Ori and the Blind Forest (Definitive Edition) – TEST

Ori and the Blind Forest begeistert auf dem PC und der Xbox One bereits seit 2015 mit seinem wunderhübschen Grafikstil Videospieler weltweit. Im September 2019 wurde die Definitive Edition des einstigen Microsoft-Exklusivtitels auch für die Nintendo Switch veröffentlicht.

 

 

 


Was vor einigen Jahren nahezu undenkbar gewesen wäre, ist mittlerweile Realität: Die großen Konsolenhersteller nähern sich immer weiter an und schließen Freundschaften untereinander. Nachdem Minecraft den Sprung auf auf Wii U, New 3DS und Switch geschafft hat, Banjo und Kazooie in den Ring von Super Smash Bros. Ultimate steigen und Cuphead es ebenfalls auf Nintendos Hybridkonsole mit dem Teufel aufnimmt, hat Microsoft nun auch das an Metroid angelehnte Action-Adventure Ori and the Blind Forest für die Switch portieren lassen. Das ist unserer Meinung nach auch gut so, eignet sich der reine eShop-Titel doch wirklich hervorragend für das Switch-Portfolio.

In Ori and the Blind Forest übernehmen wir die Rolle des titelgebenden kleinen Waldgeistes Ori, der während eines Sturms vom Geisterbaum geweht und anschließend von einem pummeligen Wesen namens Naru aufgenommen und großgezogen wird. Die Zweisamkeit von Ori und Naru währt jedoch nur ein paar Jahre, denn dadurch, dass Ori nicht mehr Teil des Geisterbaumes ist, stirbt das Waldreich Nibel. Mit der Zeit fehlt es an Nahrung. So stirbt erst Naru und dann auch Ori – letzterer wird jedoch vom Geisterbaum mit letzter Kraft aus dem Schleier des Todes zurück ins Reich der Lebenden gebracht. Damit Nibel in alter Pracht erblühen kann, müssen wir uns mit Ori ins zehnstündige Abenteuer stürzen.

Das Metroid-Prinzip

Ori and the Blind Forest wird durchweg aus der zweidimensionalen Seitenansicht dargestellt. Wir hüpfen über Abgründe, attackieren mit Feuerblitzen Gegner, lösen kleinere Schalterrätsel und entdecken an zahlreichen Orten kleine Geheimnisse. Hierbei handelt es sich im Kern um Lebens- und Energiezellen, durch die Ori kräftiger wird. Je mehr Lebenspunkte wir besitzen, desto mehr feindliche Treffer können wir einstecken. Mit genügend Energiepunkten können wir hingegen mächtige Explosionen verursachen oder auch das Menü zum Speichern und zum Verwalten unserer Fähigkeiten aufrufen. Letzteres geschieht in regelmäßigen Abständen, da sowohl kleine und große Fähigkeitszellen in der Spielwelt als auch besiegte Gegner Erfahrungspunkte hinterlassen, die summiert Fähigkeitspunkte ergeben.

Mit ein bis drei Fähigkeitspunkten dürfen wir unter anderem unseren Angriff verbessern, Hinweise auf der Weltkarte aktivieren oder sogar nützliche Upgrades wie einen Dreifachsprung oder Atmung beim Tauchen freischalten. Solche Verbesserungen erhalten wir größtenteils jedoch im eigentlichen Spielverlauf. Nach und nach kommen wir so in den Genuss von der Kletterfähigkeit, dem Supersprung oder der Stampfattacke. Das Arsenal an Möglichkeiten wächst parallel zur ansteigenden Spielzeit und öffnet peu á peu die vielfältige Spielwelt durchaus angenehm.

Malerisches Abenteuer

In puncto Schwierigkeitsgrad ist Ori and the Blind Forest ein zweischneidiges Schwert, denn auf der einen Seite sind die meisten Herausforderungen leicht zu meistern. Auf der anderen Seite gibt es aber derart anspruchsvolle Geschicklichkeitspassagen, bei denen wir einen Spieltod nach dem anderen sterben. Insbesondere beim Abschluss eines jeden Dungeons werden wir unter Zeitdruck durch einen Kletter- und Sprungparcours gejagt, bei dem jede Aktion sitzen muss. In diesen Momenten führt das zusammen mit der überempfindlichen Steuerung unweigerlich zu nervigem Auswendiglernen. Da diese Passagen zudem die nicht wirklich vorhandenen Bossgegner ersetzen, fühlt sich das Gamedesign an dieser Stelle ein wenig ernüchternd an.

Zudem steht dies konträr zum restlichen Abenteuer, das sehr viel motivierender ausfällt und unseren Erkundungsdrang häufig belohnt. Das Erkunden der Spielwelt ist nicht zuletzt aufgrund der gelungenen Präsentation beeindruckend. So ist das Geschehen in einen charmanten Grafikstil gehüllt, der teils mit satten und teils mit trüben Farben zusammen mit dem instrumentalen und stellenweise gar ohrwurmverdächtigen Soundtrack ein äußerst stimmungsvolles Gesamtbild ergibt. Sowohl im stationären Betrieb als auch im Handheld-Modus läuft Ori and the Blind Forest durchweg flüssig und verzaubert uns damit auch technisch bis zum Abspann.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Viel zu viele Jahre stand Ori and the Blind Forest jetzt schon auf meiner Wunschliste. Mit der Switch-Fassung konnte ich mich dem malerischen Abenteuer allerdings nicht mehr entziehen. Das Spiel erzählt eine tragische Geschichte, die mit wenig Text auskommt und dafür umso mehr mit emotionalen Momenten in seinen Bann ziehen möchte. Meiner Meinung nach hätten die Entwickler die Handlung hier und da ruhig ein wenig besser ausdrücken können, doch reicht das Konzept aus, um mich für zehn bis fünfzehn Stunden bei Laune zu halten. Im Mittelpunkt von Ori and the Blind Forest steht jedoch das Gameplay und dieses funktioniert in meinen Augen deutlich besser als das Storytelling. Verwunderlich ist das nicht, greifen die Entwickler doch überwiegend auf das bekannte Metroid-Spielprinzip zurück. Soll heißen, dass ich auch hier mit frischen Fähigkeiten neue Bereiche der zusammenhängenden Spielwelt erkunden darf. Ori and the Blind Forest gelingt es, dass ich dabei stets motiviert bleibe. Schade finde ich nur, dass es im gesamten Spiel eigentlich keine Bossgegner gibt. An deren Stelle rücken überaus nervige Sprung- und Kletterpassagen unter Zeitdruck, die den stringenten Spielfluss arg torpedieren. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt dank des instrumentalen Soundtracks und des hübschen Grafikstils jedoch in den Genuss eines spannenden und motivierenden Abenteuers!