Der unverhoffte Flop der Nintendo Wii U – SPECIAL

Mit Nintendos Konsolen-Erfolgen ist es ein ständiges auf und ab. Oft ist der Erfolg oder eben Misserfolg eines Nintendo DS oder einer Nintendo Wii U schwerlich vorherzusagen, im Nachhinein sind wir aber immer um einiges klüger.


Nach der für Nintendo dürftigen Nintendo-GameCube-Ära ging es mit NIntendos Wechsel zur Blue-Ocean-Strategie wieder deutlich bergauf. Diese beinhaltete eine maximale Zielgruppenerweiterung bei gleichzeitiger günstiger Hardware-Herstellung. Die Ergebnisse waren der Nintendo DS und die Nintendo Wii, die nicht nur Nintendo viele Erfolge bescherten, sondern Videospiele auch außerhalb des Gaming-Tellerrands nochmal deutlich präsenter machten.

Ein einfacher Plan

So war es auch 2011 und 2012 nicht verwunderlich, dass Nintendo mit dem Nintendo 3DS und der Nintendo Wii U direkt auf den bisherigen Erfolgen aufbauen wollte. Während sich der 3DS über Umwege noch zu einem Erfolg mausern konnte, blieb dieser der Wii U bis zum Ende verwehrt. Die Gründe hierfür waren vielseitig und sorgten dafür, dass Nintendos bis dato stärkste Hardware die mit Abstand schlechtesten Verkaufszahlen generierten.

Die verkopfte Marketing-Kampagne, die mit einer irritierenden Ankündigung anfing und mit einem falschen Fokus fortgeführt wurde, war nur der Anfang vom Übel. Nintendo legte einen enormen Fokus auf die Unabhängigkeit des Wii-U-Gamepads und dessen Bildschirm. Das zeigte sich auch in den bei der Ankündigung vorgestellten Spielen. Die Faszination von asymmetrischem Gameplay, komplexe Informationsdarstellungen über zwei Bildschirme und einer interaktiven Social-Media-Plattform namens Miiverse sind keine Punkte, die Gelegenheitsspieler abholen. Die schnelle und klar greifbare Begeisterung, die die Bewegungssteuerung auslösen kann, blieb nachvollziebarerweise aus.

Falscher Fokus

Auch die neue Spielesammlung Nintendo Land fasst die Situation gut zusammen. Nintendo Land bot interessante Konzepte und basierte sogar teilweise auf den bekannten Marken wie Pikmin, Zelda oder Metroid. Einen direkt erkennbaren, spaßigen Fokus samt technischer Begeisterung wie das bei Wii Sports der Fall war, ließ Nintendo Land allerdings vermissen. Die Bewegungssteuerung der Wii war zu diesem Zeitpunkt längst zum Gimmick verklärt, so blieb die Begeisterung dieser Gamepad-Techdemo aus.

Ansonsten war der Launch von zu viel Vertrautem geprägt: Von New Super Mario Bros. U bis zu den zahlreichen Portierungen von Drittherstellern ist für keine Zielgruppe ein besonders attraktives Kaufargument vorhanden. Die Ausnahme stellt höchstens das originelle ZombiU dar, das als Neuinterpretation von Ubisofts allererstem Spiel mit einigen inhaltlichen Schwächen und einer eher speziellen Zielgruppe auch keine Konsole verkaufen konnte.

Eine Phase der Umgewöhnung

Nintendo Wii U MiiverseEin schwacher Launch besiegelt aber noch lange nicht den Tod einer ganzen Konsole. Bis die Wii-U-Spiele-Highlights erscheinen würden, dauerte es aber noch mindestens ein Jahr. Auf einen Erfolgsgarant wie ihn die Handhelds mit der Pokémon-Reihe haben, konnte die Wii U auch nicht vertrauen. Sobald der Erfolg ausblieb, blieben natürlich auch die Dritthersteller und deren Neuentwicklungen oder Spieleportierungen aus. Ein Teufelskreis, der bei der Wii U noch einmal tiefer reichte, als bei anderen Konsolen: Während die Nintendo Wii technisch immer noch im SD-Zeitalter angesiedelt war und sich im Vergleich zu GameCube, PlayStation 2 oder Xbox nur wenig weiter entwickelt hatte, war die Nintendo Wii U der erste Sprung ins HD-Zeitalter.

Die schwache Technik war eine dankbare Grundlage für viele auch kleinere Entwickler, die mit ihren bereits existierenden und bekannten Entwickler-Tools mit überschaubaren Mitteln Spiele für die Wii entwickelt konnten. Das Ergebnis waren besonders viele kleinere Titel, mit originellen Konzepten. Der Sprung ins hochaufgelöste, Breitbild-Zeitalter haben einige Jahre zuvor schon Sony mit der PlayStation 3 und Microsoft mit der Xbox 360 unterschätzt, nun war Nintendo an der Reihe. 2013 gestand Shigeru Miyamoto in einem Interview selbst ein, dass die Entwicklung von HD-Spielen circa doppelt so viele Entwickler beansprucht wie zuvor.

Der hohe Detailgrad der neuen Spielwelten wollte natürlich auch mit Inhalten gefüllt werden und so explodierten die Kosten mit jedem neuen Meter Weitsicht weiter. Mit deutlich ausdefinierteren Charaktermodellen geht natürlich auch der Anspruch an feinere Animationen einher.

Zwei Bildschirme gleich doppelter Spaß?

Nintendo DS FamilieDas Hardware-Konzept selbst war auch nicht wirklich ausgereift. Der Gedanke, nach den fantastischen und intuitiven Zweibildschirmerfahrungen auf den DS-Systemen, diese auch einfach für eine Heimkonsole zu übernehmen, ist schnell nachzuvollziehen. In der Praxis gestaltete sich die Nutzung des zweiten Bildschirms aber als deutlich unbequemer, als gedacht. Während am Nintendo DS beide Bildschirme stets im direkten Sichtfeld des Spielers lagen und der Fokus zwischen den Bildschirmen wortwörtlich im Augenblick gewechselt werden konnte, ist das bei der Wii U im Normalfall nicht der Fall. Der Winkel und Weg der Kopfbewegung vom Fernseher hin zum Gamepad ist beim regulären Spielen deutlich größer und der Abstand zum Auge sowie die grafische Qualität zwischen den Bildschirmen ein komplett anderer.

Dadurch wird im Vergleich zum DS der Aufbau von Immersion deutlich erschwert. Der untere Bildschirm half außerdem kaum zur Informationsübermittlung oder Darstellung von komplexen Informationen bei Spielen, die über eine statische Karte oder einem Inventar hinaus gehen. Die Wii U war in vielen Punkten eine Art Zwischenprodukt auf dem Weg zur Nintendo Switch. Diese Übergangszeit war kaum zu vermeiden, aber im Hinblick auf Nintendos aktuellen Nintendo-Switch-Erfolg eine, mit einem glücklichen Ende.