Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan – TEST

Der fiese Leviathan hat der Fantasie-Welt in Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan sämtliche Farben gestohlen. In dem von Entwicklerstudio ManaVoid Entertainment als positiver 2,5D-Abenteuer-Rätsel-Plattformer bezeichneten Spiel ist es an Billy und seinen Freunden wieder für Fröhlichkeit, Farbenfreude und Frieden zu sorgen. Das geschieht komplett gewaltfrei und kindgerecht.


Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan weckt schon auf den ersten Blick Erinnerungen an Cartoon- und Zeichentrickserien aus dem Fernseh-Programm für Kinder. Entsprechend familienfreundlich fällt der Abenteuer-Rätsel-Plattformer aus. Nachdem wir auf einer Insel mit Jahrmarkt erste kleine Aufgaben wie das Finden von Feuerwerksraketen gelöst haben, wecken wir den Zorn des Leviathans. Dieser ist von Hauptfigur Billy und seinen Freunden genervt und spricht deshalb einen Fluch aus, welcher der Fantasie-Welt sämtliche Farben stiehlt. Gemeinsam mit dem Schiff Friend-Ship entkommt Billy und beschließt zusammen mit der sprechenden Box-Angel Rodrigo der Welt ihre Farben wiederzugeben. Dafür müssen wir die nun in tristem Monochrom gefangenen Lebewesen, die wir auf den verschiedenen Inseln treffen, von ihren negativen Gedanken befreien. Hierbei setzt Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan auf gewaltfreie Auseinandersetzungen.

Fröhliches Erkunden

Bevor wir auf eine der Bewohnerinnen oder einen der Bewohner von Fantasie-Welt treffen, schippern wir mit Friend-Ship über das weite Meer. Dabei ist es wichtig, dass nur die eingefärbten Bereiche sicher sind. Sind wir außerhalb davon unterwegs, verbrauchen wir Regenbogentreibstoff und müssen möglichst schnell an einem Steg anlegen. Schaffen wir das nicht, werden wir zur zuletzt besuchten Anlegestelle zurückgesetzt. Schaffen wir es auf eine neue Insel, erkunden wir die grauen Umgebungen, lösen recht einfache Rätsel, indem wir etwa einen Schalter betätigen, sammeln Münzen und Gedanken und suchen die auf der Insel beheimateten Lebewesen. Meist treffen wir pro Insel nur einen Bewohner oder eine Bewohnerin. Diese ist vom Fluch des Leviathans ebenfalls betroffen, so dass sämtliche negativen Gefühle hervorstechen. Sie werden von Ängsten, Selbstzweifeln und allerlei anderen Problemen geplagt. Hier setzt das Spiel auf eine fröhliche Vermittlung ernster Themen wie Selbstfindung, Akzeptanz, Individualität, Inklusion und psychische Gesundheit.

Reden statt kämpfen

Um einem der zahlreichen Lebewesen zu helfen, müssen wir diesen oder diese konfrontieren. Das geschieht wie in einem klassischen Rollenspiel in einer Arena – dargestellt durch eine Pappschachtel – in der wir rundenbasiert agieren dürfen. Statt jedoch anzugreifen, Fähigkeiten einzusetzen oder uns zu verteidigen, müssen wir den Lebewesen zuhören und mit ihnen reden. Gerade letzteres ist wichtig, da wir aus bis zu drei Antwortmöglichkeiten die passendste auswählen müssen, um die jeweilige Person zu unterstützen, ihr gut zuzusprechen und die Probleme ernst zu nehmen. Rainbow Billy setzt komplett auf das Prinzip, dass mit Reden alle Schwierigkeiten zu lösen sind und das sich jeder miteinander anfreunden kann.

Haben wir Erfolg, werden erste Farben aufgedeckt, die wir benötigen, um unseren Kontrahenten wieder einzufärben. Das geschieht über Freundschaftsmarken die wir ziehen und, je nachdem wie viele Aktionen wir bereits ausführen, einsetzen dürfen. Nachdem wir kleine Minispiele absolviert haben, werden die Farben auf unseren Gesprächspartner angewendet. Manchmal müssen wir auch besondere Bedingungen wie etwa den Einsatz eines bestimmten Freundes erfüllen, um endgültig erfolgreich zu sein. Erst wenn unser Gegenüber komplett eingefärbt ist, endet die Konfrontation, die Probleme sind vorerst gelöst und wir haben einen neuen Freund gefunden, den wir in künftigen Auseinandersetzungen ebenfalls einsetzen dürfen. Das erinnert natürlich an Pokémon und andere Kreaturensammel-Spiele.

Familienfreundlich und kindgerecht

Vielmehr Gameplay bietet Rainbow Billy nicht. Sicher, das Erkunden ist kurzweilig, die Rätsel gut eingefügt und kleinere Sprungpassagen bringen Abwechslung, aber schon bald stellen wir einen repetitiven Spielablauf fest. Selbst die Gesprächskonfrontationen laufen stets identisch ab und haben nicht einmal viele Variationen. Brauchen wir bei einer Auseinandersetzung etwas länger, können sich auch die Aussagen von uns wiederholen. Zusätzlich wirken manche Dialoge nur bedingt aneinander angepasst, Reaktionen auf Aussagen etwas seltsam und auch die Überzeugungsarbeit fällt selbst bei scheinbar schweren Problemen ziemlich leicht. Sicher, Rainbow Billy ist für ein jüngeres Zielpublikum gedacht und soll neben einer fröhlichen Abenteuergeschichte ein paar moralische Werte vermitteln, doch gerade deshalb fallen diese Punkte für uns noch etwas schwerer ins Gewicht. Der Fokus liegt eben besonders auf den Gesprächskonfrontationen. Da sollten diese auch gut und glaubhaft umgesetzt sein. Aber nicht falsch verstehen, schlecht sind sie auch nicht, nur nicht immer hunderprozentig passend und oft ein wenig zu oberflächlich. Für kurzweiligen Abenteuer-Rätsel-Plattformer-Spaß mit den Kindern dürfte das aber nur bedingt ins Gewicht fallen.

 

Präsentiert wird Rainbow Billy wie eingangs erwähnt in einer schicken Cartoon-Zeichentrick-Optik. Gerade die zahlreichen Lebewesen mit denen wir uns anfreunden sind schön verrückt und individuell gestaltet. An den niedlichen Freunden dürften Kinder durchaus ihre Freude haben. Auch sonst versprüht das Spiel eine gute Portion Charme. Sicher, die Geschichte ist trotz der gut eingebundenen ernsteren Themen eher etwas seichter, dafür aber spürbar mit viel Liebe umgesetzt. Ähnliches gilt für die gezeichneten Umgebungen und schicken Charaktermodelle sowie den meist passenden, wenn auch nicht überragenden Soundtrack. Alles in allem kann die audiovisuelle Präsentation überzeugen und unterstreicht gut den farbenfrohen Charme von Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Vor allem der farbenfrohe Cartoon-Zeichentrick-Stil hat meine Neugier auf Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan geweckt. Die optische Umsetzung passt sehr gut zur kindgerechten und familienfreundlichen Ausrichtung des Abenteuer-Rätsel-Plattformers. Ähnliches gilt für die gewaltfreien Konfrontationen, die auf Reden als Lösung sämtlicher Auseinandersetzungen setzen. Ein durchaus interessanter Ansatz, der aber leider ein wenig an den manchmal etwas holprigen Dialogübergängen und etwas zu leicht gelösten Problemen der Lebewesen krankt. Auch die eher simple Gameplay-Ausrichtung inklusive Erkunden, Rätseln und Sprungpassagen zeigt deutlich das jüngere Zielpublikum. Für dieses und ihre Familien kann Rainbow Billy aber durchaus ein kleiner, kurzweiliger Abenteuer-Spaß ohne allzu großen Anspruch sein.