Odysseus Kosmos and his Robot Quest – TEST

Wenn sich eine Konsole für Point-and-Click-Adventures bestens eignet, dann dürfte das für viele Spieler die Nintendo Switch sein. Odysseus Kosmos and his Robot Quest zeigt aber gut, wie wenig Vertrauen der Entwickler in die Hybridkonsole und ihre Möglichkeiten hat.


Odysseus Kosmos and his Robot Quest erschien ursprünglich im Dezember 2017 für den PC – auf die Nintendo-Switch-Umsetzung mussten wir uns etwas mehr als drei Jahre gedulden. Bedauerlicherweise wurde das Point-and-Click-Adventure halbgar für die Switch umgesetzt, wobei der Titel in puncto Storytelling einiges zu bieten hat. Zu Beginn des Spiels befinden wir uns mit dem titelgebenden Charakter Odysseus an Bord des Raumschiffs San Francisco. Bei Odysseus handelt es sich um das einzige Besatzungsmitglied, der den Laden im Alleingang schmeißt. Nun ja, zumindest fast: Tatkräftige Unterstützung erhält Odysseus von seinem Roboter Barton, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht oder ihn viel mehr herumkommandiert.

Hierfür solltet ihr wissen, dass Odysseus ein unglaublich fauler Mensch ist. So zertrümmert er seinen Wecker beim zweiten Klingeln lieber, anstatt endlich aufzustehen. Um Kaffee zu kochen ist ihm der Weg aus dem Labor in die Küche zu weit, sodass er dafür gerne in Kauf nimmt, ein Gerät zur Behandlung von radioaktivem Material zu verwenden. Odysseus Kosmos and his Robot Quest nutzt jede erdenkliche Situation, um uns ein Bild der Unfähigkeit des Hauptcharakters zu machen. Schon nach wenigen Momenten hinterfragen wir gar nicht mehr, wie Odysseus den Job des Astronauten ergattern konnte. Es ist so herrlich absurd!

Verbeugung vor Genre-Klassikern

Wie in vielen anderen Point-and-Click-Adventures auch, wird Humor in Odysseus Kosmos and his Robot Quest großgeschrieben. Während Barton seinen menschlichen Kollegen nie verstehen wird und Odysseus keine Anstalten macht, sein Verhalten großartig zu hinterfragen, kommentiert letzterer zu allem Überdruss alles fast schon zynisch mit einem Augenzwinkern. Bis auf wenige Rechtschreibfehler ist die deutsche Übersetzung dabei gut gelungen, sodass eigentlich alle Gags zünden können. Hin und wieder gibt es auch dezente und sogar visuelle Anspielungen auf Klassiker aus dem Hause LucasArts, wie zum Beispiel The Secret of Monkey Island oder Sam & Max: Hit the Road.

Es ist stets zu merken, dass Pavel Kostin, seines Zeichens Entwickler von Odysseus Kosmos and his Robot Quest, ein großer Fan des Genres ist. An dieser Stelle sollte unbedingt erwähnt werden, dass auch Kostin dem Trend der Episodenspiele gefolgt ist. So erschien der Titel ursprünglich aufgeteilt in fünf Episoden – die Switch-Fassung ist jedoch trotz der Aufteilung der Geschichte in mehrere Teile direkt vollständig erschienen. Kommen wir an einer Stelle mal nicht weiter oder finden die aktuelle Story zu langweilig, können wir in eine der anderen Episoden springen. In diesen machen wir unter anderem einen Abstecher in Odysseus Kindheit oder schlüpfen in die Rolle von Barton.

Rätselraten zum Kopfzerbrechen

Obwohl Story und Charaktere für sich genommen gelungen sind, hapert es jedoch gehörig am Gameplay von Odysseus Kosmos and his Robot Quest. Wie für das Genre üblich, lösen wir der Reihe nach verschiedene Rätsel, kombinieren Gegenstände miteinander oder setzen sie an der richtigen Stelle wohlüberlegt ein, um Fortschritte zu erzielen. Bei zu vielen Rätseln müssen wir aber zu sehr um die Ecke denken, sodass wir oft nur vorankommen, wenn wir alle Lösungsansätze probiert haben und am Ende durch puren Zufall auf die Lösung kommen.

Auf Knopfdruck verrät uns Odysseus zwar, was als nächstes zu tun ist, doch oftmals ist das keine sonderlich große Hilfe. An einer Stelle sollen wir zum Beispiel mit Barton über einen Sachverhalt reden. Dieser lässt sich jedoch nicht anklicken. Ob es sich dabei um einen der vorhandenen Bugs handelt, wir uns schlicht und einfach zu schusselig anstellen oder auch eine Bedingung nicht erfüllen, die das Spiel von uns erwartet, können wir so unmöglich herausfinden. Vor solche Hürden stellt uns Odysseus Kosmos and his Robot Quest am laufenden Band. Wer sich auf die unendlichen Weiten des Rätselratens einstellen will, muss sehr frustresistent sein. Das ist unnötig und nervig. Hier orientiert sich Kostin etwas zu sehr an den Klassikern und selbst die haben uns nicht annähernd so oft vor schier unlösbare Herausforderungen gestellt.

Enttäuschende Switch-Umsetzung

An diesem negativen Bild ist aber auch die Bedienung nicht ganz unschuldig, denn während die PC-Version wie ein gewöhnliches Point-and-Click-Adventure funktioniert, fühlt sich das Abenteuer auf der Switch unschön an. Anstatt einen Mauszeiger zu bewegen, schalten wir auf der Switch über die Schultertasten zwischen den einzelnen Zielen durch und wählen dann auch noch über die vier Aktionsknöpfe aus, ob wir das gewählte Ziel anschauen, es nehmen oder berühren, ein ausgewähltes Item benutzen oder zwei Items miteinander kombinieren wollen. An dieser überladenen und unterm Strich viel zu komplizierten Bedienung wollen wir uns einfach nicht gewöhnen, zumal wir mit allen Zielen besonders dann doppelt und dreifach agieren müssen, wenn wir zum wiederholten Male nicht weiterkommen.

Selbst auf eine intuitive Touchscreen-Steuerung im Handheld-Modus verzichtet Odysseus Kosmos and his Robot Quest vollständig und verpasst uns hier einen weiteren Dämpfer. Hinzu kommen Bugs, bei denen das Menü zum Speichern nicht mehr aufgerufen oder der Hinweisbildschirm nicht mehr verschwindet, was einen Neustart zur Folge hat. Darüber kann auch der charmante 16-Bit-Look nicht hinwegtäuschen. Nicht zuletzt dürften sich auch an der ulkigen Vertonung, die an das Gebabbel von Die Sims erinnert, die Geister scheiden. Odysseus Kosmos and his Robot Quest mag auf dem PC noch geradeso in Ordnung sein, auf der Switch enttäuscht es sehr.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Odysseus Kosmos and his Robot Quest spricht mich vor allem aufgrund seines Grafikstils an. Sowohl die Umgebungen als auch die Animationen sind charmant und erinnern mich an die gute alte 16-Bit-Zeit. Das Point-and-Click-Adventure von Pavel Kostin überzeugt mich auch mit seinem Setting, seiner Story und seinen wenigen Charakteren. Leider enttäuscht mich das Gameplay auf ganzer Linie, denn bei zu vielen Rätseln muss ich zu sehr um die Ecke denken, was schließlich dazu führt, dass ich einfach so lange experimentiere, bis es den gewünschten Erfolg erzielt. Das kann nicht Sinn und Zweck des Spiels sein. Genauso sehr störe ich mich an der überladenen und komplexen Steuerung, die das intuitive Vorgehen, wie ich es aus anderen Spielen des Genres kenne, schnell vermissen lässt. Wer sich auf Odysseus Kosmos and his Robot Quest einlässt, muss frustresistent sein und sollte, sofern die Möglichkeit besteht, lieber zur PC-Fassung greifen. Da stört dann zumindest nicht mehr die keinesfalls förderliche Steuerung.