The Night of the Rabbit – TEST

Fast elf Jahre nach der Erstveröffentlichung für PC, hat Daedalic Entertainment das Point-&-Click-Adventure The Night of the Rabbit Anfang Mai 2024 für die Nintendo Switch veröffentlicht. Das Abenteuer führt uns als Jerry Haselnuss auf der Suche nach Zauberei in eine märchenhafte Welt.


Als The Night of the Rabbit im Mai 2013 erschien, genoss Daedalic Entertainment den Ruf, dem Point-&-Click-Adventure-Genre zu neuem Glanz verholfen zu haben. Spiele wie Edna bricht aus, The Whispered World oder Deponia erlangten hohe Wertungen. Das auf einer Idee von Matt und Sebastian Kempke basierende The Night of the Rabbit fügte sich auf dem PC trotz einiger Eigenständigkeiten gut in das Portfolio des Hamburger Studios ein. Nachdem bereits andere Daedalic-Adventure eine Portierung für die Nintendo Switch erhalten haben, ist Anfang Mai 2024 auch The Night of the Rabbit endlich für die Hybrid-Konsole erschienen. Auf Neuerungen wurde dabei abgesehen von notwendigen Anpassungen bei der Steuerung und Technik verzichtet. Bereits im Vorfeld sei verraten: The Night of the Rabbit lässt sich auf der Switch sehr gut spielen und läuft flüssig.

Magischer Lehrling

The Night of the Rabbit erzählt vom zwölfjährigen Jerry Haselnuss, der mit seiner Mutter in einem Haus im Wald abseits der Stadt wohnt. Kurz vor dem Ende der Sommerferien macht Jerry eine ungewöhnliche Entdeckung, trifft den menschengroßen, sprechenden Hasen Marquis de Hoto und wird von dem Zauberer als Lehrling angenommen. Gemeinsam reisen sie durch einen Portalbaum nach Mauswald. Hier leben Mäuse, Eichhörnchen, Hasen, Frösche und andere Tiere. Allerdings sorgen Krähenangriffe aktuell für Ärger und auch Zauberer und Baumwandler, wie der Marquis sich selbst bezeichnet, sind nicht mehr jedem bekannt. Jerrys erste Aufgabe ist es aber, sich seiner Ausbildung zu widmen. Dafür muss er ein Fest vorbereiten und Zaubersprüche lernen. Mit der Zeit zeigt sich, dass etwas Finsteres vor sich geht und mehrere Welten in Gefahr sind. Es ist an Jerry wieder für Ordnung zu sorgen.

Die Geschichte ist die größte Stärke von The Night of the Rabbit. Obwohl die Handlung ein paar altbekannte Standards aufweist, versteht es das Adventure, eine märchenhafte, fantastievolle Welt voller Leben zu erschaffen. Zugleich überzeugt die Geschichte mit zahlreichen Wendungen und der sehr persönlichen Note, die Jerry in die Erzählung bringt. So versteht es The Night of the Rabbit auf magische Weise zu fesseln und selbst über spielerische Schwächen hinwegsehen zu lassen, weil wir erfahren wollen, was als nächstes auf Jerry wartet. Selbst einige unnötige Längen wirken sich kaum negativ aus. Zu verdanken ist das auch den größtenteils toll geschriebenen Figuren, die lebhaft auf deutsch vertont sind.

Umständlich komplex

Leider kann das Gameplay nicht ganz mit der Geschichte mithalten. Grundsätzlich überzeugt The Night of the Rabbit allerdings auch spielerisch. So setzt das Point-&-Click-Adventure auf gewohnte Genre-Stärken. Als Jerry erkunden wir die magischen Welten, die wir im Laufe unseres Abenteuers besuchen. Wir sprechen mit verschiedenen Charakteren, sammeln Gegenstände ein, kombinieren diese, untersuchen die Umgebung und lösen Rätsel. Allerdings fällt der Schwierigkeitsgrad von The Night of the Rabbit recht hoch und manchmal sogar zu hoch aus. Einige Rätsel sind zu kompliziert und umständlich, können sogar leicht frustrierend sein. Dank der optionalen Hilfe kommen wir zwar immer weiter, dennoch ist es ärgerlich wenn wir immer wieder hängen bleiben und ewig überlegen, was wir tun müssen, um weiter zu kommen.

Zusätzlich setzt The Night of the Rabbit auf eine Vielzahl an Gameplay-Elementen, die dafür sorgen, dass die Rätsel noch komplexer werden. So lernen wir als Jerry mit der Zeit verschiedene Zauber. Diese benötigen wir neben Jerry magischer Münze, Gegenständen, Hinweisen und der Umgebung, um voranzukommen. Außerdem können wir nach einiger Zeit frei zwischen Tag und Nacht wechseln. Die vorhandenen Unterschiede sorgen für weitere Möglichkeiten. Das ist alles an sich lobenswert und zeigt wie umfangreich The Night of the Rabbit ist. Leider wird das Adventure manchmal aber zu kompliziert. Doch nicht falsch verstehen: Das gilt nicht immer und oft bietet The Night of the Rabbit einfach nur spaßige Genre-Unterhaltung. Einige Rätsel sind wirklich gelungen und angenehm gestaltet. Zudem ist es immer zufriedenstellend und befriedigend, wenn wir eine Knobelaufgabe gelöst haben und weiterkommen. Hier trumpft das Adventure immer mit enorm hohem Charme auf. Gerade wenn wir den anderen Figuren helfen oder etwas Unerwartetes passiert, ist das eine große Belohnung für die gelösten Rätsel.

Malerische Präsentation

Abseits der Geschichte warten auch noch einige weitere Beschäftigungen auf uns. So sammeln wir Hörbuch-Episoden, Sticker und Tautropfen. Letztere haben sogar eine direkte Verbindung mit der Geschichte und sind deshalb das bedeutendste Sammelobjekt. Zudem dürfen wir uns dem Kartenspiel Quartett widmen. Fast jeder Charakter, dem wir begegnen, tritt gegen uns an. Dafür sammeln wir ebenfalls jeweils vier Karten aus acht verschiedenen Sets. Für das Spielen von Quartett, ist es aber nicht notwendig alle Karten zu besitzen. Eine schöne auflockernde Beschäftigung, der wir uns zeitweise mehr gewidmet haben als der Geschichte und den Rätseln.

Optisch überzeugt The Night of the Rabbit mit malerischen Zeichnungen, detailreichen Hintergründen und schicken Charakterdesigns. Wie für Daedalic-Adventures üblich, trumpft die Grafik mit zahlreichen Feinheiten auf und versteht es viel Abwechslung und eine erstklassige Atmosphäre zu bieten. Unterstützt wird das vom exzellenten und stimmungsvollen Soundtrack. Gelungen ist außerdem die Controller-Steuerung mit der wir Jerry direkt kontrollieren und Hit-Points in unserer Nähe mit dem rechten Stick auswählen. Lediglich einige unpraktisch platzierte Objekte wie die sammelbaren Tautropfen sind manchmal schwer zu markieren, da wir dafür fast Pixel-genau stehen müssen. Das wirkt sich aber kaum negativ aus, so dass der grundlegende Spielspaß erhalten bleibt. Trotz der teilweisen Schwächen, sollten sich gerade erfahrene Point-&-Click-Adventure-Fans von Schwierigkeitsgrad und den umständlichen Rätseln nicht abschrecken lassen.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Da The Night of the Rabbit eines der wenigen Daedalic-Adventure ist, die ich auf dem PC nicht gespielt habe, bin ich froh über die Switch-Umsetzung. Schnell bin ich in der magischen Welt versunken und habe mich in dem spannend erzählten Abenteuer von Jeremias „Jerry“ Haselnuss verloren. Leider sorgen einige etwas zu komplizierte und umständliche Rätsel für etwas Ernüchterung. Trotzdem hatte ich insgesamt viel Spaß mit The Night of the Rabbit. Die Schwächen werden von dem märchenhaften Szenario, der zauberhaften Geschichte und den tollen Charakteren locker ausgeglichen. Zumal das Erfolgserlebnis nach einem gelösten Rätsel groß ist. Entsprechend sollten Point-&-Click-Adventure-Fans, dem Abenteuer von Jerry eine Chance geben. Alleine die Geschichte ist definitiv einen Blick wert.