Torchlight II – TEST

Als Torchlight II im Jahr 2012 erschien, war es Vorreiter seines Genres Action-Rollenspiel. Im Jahr 2019 wurde es unter anderem für Nintendo Switch erneut veröffentlicht, komplett mit neuer Steuerung, exklusivem Pet und der Möglichkeit zum Spielen unterwegs. In vier Klassen können wir in der fiktiven Welt Unmengen von Monstern vermöbeln und viel Beute einsammeln.


Vier Klassen stehen uns zur Auswahl, die sehr unterschiedlich ausfallen und uns verschiedenste Fertigkeiten bieten. Als Vagant halten wir uns am besten mit Fernkampfwaffen die Gegner vom Hals, da wir recht zerbrechlich sind, wir können uns aber auch mit verschiedenen Fernzaubern behelfen. In der Rolle des Berserkers sind wir klassischer Nahkämpfer, der genug aushält, aber auch gut austeilen kann. Wählen wir die Klasse Glutsteinmagier, finden wir eine Reihe von Elementarzaubern in unserem Repertoire und können uns teleportieren, sind aber ebenfalls körperlich nicht der Stärkste.

Letztlich bleibt uns noch die Option Ingenieur, mit dem wir massive Fern- oder Nahkampfwaffen verwenden können, und somit einen sehr flexiblen Charakter haben. Flexibel ist auch unsere äußere Erscheinung bei Geschlecht, Gesicht und Frisur, einen Einfluss auf das Gameplay hat das allerdings nicht. Nach dem Charakterfeintuning haben wir freie Auswahl bei einem Begleiter, hier stehen uns zum Beispiel Katze, Frettchen oder Hund zur Verfügung, aber auch eine aus Half-Life bekannte Kopfkrabbe, das aus dem Vorgänger bekannte Tier Chakawary oder das Switch-exklusive pummelige Einhorn – neben einigen weiteren Tieren.

Torchlight verbrannt, es lebe Torchlight

Mit einem frisch erstellten Spielcharakter beginnen wir das Spiel. In einer comicartigen Videosequenz wird uns die Szenerie erklärt, denn einer der Helden des Vorgängers, der Alchemist, findet sich plötzlich auf der Seite der Bösen wieder und zerstört die Mine unter der Stadt Torchlight und die Stadt selbst gleich mit. Direkt im Anschluss können wir loslegen und werden direkt mit dem Spielprinzip bekannt gemacht.

Im halbzerstörten Lager finden wir einige Wachen, die wir ansprechen können. Eine von denen hat einen Auftrag für uns, der uns vollvertont vorgelesen wird. Hier fällt direkt auf, dass die Sprachausgabe recht lieblos gestaltet wurde und uns nicht ins Spielgeschehen zu ziehen vermag, sondern eher wirkt als würde jemand einen gefundenen Zettel vorlesen, ohne zu wissen, worauf der Verfasser hinaus wollte. Das zieht sich leider auch durch weitere Vertonungen von Questgebern.

Andere Wachen, die wir anzusprechen versuchen, zeigen uns eine Sprechblase mit einem sehr langen Erklärungstext, den zu lesen eine Herausforderung darstellt, denn sie laufen umher und die Sprechblase verschwindet, wenn wir nicht geschickt hinterherlaufen. Beim nächsten Ansprechen zeigt die Sprechblase einen anderen Text. Zudem sprechen sie währenddessen eine Floskel, die eher verwirrt als hilft, da sie nicht viel mit dem Sprechblasentext zu tun hat. Hier wäre etwas Feinschliff hilfreich gewesen.

Erste Schritte im Spiel

Nach dem Lager kommen wir, stets in Begleitung unseres Begleiter-Tiers, in das erste Gebiet mit Feindkontakt in Form von kleinen Wichten. Hier können wir die Steuerung üben, die uns im Vorfeld nicht beigebracht wurde, und die sich im späteren Verlauf als ziemlich komplex herausstellt. Nach kurzer Wanderung erreichen wir den ersten Stützpunkt, eine Enklave der Estherianer, die die Gegend Estheria bewohnen, und die uns weitere Aufträge übermitteln.

Mit der für die Erfüllung der Aufträge versprochenen Beute im Kopf machen wir uns also nach und nach auf den Weg, Monster zu plätten und Geld zu scheffeln, Quest-Gegenstände einzusammeln und zwischendurch Bossgegner zu besiegen. Währenddessen erlangen wir Erfahrungspunkte, die uns im Level aufsteigen lassen.

Lootspirale als Kernkompetenz

So oder ähnlich funktioniert das gesamte Spiel: Wir sammeln Aufträge, erlegen Monster, sammeln Beute und erreichen neue Level und Fähigkeiten. Zufallsgenerierte Gebiete mit dementsprechend zufälligen Gegnern und zufälliger Beute sorgen für einen hohen Wiederspielwert, ebenso wie der New-Game-Plus-Modus, bei dem nach dem ersten Durchspielen das Spiel in knackigerer Variante erneut gespielt werden kann. Dabei bietet Torchlight II schon an sich genug Abwechslung durch verschiedenste Level in vier Akten und unterschiedlichste Gegnertypen.

Storytechnisch ist Torchlight II überschaubar, was aber dem Spiel wenig Abbruch tut, denn die Loot-Spirale ist hier das große Verkaufsargument. In diesen Aspekt des Spiels scheint auch das meiste Augenmerk gelegt worden zu sein. Stetig neue Gegenstände zu ergattern, ständig neue Level zu erreichen und Fertigkeiten zu bekommen und den eigenen Charakter immer mehr den eigenen Wünschen anzupassen, das ist der Kern von Torchlight II und das funktioniert auch sieben Jahre nach dem ursprünglichen Release noch sehr gut.

Multiplayer und Technik mit Charme

Torchlight II bietet einen Multiplayer-Modus, der in jedem Fall mehrere Konsolen erfordert, sei es über das lokale Netzwerk oder das Internet. Mit Freunden macht das Spiel mehr Spaß, da die Klassenverteilung ein ausgewogeneres Spiel-Erlebnis ermöglicht. Auch eine Lobby für das Spielen mit Fremden findet sich im Spiel wieder.

An der grafischen Umsetzung von Entwicklerschmiede Runic Games und der Portierung durch die Magier von Panic Button Games gibt es wie immer nichts auszusetzen. Das Spiel läuft auf der Switch äußerst gut und sieht sehr gut aus. Zur gelungenen Atmosphäre trägt der gute Score von Matt Uelmen bei, der auch für die Musik bei Hob und diverse Spiele von Blizzard Entertainment verantwortlich zeichnet, allen voran Diablo II.

Den Vergleich zur Diablo-Reihe muss sich Torchlight II natürlich gefallen lassen, da es im Grunde das gleiche Spiel zu sein versucht, nur grafisch etwas comichaft-ausgefallener. Leider zieht Torchlight II beim direkten Vergleich zu Diablo III den kürzeren, denn viele Feinheiten sind beim Konkurrenten besser gelöst, allen voran die Story und der Wiederspielwert, aber auch der lokale Ein-Konsolen-Multiplayer-Aspekt. Die guten Wertungen, die das Original 2012 übergreifend bekommen hat, verdient es zwar, allerdings gab es da auch Diablo III noch nicht.

Dennoch ist der Charme von Torchlight II nicht zu leugnen und manche Aspekte sind tatsächlich besser gelöst. Dass wir unser Begleiter-Tier mit einem Sack voll Beute ins Dorf schicken können, wo es diese verkauft und anschließend zu uns zurückkommt, ist eine große Erleichterung. Allein dass es ein pummeliges Einhorn als Begleiter gibt, ist ein guter Kaufgrund für Torchlight II.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Wenn es Diablo III für die Switch nicht gäbe… So landet Torchlight II leider nur auf dem zweiten Platz im Genre. Für den avisierten Budget-Preis von circa zwanzig Euro ist der Titel allerdings locker sein Geld wert und kann für etliche Stunden Spielspaß sorgen. Ich würde Torchlight II problemlos allen empfehlen, die mit Diablo III nichts anfangen können, die auf gute Gitarrenmusik stehen oder die einen etwas comichafteren Look bevorzugen. Denn die Umsetzung für die Switch ist gelungen, das Spiel läuft sehr gut und es bietet genug Spielspaß für eine ganze Weile.