The Lost Child – TEST

Inzwischen gibt es auch auf der Nintendo Switch einige nennenswerte Rollenspiele. Mit The Lost Child erscheint nun ein sehr klassischer und sehr japanischer Vertreter seines Genres auf der Hybrid-Konsole.


Der frischgebackene Journalist Hayato Ibuki wird von seinem Chefredakteur auf die Straße gesetzt, um nervenaufreibende Storys an Land zu ziehen. Dass er dabei aber vom Engel Lua aufgegabelt wird, damit hätte er nicht gerechnet. Auch nicht, dass er schon nach den ersten Spielminuten als stereotypischer Auserwählter gegen seltsame Wesen kämpfen muss.

Das geschieht in den Layers, Zwischendimensionen, die sich zwar in der Großstadt Tokio befinden, aber nicht von jedermann betreten werden können. Durch diese Areale bewegen wir uns für Dungeon Crawler typisch aus der Egoperspektive, decken umfangreiche Karten auf und warten, bis wir von dämonischen Kreaturen in Kämpfe verwickelt werden. Diese laufen nach klassischer rundenbasierter Manier ab und fordern uns je nach eingestellten und jederzeit wechselbaren Schwierigkeitsgrad mal mehr, mal weniger.

Nicht jeder Weg führt nach Rom

Anspruchsvoller ist dagegen das Design dieser Layer. Die durchaus umfangreichen Areale sind mit Schalter- und Schlüssel-Rätseln angereichert, die in längeren Spielpassagen enden. Leider ist die Struktur der Labyrinthe alles andere als klar ersichtlich und viele Wege enden in sinnfreien Sackgassen. Spieler, die mit diesen traditionellen Dungeon-Designs nicht zurechtkommen, werden von The Lost Child schnell ermüdet zurückgelassen.

Für Abwechslung sorgen dafür die Dämonen namens Astrals, die dank des Gangours von Feind zum Freund werden. Dieses schusswaffenartige Gerät erlaubt es, unsere Party mit diesen Kreaturen anzureichern und mit ihnen weiterzukämpfen. Sie bringen neben ihren eigenen Statusklassen und Fähigkeiten sehr abwechslungsreiche und kreative Designs mit sich. Das Ganze erinnert stark an die Ableger der Shin-Megami-Tensei-Reihe, in diesem Fall jedoch auf jeden Fall im positiven Sinne.

Kontrastreiches Tokyo

Abseits der Dungeons gehen wir dem Tagewerk eines Journalisten nach. Das heißt wir reden mit Passanten und besuchen dafür etliche Gebiete auf der japanischen Insel. An der Laufarbeit müssen wir aber nicht teilhaben – die einzelnen Orte steuern wir über Menüpunkte an. Lua, die uns auch in den Kämpfen beisteht, begleitet unseren stummen Protagonisten und hat die größte Sprechrolle. Als Sidekick bringt sie uns in der Story voran, die sich nicht nur um die Menschen, sondern auch um höhere Wesen dreht. Dazu gesellen sich vielen Mythen und urbane Legenden, die perfekt zum Journalisten-Szenario passen.

Etwas schade ist dagegen, dass die Interface-Elemente teilweise überdesignt – teilweise unübersichtlich – ausfallen und die Navigation in Menüs etwas zäh vonstatten geht. Die Dungeons sind dazu aus den immer gleichen 3D-Baukasten-Elementen zusammengefügt worden und bilden einen kleinen Kontrast zu den schönen 2D-Hintergründen in Tokyo. Das Spiel richtet sich eindeutig an die Fans dieser japanischen Rollenspiel-Kategorie, diese werden die Highlights des Titels aber zu schätzen wissen.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

The Lost Child richtet sich eindeutig an Fans von Dungeon Crawlern und anderen Spielsystemen, die in vielen japanischen Rollenspielen vorkommen. Diese Spieler werden sich nicht an den monotonen Dungeons stören und sich besonders über die vielfältigen Dämonen-Designs freuen. Das Setting, angesiedelt im modernen Tokyo und gleichzeitig mit Science-Fiction- und Fantasy-Elementen angereichert, gehört definitiv zum Highlight des Spiels. Leider wird das Erlebnis von einer eher ungelenken Menüführung getrübt. Wer dran bleibt, wird aber mit spannende Story-Entwicklungen und einer ordentlichen Spielzeit belohnt.