Resident Evil 5 – TEST
Mit knapp acht Millionen verkauften Einheiten ist Resident Evil 5 bis dato der Teil, der am meisten Einheiten absetzen konnte. Retrospektiv ist das vielleicht verwirrend, immerhin sticht der Teil auf dem ersten Blick nicht besonders hervor.
Auf der einen Seite steht der fünfte Teil glasklar im Schatten von Resident Evil 4, das nicht nur für die Reihe neue – besonders hohe – Maßstäbe angesetzt hat. Im Vergleich zum sechsten Teil sind die Action-Elemente aber noch deutlich zurückgefahren. Damit bleibt Resident Evil 5 bis heute irgendwo zwischen diesen beiden Extremen der modernen Teile. Das Spiel hat dafür aber ganz andere Alleinstellungsmerkmale.
So heller das Licht, so dunkler die Schatten
Zum Beispiel die Spielumgebung. Diese Mal verschlägt es Chris Redfield in eine sonnige, fiktive Region auf dem afrikanischen Kontinent. Eine Spielwelt, die in nicht vielen Spielen zur Geltung kommt. Resident Evil 5 schafft es hier eine ordentliche Bandbreite an Gebieten an den Tag zu legen: Von einer Sahara-artigen Wüste, Tempelruinen, Sumpflandschaften, einer Ölbohrplattform bis zum Inneren eines Vulkans wird für das Auge eine Menge Abwechslung geboten. Die Gebiete sind größtenteils heiß, hell und schmutzig und wirken auch ohne Nacht-und-Nebel-Stimmung klassischer Horror-Spiele bedrohlich.
Zusammen mit seiner neuen Partnerin Sheva Alomar versucht Chris einem Waffenhändler auf die Spur zu kommen, der – wir ahnen es schon – mit Bio-Organischen Waffen sein Geld verdient. Schnell wird klar, dass der neue Virus Uroboros schon sein Unwesen getrieben hat. Die betroffenen verwandeln sich wie schon in Resident Evil 4 nicht in schlurfende Zombies, sondern behalten ihre Geschwindigkeit und ein Mindestmaß an Intelligenz. Die damit noch gefährlicheren und waffenschwingenden menschlichen Gegner werden von weiteren neuen und alten Residen-Evil-Geschöpfen unterstützt. Diese gehen wir aus der Third-Person-Perspektive an.
Coop-Vergnügen
Im Kampf erhält Chris glücklicherweise Unterstützung von Sheva, die entweder von der KI oder einem menschlichen Mitstreiter gesteuert wird. Das ganze Spiel ist für diesen Zweispieler-Modus ausgelegt und gehört zweifelsfrei zu den besten Singleplayer-Spielen dieser Art. Zwar gibt es keine einsamen, bedrückenden Momente mehr, in denen wir uns alleine durch ein Gebiet schleichen, dafür sind trotz beziehungsweise wegen dem Coop-Modus noch eine Menge Survival- und Management-Aspekte im Spiel enthalten geblieben. Immerhin sind Waffen, Munition und Heilitems begrenzt und müssen im Team auf die limitierten Inventar-Plätze aufgeteilt werden.
Zwischen den Kapiteln und nach dem Tod verbessern wir Waffen, verkaufen gefundene Schätzen und Managen unser Inventar neu. Beim Ableben des Coop-Partners heißt es auch für uns Game Over. Die künstliche Intelligenz tut ihr Bestes und ihr Drang zur Munitionsverschwendung ist bei Weitem nicht so groß, wie sein vorausgeeilter, schlechter Ruf. Hier profitiert Resident Evil 5 von der ausgeklügelten Programmierung der neuen Teile: Das Spiel weiß zu jedem Zeitpunkt, wie es um unsere Ressourcen bestellt ist und versorgt uns in der Spielwelt in Kisten und Fässern mit den entsprechenden fehlenden Items. Das macht es so geschickt, dass dieses Element die längste Zeit unbekannt geblieben ist.
Sheva, Chris und seine Muskeln
Im Vergleich zum 4. Teil sind wir ein wenig beweglicher und besitzen zum Beispiel die Fähigkeit seitwärts zu Laufen. Das Sprinten ist immer noch recht langsam – passend zur Survival-Stimmung – auch wenn wir es hier mit zwei durchtrainierten Soldaten zu tun haben. Vermutlich beschränken sich die Muskeln bei Chris nur auf den Oberkörper, denn auch Nahkampf-Elemente sind noch prominenter, als im Vorgänger. Unter Einsatz von sehr wenig Munition besiegen wir mehrere Gegner auf einen Streich. Möglich machen das Chris überdimensionierte Bizepse, dessen Kraft wir per Knopfdruck auf einen taumelnden Gegner entladen.
Die Spielwelt ist streng linear aufgebaut, trotzdem gibt es am Wegesrand gut versteckte Schätze und hier und da kleinere Rätsel-Aspekte. Das alles haben wir schon im vierten Teil (besser) gesehen, jetzt eben mit etwas mehr Action und einem neuen Afrika-Anstrich. Schlecht ist das nicht, wir empfehlen aber nicht diese Spiele direkt hintereinander zu spielen. Schade, dass dem Spiel im letzten Drittel die Puste ausgehen. Dort nutzen Gegner immer mehr Schusswaffen und sogar ein Deckungs-System für uns Spieler wird eingeführt. Im Gegensatz zu Resident Evil 6 ist das Spiel aber nicht unerträglich lang und die guten Spielmechaniken tragen auch über diesen Spielabschnitt hinweg.
Grund dafür ist auch die wieder einmal filmreife, adrenalingeladene Inszenierung und das unterhaltsame, übertriebene Gegner-Design, das auch auf der Switch gut zur Geltung kommt. Wie in Resident Evil 4 auf der Wii und Resident Evil 6 auf der Switch kann das Zielen mit einem Joy Con per Bewegungssteuerung erleichtert werden. Ein netter wie überraschender Bonus. Ebenso wie der lokale Splitscreen-Modus, wodurch das gesamte Abenteuer mit je einem Joy Con bestritten werden kann. Wer einen vollwertigen Controller besitzt, sollte zwecks besserer Kontrolle aber zu diesem greifen.
Geschrieben von Jonas Maier
Fazit:
Das größte „Problem“ von Resident Evil 5 ist die Tatsache, dass es der Nachfolger von Resident Evil 4 ist. Vermutlich kein Sequel der Welt hätte den damaligen hohen Erwartungen gerecht werden können. Auch 2019 finde ich immer noch Gefallen an Resident Evil 5. Mein Lieblingsteil war es nie und daran ändert auch die praktische neue Bewegungssteuerung nichts. Aber egal ob damals im Coop auf der PlayStation 3 oder heute alleine im Bett im Handheldmodus; es bleibt ein grundsolides Spiel mit Action und Ressourcen-Management gleichermaßen. Grusel ist kaum enthalten, die aggressiven Gegner sorgen aber stets für Panik und Stress – und so muss es sein!