. Auf eine Sprachausgabe abseits von kleinen Soundschnipseln wurde allerdings verzichtet. Der ordentlichen Präsentation von Spiel und Geschichte schadet das jedoch nicht. Serienkenner, die kein zu komplexes Taktik-Rollenspiel erwarten, könnten sich mit The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics anfreunden, müssen aber bei der Adaption einige Schnitzer hinnehmen.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Schon seit der Ankündigung habe ich mich auf The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics gefreut. Ein Taktik-Rollenspiel im Stile von Final Fantasy Tactics in der phantasievollen Welt von Der dunkle Kristall. Das klang einfach überaus interessant. Dass es sich um eine Adaption der Netflix-Prequel-Serie handelt, hat mich angesichts der hohen Qualität von dieser nicht gestört. Leider ist das Spiel nicht so gut geworden, wie ich gehofft habe. An sich ist The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics kein schlechtes Spiel. Das Gameplay funktioniert, die Geschichte ist weitgehend ordentlich erzählt und technische Probleme treten keine auf. Allerdings sind die Taktik-Rollenspiel-Elemente etwas zu simpel und manche Szenen werden unnötig und unverständlich in Schlachten verpackt. Das eine stört Genre-Kenner, das andere Serienfans. Beides hätte besser sein können und müssen. Da helfen weder die drei Schwierigkeitsgrade noch die durchaus stimmungsvolle Atmosphäre samt schönem Soundtrack. Schade, hier wäre mehr drin gewesen. Aber es sei nochmal erwähnt: Ein schlechtes Spiel ist The Dark Crystal: Age of Resistance Tactics nicht. Taktik-Rollenspiel-Anfänger könnten genauso Spaß haben wie Serienkenner, die sich an so manch aufgesetzter Schlacht nicht stören.