Asdivine Kamura – TEST
Bei Rollenspielen des japanischen Publishers Kemco – insbesondere beim Asdivine-Franchise – ist es oft ein Glücksspiel, einen guten Titel zu erwischen. Asdivine Kamura kann zwar nicht gänzlich überzeugen, gehört aber zumindest zur besseren Hälfte des Portfolio des Konzerns.
Asdivine Kamura folgt weder der Handlung der beiden Asdivine-Hearts-Episoden, noch teilt es sich die Geschichte mit Asdivine Dios oder Asdivine Menace. Dennoch spielt es im selben Universum und ähnlich wie in den beiden letztgenannten Rollenspielen schlüpfen wir auch dieses Mal wieder in die Rolle eines göttlichen Wesens. Dieses Mal dreht sich alles um die Gottheit Shiki, die von ihrem rechtmäßigen Platz vom bösen Zaddes gestoßen wird. Zaddes hat vor, die Welt nach seinen Maßstäben zu verändern, was der entmachtete Shiki im Exil am eigenen Leibe erfährt.
Auf dem Weg, Zaddes zu besiegen, lernt er verschiedene Persönlichkeiten kennen, die nicht an seine, sondern an die Existenz von Zaddes glauben. Ein herber Rückschlag für die einstige Gottheit, der es extrem schwer fällt, andere Menschen von ihrer Sache zu überzeugen. Nichtsdestotrotz findet Shiki auf seiner Reise ein paar Mitstreiter, die es zumindest versuchen. Diese haben jedoch ganz eigene Probleme: Die schiffbrüchige Koyuki möchte beispielsweise ihre Eltern wiederfinden und die vom Pech verfolgte Samurai Ayame will Rache für ihren getöteten Großvater nehmen. Derlei Figuren haben wir zwar schon häufig in anderen Rollenspielen gesehen, doch hält sich Asdivine Kamura nur selten mit Nichtigkeiten auf und erzählt die interessante Handlung bis zum Finale stringent und gut zu Ende.
Ungenutzte Möglichkeiten des Rollenspielstandards
Wir bewegen Shiki aus der leicht versetzten Vogelperspektive durch eine japanisch angehauchte Fantasy-Welt, um mystische Orbs zu finden, die seine Macht wiederherstellen sollen. Was nach einem malerischen Ausflug klingt, wirkt aber meistens nur in den Dörfern und Städten tatsächlich wie das mittelalterliche oder frühneuzeitliche Japan. Am ehesten wird diese Illusion durch die Architektur der Wohngebäude aufrechterhalten. An anderen Stellen gibt es höchstens mal hier und da Shintō-Symbolik zu bestaunen. Ansonsten ähnelt Asdivine Kamura mit Wäldern, Höhlen und Bergketten weitgehend anderen Rollenspielen.
Hier nutzen die Entwickler das volle Potenzial nicht aus, denn Spiele wie Nioh oder Sekiro gehen deutlich gehaltvoller mit diesen Möglichkeiten um. Das tangiert das eigentliche Gameplay des Rollenspiels aber nicht, das wie bei einem Großteil der Titel des Herstellers gut funktioniert, wenn auch weitgehend den Rollenspielstandard abdeckt. So bekämpfen wir in rundenbasierten Zufallskämpfe mit Waffengewalt und Magie allerhand Gegner, unter anderem schleimige Monster, Golems oder Banditen. Je mehr Kämpfe wir absolvieren, desto erfahrener werden unsere Charaktere und desto mächtigere Fähigkeiten können sie erlernen. Mit erbeuteten Goldmünzen dürfen wir uns in den Läden von Asdivine Kamura neue Rüstungen und Waffen kaufen.
Erfreulich flotte Zufallskämpfe
Eine Besonderheit des Kampfsystems ist die Aufteilung des gegnerischen Feldes. Bis zu neun Feinde werden hier vom Spiel in einem quadratischen Schachbrettraster angeordnet. Unsere Spezialfähigkeiten sind darauf ausgerichtet, in einem bestimmten Wirkungsradius Schaden anzurichten. So dürfen wir mit manchen Techniken zum Beispiel mehrere Gegner in einer horizontalen oder einer vertikalen Linie angreifen. Das bringt frischen Wind ins Franchise und ermöglicht cleveres Taktieren. Besonders gut gefällt uns, dass wir in den Kämpfen auch die Spielgeschwindigkeit jederzeit verdoppeln oder verdreifachen dürfen.
Da wir an Schreinen am Wegesrand zudem in kurzer Zeit drei aufeinanderfolgende Zufallskämpfe so oft wir wollen bestreiten dürfen, ermöglicht Asdivine Kamura an dieser Stelle gezieltes und vor allem sehr schnelles Aufleveln unserer Helden. Wir mögen dieses Feature vor allem deshalb so gerne, da jeder Stufenaufstieg merklich Einfluss auf die Stärke und Agilität aller Spielfiguren hat. Ulkigerweise macht Publisher Kemco sein Geschäftsmodell quasi überflüssig, denn wer nur fünf bis zehn Minuten ein paar flotte Kämpfe absolviert, dem werden die enthaltenen Mikrotransaktionen kaum auffallen. Zu diesen Transaktionen gehören zum Beispiel für fünf Euro die dreifache Menge an Erfahrungspunkten oder die dreifache Ausbeute an Goldmünzen.
Beiläufiges Gärtnern, das Laune macht
Des Weiteren bietet Asdivine Kamura In-Game-Achievements: Gehen wir beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Schritten oder bestreiten genügend Kämpfe, gibt es dafür Belohnungen in Form von Items. Außerdem bekommen wir relativ früh im Spiel den Zugang zum Gartensystem. Hier dürfen wir aus dem Menü heraus mehrere Gärten bewirtschaften. Für uns heißt das im Klartext, dass wir Gegenstände einpflanzen dürfen. Sobald wir ein Objekt verbuddelt haben, müssen wir eine bestimmte Zeit lang warten, um unter anderem den Gegenstand in zweifacher Ausführung oder ein äquivalentes, aber noch wesentlich mächtigeres Item zu erhalten. Das macht Laune und ist vor allem im Zusammenhang mit den schnellen Kämpfen eine gute Kombinationsmöglichkeit, um die eigene Heldentruppe zu verbessern.
In technischer Hinsicht ähnelt das Rollenspiel von Entwicklerstudio Exe Create vor allem den anderen Asdivine-Titeln oder auch entfernt dem PlayStation-Klassiker Suikoden von Konami. Bis auf die hübschen Spielfiguren fallen die Umgebungen aber leider recht detailarm aus. Zudem ist die Steuerung per Analog-Stick äußerst hakelig, funktioniert per Steuerkreuz oder Richtungstasten aber weitgehend gut. Der Soundtrack verfügt zwar über richtig tolle Stücke, die sich aber in ihrer überschaubaren Menge zu oft wiederholen. Asdivine Kamura mag nicht das beste Kemco-Rollenspiel geworden sein, schlecht ist es deshalb aber bei Weitem nicht.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Asdivine Kamura ist ohne Zweifel einer der besten Titel des Franchises geworden. Die Story mag mit ihren stereotypischen Charakteren zwar keinen Blumentopf gewinnen, doch sie ist interessant genug, um die Gottheit Shiki bis zum Finale begleiten zu wollen. Hierbei machen mir vor allem die spaßigen Gartenarbeiten fürs Ernten von besseren Items und die flotten Zufallskämpfe Spaß, die nur wenig Zeit in Anspruch nehmen. Letztere bieten mir zudem die Möglichkeit, alle Helden möglichst schnell aufzustufen. Da fallen die in meinen Augen überflüssigen Mikrotransaktionen kaum mehr störend auf. Kemco sollte sich aber überlegen, von diesem Konzept lieber ganz Abstand zu nehmen, denn wenn schon zusätzlich zur Kasse gebeten wird, dann sollte ein Spiel völlig überzeugen. Dies ist bei Asdivine Kamura aber leider nicht der Fall, denn technisch und inszenatorisch bleibt der Titel hinter seinen Möglichkeiten zurück. Auch die Musik, so wunderbar sie zum Geschehen passt, reicht mit ihren drei bis vier wiederkehrende Melodien nicht aus, um mich zufriedenzustellen. Wer Rollenspiele der 16- und 32-Bit-Zeit mag und mit den Defiziten leben kann, darf bei Asdivine Kamura aber gerne einen Blick riskieren.