Tokyo Psychodemic – TEST

Als Detektiv ist es in Tokyo Psychodemic unsere Aufgabe, mit unserer Kollegin Tomona Akiba geheimnisvolle Kriminalfälle zu lösen. Dafür sichten wir Beweismittel, suchen Hinweise und beantworten offene Fragen. Angesiedelt in einem Tōkyō nach einem schweren Virusausbruch, ist es unser Ziel, die Wahrheit hinter einem Fall über einen Kult und psychische Kräfte aufzuklären.


Tokyo Psychodemic wird offiziell als realistische Forensiksimulation beschrieben. Das passt relativ gut, da es unsere Aufgabe ist, unerklärliche Fälle genauer zu untersuchen und aufzuklären. Dafür müssen wir Videoaufnahmen, Fotografien, Dokumente und weitere Beweise genau analysieren, Hinweise entdecken und Antworten finden, die uns näher an die Lösung eines Falls bringen. Spielerisch gestaltet sich das wenig spektakulär und trotz guter Ansätze häufig langweilig und schleppend.

Belastetes Tōkyō

Angesiedelt ist Tokyo Psychodemic in der japanischen Hauptstadt nach dem Ausbruch einer unbekannten tödlichen Virusinfektion. Dieser sind sogar hochrangige Mitglieder der japanischen Regierung zum Opfer gefallen. Unter der Führung eines Experten für Infektionskrankheiten als neuen Premierminister, konnte die Krankheit bezwungen und eine grobe Normalität wieder erlangt werden. Zugleich hat der Fall eines geheimnisvollen Kults, der eng in die Ermittlungsbehörden Tōkyōs hineinreichte, für Misstrauen gesorgt. Als selbsternannter Detektiv ermitteln wir gemeinsam mit unserer Kollegin Tomona Akiba in unerklärlichen Fällen, die möglicherweise mit dem Kult und dessen verschwundenem Anführer zusammenhängen könnten.

Jedes Kapitel behandelt dabei einen neuen Fall. So befassen wir uns mit einem in einer Garage fast vollständig verbrannten Mann oder mit Leichenteilen, die vom Himmel gefallen sind. Statt jedoch wie in einem Adventure Zeugen zu befragen oder Tatorte zu untersuchen, ermitteln wir fast ausschließlich in unserem Kellerbüro. Jeder Fall ist mit Videos von Smartphones oder Sicherheitskameras, Fotos, Dokumenten und anderen Beweisen verknüpft. Der Ablauf fällt dabei recht linear aus, da wir eine zentrale Frage haben, die wir anhand der Beweise versuchen zu beantworten. Leider gestaltet sich das Sichten der Beweise oftmals als schleppend. So ist es zwar stimmungsvoll, dass Tokyo Psychodemic mit Live-Action-Aufnahmen arbeitet, doch laufen die Videos in Echtzeit ab. Spulfunktionen, schneller Vorlauf und Ähnliches schaffen zwar Abhilfe, wir müssen aber auch Details erkennen. Zumindest theoretisch, da Tomona oft eingreift und uns die eigenständige Ermittlung abnimmt.

Fehlende Eigenständigkeit

Neue Beweise erstellen wir mit Screenshots von Videos oder indem wir automatisch einen unserer Experten für verschiedene Themen anrufen. Selbst auswählen, wen wir nach etwas fragen wollen, können wir nicht. Genauso wenig können wir Entscheidungen treffen oder falsch liegen. Das nimmt einiges an Spannung aus den Ermittlungen. Da Tokyo Psychodemic aber auch nicht als Film oder Visual Novel funktioniert, sind wir gezwungen, uns dem schleppenden Gameplay zu stellen, um in der durchaus interessanten Geschichte voranzukommen. Das Untersuchen von Dokumenten gestaltet sich dabei sogar noch anstrengender als das Sichten von Videos. Hier müssen wir mit einem Cursor die Texte durchgehen und das in sehr naher Zoomstufe. Das ist nicht nur anstrengend für die Augen, sondern dauert auch noch lange. Da ist es fast schon ein Glück, dass gesuchte Textzeilen hervorgehoben und nicht von uns eigenständig gefunden werden müssen.

Leider verschenkt Tokyo Psychodemic gerade beim Gameplay viel Potenzial, zumal die Ansätze durchaus spannend klingen und anfangs auch motivieren. Bereits im Verlauf des ersten Falls, kommt jedoch die Ernüchterung. Akzeptieren wir dies noch als mögliches Tutorial, zeigt sich spätestens beim zweiten Fall, dass der lineare und oft mit Hilfen verbundene Ablauf erhalten bleibt. Die interessante Geschichte und aufwändige Umsetzung mit echten Filmszenen reichen leider nicht aus, um die Forensiksimulation zu retten. Etwas mehr Eigenständigkeit und mehr Interaktionsmöglichkeiten hätten Wunder gewirkt. Immerhin ist die Grafik ordentlich, die Atmosphäre weitgehend gelungen und die japanische Vertonung gut. Zudem läuft Tokyo Psychodemic auf der Nintendo Switch sowohl im Handheld-Modus als auch am Fernseher durchgehend flüssig und ohne Fehler. Umso bedauerlicher sind die spielerischen Schwächen.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Tokyo Psychodemic spricht mich mit dem Konzept einer realistischen Forensiksimulation sowie den Ermittlungen im Fall eines geheimnisvollen Kults sofort an. Ähnliches gilt für die Verbindung von Anime-Charakteren mit Live-Action-Filmaufnahmen. Das Gameplay mit Beweise untersuchen, Hinweise finden und Fälle aufklären gefällt mir ebenfalls. Umso bedauerlicher ist es, dass Tokyo Psychodemic gerade spielerisch so schleppend und flach bleibt. Grundsätzlich zeigt sich viel Potenzial, das jedoch nicht genutzt wird – schade! So ist Tokyo Psychodemic ein schwaches Spiel, das sich kaum lohnt. Lediglich wer die Geschichte erleben will und sich mit den erwähnten Schwächen arrangieren kann, sollte einen Blick wagen. Das ist dank der kostenlosen Demo zumindest zum Redaktionsschluss dieses Tests möglich.