VA-11 HALL-A: Cyberpunk Bartender Action – TEST
In VA-11 HALL-A: Cyberpunk Bartender Action mixen wir an der Bar Drinks für redselige Gäste – das ganze ist ein nostalgischer Genre-Mix aus Visual Novel und Simulation. Beide Genres gehen Hand in Hand, aber dennoch artet das Spiel zu keinem Zeitpunkt aus.
Wir bedienen im Nachtleben dieser Science-Fiction-Welt die Barkeeperin Jill, und damit auch die Gäste, die sich in dem gemütlich eingerichteten Etablissement namens Valhalla zur späten Stunde einfinden. Während wir die Kunden mit Drinks versorgen, erfahren wir im Laufe einer Schicht mehr über die jeweiligen Figuren. Einige kennt unser Charakter schon von früher, viele Gäste sind aber neu, die Gesprächsthemen gehen von seichten Alltags-Anekdoten, über ihre Jobs bis zu ihren Beziehungen.
Was banal klingt, macht aber genau den Reiz von VA-11 HALL-A aus. Zum einen sind die Geschichten trotz der Kürze des Aufenthalts der Kunden so gut wie immer mitreisend genug, zum anderen erfahren wir so auch mehr über die Welt und ihren Regeln, in der das Spiel stattfindet. Viele Storys sind auch in irgendeiner Form miteinander verknüpft, sei es über die angesprochenen Themen oder über bekannte dritte Personen. So erfahren wir manche Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven – natürlich immer im entspannten Ambiente der Bar. Manche Kunden kommen öfter und erlauben uns, nach erneuten Besuchen völlig neue Seiten kennen zu lernen. So sind in der futuristischen Welt von VA-11 HALL-A künstliche Verbesserungen am Körper schon längst die Regel, welche Körperteile noch echt sind, ist allein durch das Auge nicht zu erkennen.
Exotische Besucher
Einmal ausgewählt, ist das Herstellen der Getränke einfach: Wir wählen aus einer Handvoll Zutaten, fügen optional Eis hinzu und bestimmen die Mix-Dauer. Spannender ist es, zuvor das richtige Getränk auszuwählen. Im späteren Spielverlauf werden die Hilfestellungen nämlich immer subtiler und wir sind immer mehr auf uns allein gestellt, wenn wir vom jeweiligen Charakter auf seinen Geschmack schließen sollen. Unser erster Kunde Donovan Dawso zum Beispiel, der ruppige Chef des News-Magazins „The Augmented Eye“ erwartet von uns, dass wir uns bei seinem zweiten Besuch an seine Vorlieben erinnern und ihm dementsprechend das richtige Getränk servieren. Bei anderen Figuren ist es unserer Aufgabe, von der Stimmung der Kunden das richtige Getränk abzuleiten, manchmal steht es uns auch frei, welchen Drink wir mixen. Eine unbedingte Hilfestellung ist das Handbuch, in dem nicht nur alle Rezepte gespeichert sind, sondern auch Beschreibungstexte, Geschmacksrichtungen und weitere Informationen, die uns helfen, jedem Kunden seinen Wunsch zu erfüllen.
Wie glücklich der Kunde mit seinem Getränk ist, erkennen wir am Trinkgeld und kurzen Dialogzeilen, die uns mitteilen, wie zufrieden sie sind. Weitere spezifische Charaktermomente und eventuell unterschiedliche Handlungsausgänge bei schlechter Bewirtung gibt es leider nicht.
In Trance
Nach einer absolvierten Schicht können wir mit dem verdienten Gehalt gewisse Accessoires kaufen und auf das digital eingebundene Smartphone von Jill zugreifen. Die enthaltenen Apps und News sind sehr gut mit der Welt verzahnt und verraten Hintergründe über eventuell noch kommende Kunden und Ereignisse. Beide Features sind nett, aber zu keinem Zeitpunkt der Fokus des Spiels und hätten eine prägnantere Rolle im Spiel einnehmen können.
VA-11 HALL-A kann mit seiner tollen Noir-Stimmung in einem Science-Fiction-Ambiente des letzten Jahrhunderts überzeugen. Gepaart ist das Ganze mit einem Pixel-Look mit ausdrucksstarken Charakterdesigns. Zum schummrigen Neonlicht, unter denen sich die diversen Gäste tummeln, passt auch der immer sanfte Soundtrack mit einer Mischung aus klassischen und elektrischen Einflüssen. In dieser trance-artigenStimmung fühlen wir uns als Spieler mindestens genauso gut, wie die Gäste.
Wer einen Screenshot von VA-11 HALL-A gesehen hat, hat im Grunde schon den besten Eindruck vom Spiel gewonnen. In dieser starren Perspektive begrüßen wir auf der linken Bildschirmhälfte unsere Gäste und haben auf der rechten Seite Zugriff auf unsere Getränke-Zutaten. Leider fällt die darunterliegende Textbox etwas klein aus und eine Autoplay-Funktion gibt es auch nicht, weswegen der A-Knopf im Grunde unter Dauerfeuer steht. Die gute Schriftgröße und die konstante Bildzusammensetzung sind aber wie perfekt für den Handheld-Gebrauch gemacht – optional kann hier das Spiel auch per Touchscreen gesteuert werden.
Geschrieben von Jonas Maier
Fazit:
Besonders mochte ich die Musik, die für mich stets der wichtigste Stimmungsfaktor in VA-11 HALL-A war, auch wenn sie nur im Hintergrund spielt. Ebenso gelungen sind die Figuren. Lustig, dass in diesem Spiel sogar Cyborgs in wenigen Minuten interessantere Anekdoten zu erzählen haben, als andere in mehreren Stunden. Die Science-Fiction-Welt mit ihren artifiziell verbesserten Bewohnern ist aber nicht der Fokus des Spiels, sondern immer die Kundenbeziehungen im kleinen Rahmen der schummrigen Bar.