Bonds of the Skies – TEST

Rollenspiele aus dem Hause Kemco werden hier und da von kleineren Problemen aufgrund zu schneller Entwicklungszeiträumen oder zu hastiger Portierungen geplagt. Bonds of the Skies ist jedoch nahezu fehlerfrei und zugleich eines der besten Spiele des japanischen Publishers.

 


In der Welt von Bonds of the Skies gab es einst vier Götter, die den Elementen Erde, Feuer, Wasser und Wind zugeschrieben werden. Der Feuergott überzeugte die anderen drei Grimoa genannten Göttlichkeiten davon, Kinder in die Welt zu setzen und ihre Macht zu teilen. Wie könnte es auch anders sein, nutzte er diese Situation aus und genießt seitdem eine Vormachtstellung im Gleichgewicht der übernatürlichen Kräfte. Jahrhunderte später schlüpfen wir in die Haut des fünfzehnjährigen Waisen Eil, der dem typischen Dorfleben nachgeht und zu Beginn des Spiels einen Botengang für eine der Bewohnerinnen des Ortes ausführt.

Obwohl die Handlung anfangs einen gemächlichen Eindruck macht, überschlagen sich kurz darauf die Ereignisse. Eils Dorf wird von Dämonen überfallen, die Lage scheint aussichtslos. Um Shaile, die Liebe seines Lebens, und die anderen Waisenkinder vor den Feuersbrüsten zu retten, erhält er göttlichen Beistand vom Grimoa des Windes Nogard. Damit sich solch ein schlimmes Inferno nicht wiederholen kann, beschließen die beiden um die Welt zu ziehen, die anderen Auserwählten zu finden und dem Feuergott Einhalt zu gebieten. Das Erzähltempo von Bonds of the Skies ist dabei glücklicherweise sehr hoch, sodass kein Leerlauf entsteht und die Abenteuerreise mit wenigen Verschnaufpausen prompt von einem Schauplatz zum nächsten führt.

Erkundungsfreudige Spielwelt

Sicherlich erzählt das Rollenspiel von Entwicklerstudio Hit-Point keine neu erdachte Story, sie motiviert aber dennoch von Anfang bis Ende. Die Spielzeit fällt für Kemco-Titel mit etwa acht Stunden typischerweise sehr kurz aus, die Zeit ist jedoch sehr gut investiert. Das liegt vor allem an der hohen Geschwindigkeit, die auch im restlichen Spiel in Form von Erkunden und Kämpfen greift. Über eine Weltkarte reisen wir schnell zu den verschiedenen Orten und freuen uns jedes Mal wie ein Honigkuchenpferd auf einen neuen Dungeon. Zwar schlängelt sich durch diese Areale ein linearer Pfad, der jedoch mit reichlich Abzweigungen, Teleportern und Schalterrätseln einhergeht und somit vor allem Entdecker anspricht, die auch die kleinste Schatztruhe nicht ungeöffnet lassen wollen.

Da das Geschehen bis auf die Kämpfe stets aus der leicht versetzten Vogelperspektive dargestellt wird, ist jederzeit zu erkennen, wo es noch Beute und Schätze zu holen gibt. Hit-Point hat sich für Bonds of the Skies auch eine kleine Innovation erdacht, denn anstatt Schränke, Krüge oder Bücherregale direkt anschauen und einzeln anklicken zu müssen, um sie nach hilfreichen Kleinigkeiten zu durchstöbern, reicht es jetzt aus, einfach an ihnen vorbeizulaufen. Wenn wirklich ein Bonus auf die Helden wartet, wird das über ihnen mit einem Ausrufezeichen in einer Sprechblase symbolisiert.

Himmlische Bündnisse

Grundsätzlich funktioniert Bonds of the Skies wie die meisten Rollenspiele: Wir folgen der Story und sammeln in Kämpfen Erfahrungspunkte und Goldmünzen. Letztere dürfen wir in den Läden für neue Ausrüstung ausgeben, was wir auch beim Erstbesuch eines jeden Ortes unbedingt tun sollten. Zwar ist der Spielauftakt recht leicht und die Level-ups verstärken Eil unverhältnismäßig schnell, doch spätestens dann, wenn die Heldengruppe mit Iks und Avi komplettiert ist, zieht der Schwierigkeitsgrad an und führt auch zu der einen oder anderen Phase zum Aufstufen – und genau dann ärgert es wieder, dass sich Kemco dieser Problematik durchaus bewusst ist und im eShop für fünf Euro einen Erfahrungspunkte-Multiplikator anbietet.

So schlimm wie bei Chronus Arc fällt das bei Bonds of the Skies zwar nicht aus, ein fader Beigeschmack bleibt allerdings trotzdem. Zum Glück würzen ein paar andere Elemente des Spiels das Gesamtpaket und werten es positiv auf. Beispielsweise verbünden sich alle drei Hauptfiguren, wie es der Spieltitel suggeriert, mit den Himmelskräften respektive den Göttern. Diese werden mit jedem besiegten Gegner ebenfalls stärker und im Umkehrschluss heißt das, dass der Bund sich positiv auf die Charakterwerte oder Fähigkeiten der Helden auswirkt, sofern wir denn die einzelnen Eigenschaften im Charaktermenü den Figuren auch zuweisen.

Must-have für Fans traditioneller japanischer Rollenspiele

Damit die Charaktere, die im Übrigen mit der Zeit auch selbst weitere Angriffstechniken erlernen, nicht zu viele Fähigkeiten gleichzeitig ausüben können, wird deren Anzahl beschränkt. Hinzu kommt, dass alle Zaubersprüche, Spezialfähigkeiten oder Boni auf Attribute bestimmte Werte haben, die addiert werden und einen mit ansteigender Spielzeit nach oben korrigierten Maximalwert nicht überschreiten dürfen. Dieses Konzept ist spaßig, lädt zum Experimentieren ein und sorgt dafür, dass wir uns stärker mit den Charakteren und ihren Fähigkeiten auseinandersetzen. So machen auch die flotten und zahlreichen Zufallskämpfe, die aus einer Art Gruppen-Ego-Perspektive wie in der Phantasy-Star-Reihe dargestellt werden, gleich doppelt so viel Spaß.

In optischer Hinsicht orientiert sich Bonds of the Skies auch an weiteren Rollenspielen der 16-Bit-Ära. So erinnern Umgebungsgrafiken und Charaktermodelle an eine Mixtur aus Breath of Fire II und Seiken Densetsu 3, der Kampfbildschirm hingegen etwas an Mystic Quest Legend. Diese Vorbilder machen den Titel zu einem visuellen Genuss, der noch dazu mit einem meist atmosphärischen Soundtrack unterlegt ist. Auch in anderen technischen Belangen wie der Steuerung läuft das Spiel durch und durch rund. Fans von traditionellen japanischen Rollenspielen mit Retro-Charme kommen um Bonds of the Skies nicht herum.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Bonds of the Skies erzählt vielleicht keine wirklich neu erdachte oder sonderlich lange Heldengeschichte, doch reicht sie aus, um ein stimmiges kleines Universum zu schaffen, in dem ich mich von der ersten Minute an wohl fühle. Es ist für mich aufgrund der hohen Erzähl- und Spielgeschwindigkeit unglaublich motivierend, von einem Ort auf der Weltkarte zum nächsten Schauplatz der Handlung zu reisen, dabei zahlreiche schnelle Kämpfe zu absolvieren, meine Helden zu verbessern, ihnen neue Fähigkeiten zuzuweisen, nach Schätzen zu suchen und die Ausrüstung der Charaktere stets anzupassen. Hinzu kommt eine wirklich sehr charmante Optik im 16-Bit-Stil, die mit einem atmosphärischen Soundtrack unterlegt ist. Einzig und allein, dass Kemco einen Narren an Mikrotransaktionen gefressen hat, mit denen wenige lästige Phasen zum Aufstufen wegfallen, ist eine kleine Frechheit, schmälert das sonst weitgehend positive Gesamtbild aber kaum.