Trials of Mana – VORSCHAU

Unerwartet und völlig aus dem Nichts wurde während der Nintendo-Direct-Ausgabe zur E3 2019 ein Remake zu Seiken Densetsu 3 enthüllt, das außerhalb Japans im gleichen Zuge mit der Veröffentlichung der Collection of Mana auf den Namen Trials of Mana getauft wurde – und damit dem Super-Nintendo-Klassiker in doppelter Hinsicht einen neuen Anstrich gibt.

 

 


Wie im Super-Nintendo-Original wird in Trials of Mana voraussichtlich die Legende über die Mana-Göttin erzählt, die mit Hilfe des Mana-Schwerts gegen die acht Benevodoner, zerstörerische Bestien, gekämpft und sie anschließend in magischen Steinen versiegelt hat. Von den Kämpfen geschwächt, verwandelte sie sich in einen Baum und fiel in einen langen Schlaf, während böse Mächte versuchten, die Benevodoner wieder zu befreien und den Frieden zu stören. Während des Nintendo-Treehouse-Live-Streams konnten wir zwar noch keinen Eindruck von der eigentlichen Story erlangen, wir gehen jedoch davon aus, dass sich diese weitgehend am Original orientiert und sich höchstens im Detail unterscheidet.

Übernommen wurden aber definitiv die sechs Charaktere, die wir in Trials of Mana weiterhin verkörpern dürfen. Zu Beginn des auf dutzende Stunden angelegten Abenteuers müssen wir uns zunächst auf einen Hauptcharakter festlegen, dessen persönliche Geschichte wir von Anfang bis Ende miterleben. Außerdem wählen wir vor dem eigentlichen Spielbeginn auch zwei Nebencharaktere, die sich unserer Sache relativ früh im Verlauf der Handlung anschließen. Diese beiden Figuren werden noch etwas umfangreicher charakterisiert, während die drei nicht gewählten Helden wohl Randerscheinungen bleiben. Ob diese Charaktere im Remake stärker beleuchtet werden als im Original, ist bisher unklar – wir gehen zum aktuellen Zeitpunkt allerdings nicht davon aus.

Sinnvolle Überarbeitungen in Sicht

Was uns im gezeigten Gameplay-Material schon sehr gut gefällt, ist die Vorstellung der sechs Charaktere. In einem übersichtlichen Menü erfahren wir Hintergründe, gar kurze Biografien zu Krieger Duran, Magierin Angela, Biestmensch Kevin, Elfenpriesterin Charlotte, Dieb Hawkeye und Amazone Riesz. Ebenso können wir auf einen Blick sehen, mit welchem Waffentyp unsere Wunschkandidaten agieren. Während Duran beispielsweise mit dem Schwert kämpft, attackiert Charlotte mit dem Flegel und Hawkeye nutzt Dolche, um die Gegner anzugreifen. Hinzu kommt auch noch eine grobe Einschätzung, wie die Attribute Angriff, Verteidigung, magischer Angriff, magische Verteidigung und Glück bei den Helden variieren, sodass wir uns von Beginn an auf genau die Figur fokussieren können, anstatt wie im Original erst einmal ausprobieren zu müssen.

Ein wenig umgewöhnen müssen wir uns hingegen bei der Darstellung der Dörfer, Städte, Wälder und Höhlen, denn während wir in der Super-Nintendo-Fassung aufgrund der technischen Limitierungen alle Umgebungen aus der Vogelperspektive erkunden, verlagert sich die Kameraperspektive in Trials of Mana in die Verfolgeransicht. Manche Orte sind in unseren Augen kaum wieder zu erkennen und werden bei Erscheinen nach ungefähr 25 Jahren durch pompöse Treppenstufen, große Häuser, weitläufige Waldlichtungen und ungemütliche Höhlen eher taufrisch als lediglich aufpoliert wirken. Toll!

Ergänzungen im Kampfsystem

In unseren Augen kann bereits jetzt das Kampfsystem überzeugen, denn anstatt einfach nur die simplen Action-Angriffe des Vorgängers zu übernehmen, wurde das Rollenspiel um ein weiteres Element ergänzt. Gemeint sind damit die Sprungeinlagen, denn um fliegende Feinde zu treffen, ist es jetzt zusätzlich nötig, in die Luft zu springen und dann zum Schlag auszuholen. Auch hier spricht das Gameplay-Material für sich, denn alle Weichen sind auf ein flottes Kampfsystem, das das Original noch übertreffen kann, gestellt. Da die einzelnen Abschnitte, in die die Super-Nintendo-Version noch eingeteilt ist, im Remake passé sein werden, wurde auch ein Fluchtmechanismus eingebaut.

Kämpfe finden nun in einem abgesteckten Gebiet statt. Wollen wir die Flucht ergreifen, müssen wir allem Anschein nach permanent zum Rand des Areals rennen. Vermutlich haben sich die Entwickler dazu entschieden, damit auf einmal keine Monsterhorden hinter uns auftreten. Sollten wir dennoch mal verwundet werden, wählen wir über das Ringmenü einfach die typischen Heilmittel wie Schokolade oder Bonbons aus. Schade ist jedoch, dass dieses Menü in der aktuellen Version am unteren Bildschirmrand anstatt mittendrin angeordnet ist. So sind nicht immer alle Objekte auf einen Blick erkennbar, da sollte Square Enix noch einmal ansetzen und sich eine etwas bessere Lösung überlegen.

Aufgehübscht mit schönem Klang

Obwohl wir schon jetzt das Gefühl haben, einen alten Bekannten in die Arme zu schließen, hat der Zahn der Zeit – zumindest unter optischen Gesichtspunkten – nicht an ihm genagt. An allen Ecken und Enden wirkt Trials of Mana sehr bunt und ist mit funkelnden Effekten überzogen. Nur die eine oder andere Textur oder zu kantige Objekte dürften unserer Meinung nach noch ein wenig aufpoliert oder gar leicht überarbeitet werden. Dennoch stechen vor allem die hübschen Helden mit ihrem besonderen Anime-Charakter heraus, der auch in der neuen Form noch stark an die 1990er-Jahre erinnert. Ob die Dialoge im Spiel vertont sind, ist indessen noch nicht bestätigt. Im Trailer reden die Charaktere zwar, im Gameplay-Material bleiben die Figuren jedoch auch in den Zwischensequenzen trotz Lippenbewegung stumm. Wir rechnen zwar nicht mit einer Vollvertonung, aber hoffen zumindest auf eine (japanische) Synchronisation in den Zwischensequenzen.

Wer das Original kennt, dem werden auch sofort die Musikstücke bekannt vorkommen. Die ersten Hörproben klingen fantastisch und wenn Square Enix nicht denselben Fehler macht wie beim Remake von Secret of Mana, bei dem jedes zweite neu arrangierte Stück einfach nur zum Kopfschütteln geführt hat, dann kann bei Trials of Mana eigentlich nichts mehr schiefgehen. Zumindest solange die Entwickler auch den einfach zum Spiel gehörenden, aber bisher fürs Remake verneinten Zwei- oder gar Drei-Spieler-Modus integrieren. So oder so freuen wir uns aber schon jetzt auf das Frühjahr 2020, denn dann soll das Spiel erscheinen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Prognose:

Durch die schon 2017 in Japan veröffentlichte Collection of Mana bin ich vor zwei Jahren endlich in den Genuss der dritten Mana-Episode gekommen. Da ich das Original sehr mag, freue ich mich umso mehr auf das Remake. Mein Ersteindruck ist dabei auch sehr, sehr positiv. Die Charakterwahl ist nun kein Glücksspiel mehr, die Spielwelt hängt stärker zusammen, die Kämpfe wirken noch etwas actionreicher als auf dem Super Nintendo und auch unter technischen Gesichtspunkten habe ich wenig zu meckern. Das Abenteuer erstrahlt in bunten Farben und nur hier und da sollten die Entwickler an Texturen oder zu kantigen Objekten noch einmal ansetzen. Des Weiteren hoffe ich, dass das Spiel im Gegensatz zum Remake von Secret of Mana vertont wird, wenn auch vermutlich nur in den Zwischensequenzen. Zudem hoffe ich noch auf einen Mehrspielermodus, denn auch wenn dieser an einer Konsole durch die neue Kameraperspektive schlecht umsetzbar ist, sollte Square Enix zumindest über Online-Modi und Ähnliches nachdenken. Nichtsdestotrotz gehört Trials of Mana zu den Spielen, die Rollenspieler und vor allem die, die das Original noch nicht kennen, unbedingt auf dem Schirm behalten sollten!