River City Girls Zero: Kunio-tachi no Banka – TEST
Am 29. April 1994 erschien in Japan mit Shin Nekketsu Kōha: Kunio-tachi no Banka der vierte Teil der Kunio-kun-Reihe für das Super Famicom. Mit River City Girls Zero: Kunio-tachi no Banka spendierte WayForward dem Klassiker Anfang 2022 eine Portierung für die Switch.
In River City Girls Zero schlüpfen wir in die Rolle der beiden Oberschüler Kunio und Riki, die bei einem Unfall angeblich Fahrerflucht begangen haben sollen und deswegen hinter Gittern landen. Sie beteuern jedoch ihre Unschuld. Als ihnen bei einem Besuch von ihrem gemeinsamen Freund Hiroshi indoktriniert wird, dass der Raufbold Daiki jetzt das Sagen an der Nekketsu-Oberschule hat und ein Auge auf Kunios Freundin Misako wirft, beschließen die beiden auszubrechen. Mit der Zeit erfahren Kunio und Riki immer mehr Einzelheiten über merkwürdige Geschehnisse. Beispielsweise soll in der Stadt jemand sein Unwesen treiben, der Kunio zum Wechseln ähnlich sieht. An der Hanazono-Oberschule wiederum, die Riki besucht, sollen alle Schüler von einem gewissen Ryūta zu Teilzeitjobs gezwungen werden. Auch Rikis Freundin Kyōko scheint in die Ereignisse involviert zu sein.
Storytechnisch bietet auch River City Girls Zero den Wahnsinn, wie wir ihn von der Reihe kennen. Eine abstruse Situation folgt auf die nächste, weshalb es schon fast als Meisterstück gesehen werden kann, wie die Entwickler all diese Ereignisse verkettet haben. Fragwürdig ist jedoch, warum WayForward den Titel unbedingt umbenennen musste. Obwohl die titelgebenden Damen Misako und Kyōko sich ihren Freunden anschließen, spielen sie lediglich eine untergeordnete Rolle.
Prügeln wie im Jahr 1994
Wer sich auf River City Girls Zero einlassen will, sollte stets im Hinterkopf behalten, dass es sich bei dem Titel um ein Beat ’em up aus dem Jahr 1994 handelt. Vor allem jüngere Spieler, die diese Zeit nicht miterlebt haben, könnten aus heutiger Sicht trotz eingängiger Mechaniken ein paar Einstiegshürden zu überwinden haben. Die Levels des Spiels sind recht kurz und zudem linear gehalten, bieten darüber hinaus nicht wirklich Geheimnisse zu entdecken und konzentrieren sich in den meisten Fällen auf die teilweise ganz schön ausufernden Schlägereien. Über die Aktionsknöpfe schlagen, treten und springen wir. Mit ein wenig Übung können wir auch Kombinationsangriffe ausführen, wodurch wir die Gegner zum Beispiel packen und ihnen das Knie in ihre Weichteile rammen.
Für das Jahr 1994 ist das wirklich schön animiert, doch läuft der Titel auch entsprechend langsam. Wir müssen wirklich jeden Schlag, jeden Tritt und jeden Sprung gut überlegen und im besten Falle ebenso gut koordiniert einsetzen. Die künstliche Intelligenz nutzt viele Gelegenheiten schamlos aus, um zurückzuschlagen und somit an unserer Lebensenergie zu zerren. Ist diese geleert, müssen wir den ganzen Level von Vorne beginnen, was durchaus nervig sein kann. Wem der Schwierigkeitsgrad von Beat ’em ups aus dieser Zeit zu hoch ist, kann diesen bei Spielbeginn auch um eine Stufe verringern.
Nostalgische Ohrfeigenorgie
Außerdem sei gesagt, dass wir es uns auch im aktiven Spiel ein wenig einfacher machen können. Mit Ausnahme der Levels, in denen wir auf einem Motorrad in der Third-Person-Ansicht unterwegs sind, können wir zwischen den vier Charakteren durchwechseln. Jede Spielfigur verfügt über einen eigenen Lebensbalken, was wir ausnutzen sollten, doch Obacht: Trotzdem heißt es Game Over, wenn auch nur ein Lebensbalken auf Null sinkt. Wer will, kann River City Girls Zero auch kooperativ an einer Konsole spielen, wodurch die Klopperei noch einmal ein gutes Stück intensiver wird. Auf der technischen Seite überzeugt der Titel mit angenehmen 16-Bit-Grafiken und einem gelungenen Soundtrack, die sowohl zum Kampfgeschehen als auch zu den Story-Sequenzen passen.
Positiv anzumerken ist, dass sämtliche In-Game-Texte hochwertig eingedeutscht sind. Alternativ lässt sich der Titel beispielsweise auf Englisch oder Japanisch spielen. Lediglich die übergeordneten Menüstrukturen, in denen wir unter anderem die Größe des 4:3-Bildformats verändern oder das Spiel jederzeit speichern können, sind lediglich in leicht verständlichem Englisch gehalten. Als Bonus gibt es auf der Switch einen kultverdächtigen Intro-Song und die originale japanische Anleitung in digitaler Form obendrauf. Nostalgiker mit einem Faible für Beat ’em ups kommen um den Titel wohl nicht herum.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
River City Girls Zero: Kunio-tachi no Banka ist eine nostalgische Reise in das Jahr 1994. Der Titel ist bedauerlicherweise nicht außerhalb Japans erschienen, hätte es gegen die Konkurrenz in Form von Streets of Rage II und Co aber sicherlich schwer gehabt. Trotzdem handelt es sich bei dem Spiel um eine echte Perle – zumindest für die Art Spieler, die sich in einen Titel richtig verbeißen wollen. Der Schwierigkeitsgrad der Kloppereien ist hoch und teilweise sogar etwas frustrierend, da die Kollisionsabfragen millimetergenau überprüft werden. Wem das irgendwann blind gelingt, wird jede Menge Spaß mit dem Titel haben können. Dies liegt nicht zuletzt an den angenehmen 16-Bit-Grafiken und dem mitreißenden Soundtrack, sondern vor allem an der witzigen bis durchgedrehten Story. Auch wer in einem Level keinerlei Fortschritt verbucht, muss nicht verzagen. Mittels eines leicht verständlichen Passwortsystems kann einfach zum nächsten Level gesprungen werden. Ein paar Komfortfunktionen und Upgrades mehr hätte Entwickler WayForward dem Titel darüber hinaus aber sehr gerne spendieren dürfen. So bleibt es bei River City Girls Zero am Ende des Tages bei einem Spiel für Fans der Kunio-kun-Reihe oder ähnlichen Beat ’em ups der frühen 1990er-Jahre.