Titan Quest – TEST

Als Titan Quest 2006 erstmals für den PC erschien, zählte das Action-Rollenspiel zu den besten Diablo-Klonen, die es bis dahin gab. Noch heute wird der Titel als einer der besten Genre-Vertreter aller Zeiten genannt. Trotz des Alters also große Freude über den Switch-Port und damit Diablo-Ersatz? Leider nicht, da sich im Test einige Ungereimtheiten und Probleme offenbaren.


Angesiedelt ist Titan Quest, das auf der Switch mit dem ersten Addon Immortal Throne erschienen ist, im mythologischen Griechenland. Dementsprechend kloppen wir uns durch allerlei Gegner wie Satyrn oder Harpyien, die aus den antiken Geschichten bekannt sind. Gerade das Setting kann gemeinsam mit der durchaus interessanten Story überzeugen. Ähnliches gilt für das komplexe Charaktersystem, das mit 28 Klassen umfang- und abwechslungsreich ausfällt. Doch bereits bei der Grafik zeigen sich erste Mängel.

Unpräzise Ruckelei

Natürlich sollte von einem zwölf Jahre alten Spiel keine moderne Technik erwartet werden. Schließlich ist Titan Quest ein Remaster und kein Remake. Grundsätzlich ist das Action-Rollenspiel auch recht schick. Zumindest solange wir nicht zu nah heranzoomen. Matschige Texturen und fehlende Animationen sowie Pop-ups trüben den Gesamteindruck, erweisen sich aber als verschmerzbar. Besonders im Vergleich mit der instabilen Framrate. Läuft Titan Quest im Handheld-Modus recht flüssig, offenbaren sich am Fernseher und insbesondere im Split-Screen-Koop-Modus teils starke Ruckler, die nicht nur den Spielspaß beeinflussen, sondern in seltenen Fällen sogar zu eingefrorenem Bild führen können.

Angesichts versprochener 1200 Verbesserungen, fragen wir uns, wo bei der Switch-Portierung diese zu finden sind, wenn nicht bei der Technik. Leider zeigt sich, dass Titan Quest auch an anderen Stellen so manches Problem aufweist. Die Schrift ist oft zu klein, was im Handheld-Modus zu unlesbaren Texten führt. Das winzige Inventar erfordert häufig Rückreisen in Städte, um unsere gefundenen Items – und davon gibt es Massen – entweder einzulagern oder zu verkaufen. Weitaus negativer fällt aber die Steuerung und das davon beeinflusste Kampfsystem auf. Theoretisch ist die Bedienung recht ordentlich von der Maus auf den Controller übertragen worden. Unseren Charakter steuern wir direkt und ein Button reicht für Standardangriffe. Allerdings können wir mangels Mauszeiger unser Ziel nicht mehr direkt anwählen. Stattdessen kommt eine automatische Lock-on-Funktion zum Einsatz. Selbstständiges Wechseln zwischen mehreren Gegnern ist nicht möglich. Das führt dazu, dass wir häufig mitten in ein Lager rennen, Feinde links liegen lassen, nur um das vorgegebene Ziel anzugreifen. Natürlich sind wir schnell umzingelt und geraten deshalb in Schwierigkeiten. Nervig und dem eigentlichen Spielprinzip nicht entsprechend. Denn gerade die Kämpfe sollten in einem Action-Rollenspiel motivieren und gut funktionieren. Zudem führt die hakelige Steuerung dazu, dass sich Items ausgesprochen schlecht Einsammeln lassen und nicht selten ist es uns passiert, dass wir den falschen Gegenstand aufgehoben haben.

Leider kann Titan Quest aus heutiger Sicht auch in anderen Disziplinen nicht mehr so überzeugen wie 2006. Damals haben eintönige Schlauchlevel und Standard-Quests weit weniger gestört als das auf der Switch der Fall ist. Genre-Kenner sind mittlerweile einfach besseres gewohnt. Allerdings ist dieser Aspekt auch der eigenen Einstellung geschuldet. Wer mit dem Wissen um das Alter von Titan Quest das Abenteuer angeht und sich darauf einlässt, kann zumindest diese Mängel sicherlich verschmerzen. Gemeinsam mit dem lokalen Mehrspieler-Modus für zwei und dem Online-Koop-Modus für bis zu sechs Spieler, dem interessanten Setting und der gelungenen Geschichte, bietet Titan Quest also auch einige positive Seiten. Leider trüben die ungenauen Kämpfe, die misslungene Steuerung, die schlechte Technik und einige Bugs das Spielgefühl jedoch so sehr, dass nur schleppend oder selten Spaß aufkommt. Bedauerlich, da bei etwas mehr Feinschliff eine ordentliche Portierung möglich gewesen wäre.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Ein wenig hat mich die mangelhafte Portierung von Titan Quest enttäuscht. Da ich vor einigen Jahren durchaus noch Spaß mit der PC-Version hatte, habe ich gehofft in dem Action-Rollenspiel ein motivierendes Mythologie-Abenteuer zu erhalten. Die schlechte Technik und ungenaue Steuerung haben jedoch schnell gezeigt, dass dem nicht so ist. Wie wenig Mühe in die Switch-Umsetzung investiert wurde zeigt die fehlende Nutzung besonderer Konsolen-Features. Handheld-Modus ist vorhanden, aber weder eine Touchscreen-Steuerung noch HD-Rumble werden unterstützt. Damit zeigt sich Titan Quest von einer schlechten Seite und das nicht nur wegen des Alters. Aufgrund der Diablo-3-Ankündigung, sollten Genre-Fans lieber warten bis das neuere Blizzard-Action-Rollenspiel für die Switch erhältlich ist. Lediglich Mythologie-Setting und Geschichte sprechen für Titan Quest. Das reicht aber nicht aus, um sich im Genre behaupten zu können.