Ary and the Secret of Seasons – TEST

Als im Land Valdi die Jahreszeiten verrückt spielen, machen wir uns in Ary and the Secret of Seasons in der Rolle der namensgebenden Heldin auf, die Gefahr zu bannen. Dafür bemächtigen wir in dem Action-Adventure uns der vier Jahreszeiten, lösen Rätsel, erkunden Dungeons und bekämpfen Gegner.


Seit der böse Magier vor langer Zeit besiegt und im Dom der Jahreszeiten versiegelt wurde, herrscht Frieden im Land Valdi. Die vier Jahreszeiten-Wächter wachen über das Gefängnis des Finsterlings und vererben ihre Position stets an ihre Söhne weiter. Eingeteilt in vier Regionen, die jeweils einer Jahreszeit entsprechen, herrscht Harmonie in Valdi. Als jedoch rote Kristalle herabstürzen und die Jahreszeiten beginnen verrückt zu spielen, ist es an Aryelle, genannt Ary, der Tochter der Wächters des Winters, den Geheimnissen auf die Spur zu gehen. Eigentlich undenkbar, schließlich ist sie ein Mädchen, da aber ihr Bruder Flynn bei seinem Wächtertraining verschollen und für Tod erklärt wurde und ihr Vater seitdem in Trauer versunken vor sich hin vegetiert, bleibt der selbstbewussten Ary keine andere Wahl.

Schicke, aber leblose Welt

In Arys Rolle beginnen wir das Abenteuer noch im friedlichen Yule. Die Stadt ist, wie es sich gehört, komplett vom Winter eingenommen. Schnee und vereiste Seen bestimmen die Landschaft. Nach einigen Spielminuten, in denen wir bereits erste der allgemein eher simplen und generischen Nebenmissionen und ein Kampftutorial absolviert haben, hält jedoch das Chaos Einzug in Yule. Erst stürzt ein roter Kristall vom Himmel, wodurch es plötzlich Sommer wird, dann trifft eine Botschaft der anderen Wächter mit einer Einladung zu einer Versammlung ein. Wie erwähnt ist Arys Vater aber nicht in der Lage daran teilzunehmen also schleichen wir uns aus der Stadt und versuchen selbst zum Dom der Jahreszeiten zu kommen. Auf dem Weg dorthin lernen wir Ary and the Secret of Seasons richtig kennen.

Ary and the Secret of Seasons

Die in mehrere Gebiete, mit teils langen Ladezeiten dazwischen, eingeteilte Spielwelt wirkt anfangs noch schön und weckt unseren Erkundungsdrang. Mit der Zeit merken wir jedoch wie schlicht die Umgebungen oft auffallen. Zwar entdecken wir Sammelgegenstände, können neue Kleidung und Waffen kaufen und Gegner bekämpfen, einen wirklich lebendigen Eindruck macht Valdi aber nie auf uns. Auch die Kämpfe fallen trotz verschiedener Schwierigkeitsgrade etwas zu leicht aus, das dürfte aber an der familienfreundlichen Ausrichtung von Ary and the Secret of Seasons, die in der märchenhaften Animationsfilm ähnlichen Geschichte und dem ebenfalls im diese Richtung gehenden Grafikstil mehr als deutlich zu erkennen ist, liegen. Schade nur, dass die Gegner manchmal fast schon so wirken, als wollten sie gar nicht kämpfen.

Spiel der Jahreszeiten

Kernelement des Gameplays sind die Jahreszeitenfähigkeiten von Ary. Noch bevor wir Yule verlassen, erhalten wir den Winterkristall. Mit diesem können wir sogenannte Sphären, in denen alles zu Schnee und Eis wird, erschaffen. Berührt die recht kleine Sphäre eine verstärkende Kugel, die an vielen Stellen in Welt und Dungeons zu finden sind, wird die große, kuppelförmige Sphäre über deutlich ausgeweitet. Der richtige Umgang mit den verschiedenen Elementen, die wir im Laufe des Abenteuers zu kontrollieren lernen, ist zur Lösung der unterhaltsamen, kurzweiligen und gelungenen Rätsel unabdingbar. Hier spielt Ary and the Secret of Seasons eindeutig seine Stärke aus. Tatsächlich erinnern uns Dungeons und Rätsel sowie das Konzept mit neuen Fähigkeiten manchmal sogar ein wenig an The Legend of Zelda.

Angereichert wird das Gameplay zusätzlich mit Geschicklichkeitseinlagen. So erschaffen wir beispielsweise mit unserer Eissphäre mehrere große Eisplattformen und müssen über diese springen, um weiterzukommen. An sich eine gute Idee, die für Abwechslung sorgt. Wären da nur nicht die schwammige Steuerung und Kameraprobleme. Viel zu oft scheitern wir in den Sprungeinlagen, weil Ary nicht astrein zu kontrollieren ist und sich die Kamera nicht gescheit einstellen lässt. Das kratzt am Spielspaß, raubt uns aber glücklicherweise nur selten die Motivation weiterzuspielen. Zu verdanken ist das der schönen, familienfreundlichen Geschichte samt der teils witzigen Charaktere. Sind einfache Nicht-Spieler-Charaktere oft uninspiriert und wiederholen sich oft, falle wichtige Figuren umso gelungener aus. Und das nicht nur im Aussehen, sondern auch bei ihrer Persönlichkeit. Das Highlight hierbei ist der absolut genial-bekloppte Sommerwächter Dagdann. Aber auch Ary hat schnell unsere Sympathie gewinnen können.

Problematische Technik

Gefällt uns der grundsätzliche Grafikstil recht gut, fällt doch auf, dass Ary and the Secret of Seasons oft recht simpel gestaltet ist. Eine recht leere Welt mit generischen Umgebungen und gleichförmigen Gebäuden. Kloncharaktere, schwache Animationen und Mimik, fehlende Details und allerlei mehr trüben den sonst guten Eindruck. Das wäre trotz der anderen Probleme des Action-Adventures aufgrund von Geschichte, Dungeons und Rätseln verzeihbar. Leider hören die technischen Probleme damit nicht auf. Clippingfehler können dafür sorgen, dass wir abrutschen, durch Wände laufen können, durch den Boden fallen oder irgendwo hängen bleiben. Sogar Darstellungsfehler wie Arys Narbe, die mal da ist und dann wieder verschwindet, oder schwebende und dadurch unerreichbare Gegner (was bei Bossen nur mit einem Neuladen des Spielstands gelöst werden kann). Da fallen Aussetzer bei den Untertiteln kaum ins Gewicht.

Das ist aber noch nicht alles. Es gibt auch Bugs wie nicht annehm- oder abschließbare Nebenquests und zwischen Charakteren hin- und herspringende Questmarker. Auch mehrere Spielabstürze mussten wir in Kauf nehmen. Angesichts des sonst zwar nicht perfekten, aber durchaus spaßigen Action-Adventures sind die vielen Fehler umso bedauerlicher. Hoffentlich liefern die Entwickler möglichst bald einen Patch nach und beheben die zahlreichen Bugs. Sobald das geschehen ist, ist Ary and the Secret of Seasons für Action-Adventure-Fans trotz kleinerer Macken sicherlich einen Blick wert. Besonders, wenn ihr Genre-Vertreter der PlayStation-, PlayStation-2- und Game-Cube-Ära kennt und gemocht habt.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Ary and the Secret of Seasons macht es mir nicht leicht. Ich habe mich auf das Action-Adventure gefreut und will es auch mögen. Es steckt so viel Charme in Arys Abenteuer. Begonnen bei der sympathischen Protagonistin über die interessante Geschichte und den vielleicht nicht immer perfekten, aber insgesamt schönen Grafikstil und die gelungene Musik bis hin zur Jahreszeiten-Mechanik. Leider fällt deutlich auf, dass das Spiel mehr Entwicklungszeit benötigt hätte. Kamera und Steuerung oder die Spielwelt hätten davon profitieren können. Allen voran aber wäre mehr Zeit für Qualitätssicherung und Bugfixing notwendig gewesen. Ary and the Secret of Seasons lässt fast nichts aus und wir müssen mit allerlei Fehlern kämpfen. Das ist wirklich schade, da ohne die Bugs vielleicht sogar ein Silber-Award drin gewesen wäre. So aber bleibt Ary and the Secret of Seasons deutlich hinter den Möglichkeiten zurück.