Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Paintings – TEST
Im Gegensatz zu den beiden direkten Vorgängern erschien Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Pantings bereits im März 2018 in Europa für Nintendo Switch. Gemeinsam mit Atelier Sophie und Atelier Firis hat das Abenteuer der beiden titelgebenden Zwillingsschwestern eine erweiterte DX-Variante spendiert bekommen.
Wie der Titel von Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Pantings DX bereits vermuten lässt, steht nicht nur eine, sondern zwei Alchemistinnen im Mittelpunkt des dritten Teils der Mysterious-Trilogie der Atelier-Rollenspiel-Reihe von Entwicklerstudio Gust. Lydie und Suelle Malen sind Zwillingsschwestern, die gemeinsam mit ihrem Vater Roger ein kleines Atelier in Merveille, der Hauptstadt des Königreichs Adalet, betreiben. Zumindest theoretisch, die Arbeit bleibt aber meist an den Schwestern hängen, da ihr Vater sich lieber seiner Malerei widmet und selbst angenommene Aufträge einfach liegen lässt. Eines Tages entdecken Lydie und Suelle ein geheimnisvolles Gemälde und geraten in dessen Inneres. Kurz darauf eröffnet sich ihnen durch das Alchemie-Rang-System des Königreichs nicht nur die Möglichkeit, ihren Traum, das beste Atelier des Landes zu werden, zu erkunden, sondern auch weitere der mysteriösen Gemälde.
Geheimnisvolle Gemälde-Welten
Nach den Rätseln um ein Buch und die Reise einer Alchemistin, sind das zentrale Thema von Atelier & Suelle Gemälde und Malerei. Bereits der Titel deutet darauf hin, und auch die Geschichte konzentriert sich darauf. Anders als noch im direkten Vorgänger Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey ist die Welt nicht mehr zusammenhängend aufgebaut. Stattdessen sind die einzelnen Orte der Stadt Merveille sowie des Umlandes über eine jederzeit aufrufbare Karte erreichbar. Statt uns aber rein auf die Umgebung des Heimatortes von Lydie und Suelle zu konzentrieren, dürfen wir im dritten Teil der Mysterious-Trilogie auch geheimnisvolle Gemälde betreten. Diese dienen als weitere, recht umfangreiche Gebiete, in denen wir gegen Monster kämpfen und Materialien für Alchemie sammeln. Dank der Thematik fallen die Level dieses Mal aber teilweise etwas kreativer aus. So erkunden wir relativ früh im Spiel etwa einen Gruselwald inklusive Halloween-typischer Kürbisse und Friedhof. Bereits hier zeigt sich, wie gut die Möglichkeiten der Gemälde genutzt werden, um freie, von der realen Welt unabhängige, Umgebungen zu ermöglichen. Grafisch sind diese zudem stets von einem kleinen Rahmen umgeben, der an Pinselstriche erinnert.
Abseits des neuen Themas bleibt Atelier Lydie & Suelle allerdings dem bekannten Prinzip der Reihe treu. Auf die in Atelier Firis wieder eingeführte Zeitbeschränkung verzichtet das Rollenspiel, wodurch wir uns vollkommen frei der Geschichte widmen können. Lediglich für manche Nebenaufträge, die anwesenden Monster sowie den Standpunkt mancher Nicht-Spieler-Charaktere spielt die Zeit noch eine Rolle. Dank der zielorientierten Handlung rund um die mysteriösen Gemälde und dem Wunsch der Protagonistinnen, ihr Atelier an die Spitze im Königreich zu bringen, fühlt sich Atelier Lydie & Suelle nicht ganz so alltagsbezogen an wie noch Atelier Sophie. Das große Abenteuer-Gefühl wie in Atelier Firis kommt allerdings auch nicht auf. Unterhaltsam ist das Rollenspiel aber zu jederzeit, was auch den beiden Hauptfiguren zu verdanken ist. Lydie ist eher ruhig, körperlich nicht so stark, dafür intelligenter als ihre sportliche, draufgängerische und frechere Schwester Suelle. Sie ergänzen sich wunderbar und schon nach kurzer Zeit wird deutlich, wie eng sie miteinander verbunden sind. Das ist natürlich auch dem Spiel geschuldet, da Lydie und Suelle immer zusammen sind. Wechseln können wir zwischen ihnen im Atelier, eine große Auswirkung hat das abgesehen von der Optik aber nicht. Lediglich die Schlag-Aktion, um Materialien zu sammeln oder Kämpfe mit Vorteil einzuleiten, ist minimal unterschiedlich.
Simple, aber komplexe Alchemie
Das Alchemie-System wurde im Vergleich zu den Vorgängern erneut leicht angepasst. In einer Liste wählen wir wie gewohnt das gewünschte Rezept aus. Anschließend müssen wir uns für einen Katalysator, der Einfluss auf den Aufbau des Rasterfeldes im Kessel hat, entscheiden. Wichtig dabei ist es, die Eigenschaften des herzustellenden Gegenstands zu beachten, wie notwendige Farben und Himmelskörper-Symbole. Haben wir uns für einen Katalysator und anschließend die Zutaten entscheiden, müssen wir letztere im Rasterfeld des Kessels platzieren. Dieses verfügt neben farblich markierten Feldern, die Boni gewähren, wenn die dort platzierte Zutat die gleiche Farbe hat, auch über einige Symbole, die entweder Sofort-Boni wie bessere Qualität oder zusätzlich übernehmbare Eigenschaft gewähren oder aber Einfluss auf die direkten Beschaffenheiten des herzustellenden Gegenstands haben.
Die Alchemie in Atelier Lydie & Suelle fühlt sich manchmal fast wie ein Puzzle-Spiel an, da wir versuchen, die unterschiedlich großen Zutaten möglichst sinnvoll zu platzieren, um die beste Qualität, aber auch möglichst viele Zusatzeigenschaften oder sonstige Boni freizuschalten. Abhängig ist das Ergebnis natürlich auch von der Qualität der verwendeten Materialien sowie deren Eigenschaften, die zum Teil auf das neu hergestellte Objekt übertragen werden können. Zusätzlich dürfen wir während der Herstellung einmalig eine Stärkung mit verschiedenen Folgen verwenden. Dadurch können wir beispielsweise die Farbe einer Zutat ändern oder direkten Einfluss auf das Rasterfeld nehmen. Bis wir das Alchemie-System gemeistert haben, vergeht einige Zeit, doch stetig neu freigeschaltete Rezepte und Aufträge motivieren dazu, sich ausgiebig damit zu beschäftigen.
Erkundung, Kämpfe und soziale Interaktion
Wie schon erwähnt, besuchen wir im Laufe des Abenteuers sowohl Gebiete außerhalb der Stadt als auch in den Gemälden. An diesen Orten sammeln wir zahlreiche Materialien, die uns zum Teil neue Rezeptideen einbringen und später für Alchemie verwendet werden können. Zudem treffen wir häufig auf Monster, die uns in Kämpfe verwickeln. Die Auseinandersetzungen laufen gewohnt rundenbasiert ab. Bis zu drei Charaktere können der aktiven Gruppe angehören, allerdings dürfen wir jedem von ihnen einen Unterstützer zur Seite stellen. Die Aktionen fallen relativ typisch aus. Neben normalem Angriff können wir zuvor ausgerüstete Items verwenden oder Fähigkeiten einsetzen. Letztere erlernen wir bei Levelaufstiegen automatisch. Am rechten Bildschirmrand weist eine Leiste darauf hin, wer als Nächstes agiert. Gewählte Aktionen beeinflussen, wie lange ein Charakter pausieren muss, bis dieser wieder an der Reihe ist. Je nachdem wie wir im Kampf agieren, greifen auch die Unterstützungscharaktere direkt ein. Nutzen wir beispielsweise als Lydie einen Skill, kann es passieren, dass die sie unterstützende Suelle direkt im Anschluss ebenfalls angreift. Gerade in Bosskämpfen kann das überaus nützlich sein und maßgeblich zum Erfolg beitragen.
Abseits von Alchemie, Materialien sammeln und Kämpfen können wir uns in Merveille auch mit zahlreichen Bewohnern und Besuchern der Stadt treffen. Darunter auch so manch bekannter Charakter aus den Vorgängern. Wie von der Atelier-Reihe gewohnt, gibt es regelmäßig kleine Ereignisse, die vielleicht nicht immer handlungsrelevant sind, aber einen schönen Eindruck des friedlichen Lebens von Lydie und Suelle bieten. Zudem kommen wir verschiedenen Charakteren wieder näher, knüpfen engere Bande und erhalten dadurch wiederum Aufträge. Diese Nebengeschichten haben schon die Vorgänger stark bereichert und Atelier Lydie & Suelle steht ihnen hierbei in Nichts nach. Besonders, weil manche Figurenstory weitergesponnen und im Abenteuer der Zwillingsschwestern zu Ende geführt wird. Dabei zeigt sich deutlich, dass es sinnvoll ist, die drei Mysterious-Atelier-Spiele in der richtigen Reihenfolge zu spielen.
Ordentliche Technik
Technisch bleibt Atelier Lydie & Suelle den beiden Vorgängern weitgehend treu. Trotz weitgehend flüssiger Bildwiederholungsrate kommt es manchmal zu kleineren Rucklern. Charaktermodelle und Umgebungen wecken zwar einen schönen Eindruck, können die nicht ganz zeitgemäße Grafik aber nicht komplett verbergen. Die teilweise matschigen Texturen, manchmal fehlende Details und seltenen Ruckler beeinflussen den angenehmen Spielfluss aber nie wirklich. Dafür verströmt Atelier Lydie & Suelle insgesamt zu gute Laune und überzeugt auch mit einem durchweg technisch ordentlichen Gesamteindruck, der besonders bei der schönen Musik auftrumpft. Es ist gerade die Gute-Laune-Atmosphäre im Einklang mit der spannenden Geschichte sowie dem gelungenen Gameplay, dank denen Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Paintings DX so unterhaltsam ist. Wer bereits die beiden Vorgänger oder die Atelier-Reihe insgesamt mochte, kann erneut bedenkenlos zugreifen. Ob die in der DX-Version enthaltenen DLCs, neue Inhalte sowie Zusatzfunktionen wie Renn-Möglichkeit oder Schnellablauf in Kämpfen einen erneuten Kauf rechtfertigen, müssen alle, die bereits die normale Variante auf der Switch gespielt haben, für sich entscheiden.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Paintings DX bringt das Rollenspiel von Gust in einer erweiterten Version erneut auf die Switch. Die Unterschiede fallen dabei eher gering aus und konzentrieren sich vorwiegend auf integrierte DLCs, kleine neue Inhalte und nützliche Zusatzfunktionen. Ansonsten ist Atelier Lydie & Suelle ein gewohnter Teil der Atelier-Reihe und hat mich genauso wie die beiden Vorgänger wieder gut unterhalten. Lydie und Suelle sind liebenswerte Hauptfiguren, die sich abgesehen von ihrer eigenständigen Persönlichkeit besonders dadurch, dass sie nicht allein sind, von Sophie und Firis unterscheiden. Zwar hatten diese auch feste Begleiterinnen, bei den Zwillingsschwestern fühlt es sich aber noch etwas anders an. Dazu gesellen sich eine durchaus spannende Geschichte mit dem gewohnten Gute-Laune-Wohlfühl-Faktor, gelungene Kämpfe, das komplexe Alchemiesystem und die üblichen Slice-of-Life-Einflüsse. Fans der Atelier-Reihe können wieder bedenkenlos zugreifen, sollten aber bestenfalls vorher Atelier Sophie und Atelier Firis gespielt haben. Zwingend erforderlich sind Vorkenntnisse der beiden Vorgänger aber nicht.