The DioField Chronicle – TEST

Taktik- und Strategie-Rollenspiele gehören schon lange zum Portfolio von Square Enix. Im Gegensatz zu Tactics Ogre, Final Fantasy Tactics oder Triangle Strategy, setzt das von Square Enix und Lancarse entwickelte The DioField Chronicle nicht auf rundenbasierte Kämpfe, sondern auf Echtzeit-Schlachten. Diese führen uns durch eine Geschichte voller politischer Intrigen, persönlicher Ziele, Hoffnung, Tragödie und Verrat.


Seit vor einigen Jahren Prinz Levantia Shaytham, vierter in der Thronfolge des Königreichs Alletain, bei einem Angriff getötet wurde, haben seine Leibwächter und Freunde Andrias Rhondarson und Fredret Lester das Ziel, den größten Wunsch des Prinzen zu erfüllen: Frieden. Gemeinsam mit Izelair Wigan, Tochter des legendären Söldners Zoruaq Wigan, schließen sich die beiden Soldaten einer Söldnergruppe an, die versucht das von einem großen Krieg bedrohte Alltain zu schützen. Denn die Insel DioField, auf der das Königreich liegt, weckt das Interesse der beiden großen Nationen des nahen Kontinents. Das mächtige Imperium Trovelt-Schoevian und die Rowetale Allianz streben nach der Jade, einer magischen Ressoucre, die auf DioField abgebaut wird.

Politische Fantasy

Wie die Geschichte von The DioField Chronicle zeigt, setzt das Strategie-Rollenspiel auf recht typische Genre-Elemente und erinnert dadurch unter anderem an den Genre-Kollegen Triangle Strategy oder Fernsehserien wie Game of Thrones. Die durchaus spannende, wenn auch oft etwas unspektakulär in Spielgrafik erzählte Geschichte versteht es, mit überraschenden Wendungen und unvorhersehbaren Entwicklungen zu fesseln und gehört zu den größten Stärken von The DioField Chronicle. Zwar bleibt die lineare Erzählung weitgehend innerhalb bekannter Genre-Gepflogenheiten gefangen, kann aber dennoch ausreichend zum Weiterspielen motivieren. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass teilweise der Eindruck entsteht, die Spielzeit von zwanzig bis dreißig Stunden wären etwas zu wenig, um das volle Ausmaß der Handlung zu ermöglichen. Auffällig sind ebenfalls die gut geschriebenen Charaktere, die der Geschichte Persönlichkeit verleihen.

Dabei grenzt sich The DioField Chronicle von anderen Strategie-Rollenspielen wie Triangle Strategy oder der Fire-Emblem-Reihe vor allem im Gameplay ab. Bei den zahlreichen Schlachten kommt das sogenannte „Real Time Tactical Battle“-System zum Einsatz. Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um ein Echtzeit-Kampfsystem. Nur wenn wir einen der bis zu vier Charaktere, die an einer Schlacht aktiv teilnehmen können, auswählen, friert das Geschehen auf dem Schlachtfeld ein. Dies ermöglicht es uns, in aller Ruhe Befehle zu erteilen, Wegpunkte zu setzen, Fähigkeiten zu wählen und so möglichst taktisch gegen unsere Feinde vorzugehen. Sobald wir jedoch fertig sind, kehrt The DioField Chronicle wieder in die Echtzeit zurück. Das bedeutet auch, Feinde agieren gleichzeitig mit uns und greifen spätestens dann sofort an, wenn wir in ihrem einsehbaren Sichtfeld sind.

Taktische Möglichkeiten

Zwar geht die künstliche Intelligenz eher selten überlegt vor, aufpassen sollten wir aber trotzdem, um nicht in Unterzahl zu geraten oder umzingelt zu werden. Besonders Angriffe von hinten bringen einen Vorteil und mehr Schaden. Entsprechend planen wir unser Vorgehen, um Gegner in die Zange zu nehmen und schnell auszuschalten. Gerade in späteren Schlachten kann das je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad essenziell sein. Vor allem die gelungenen Bosse erfordern oft taktisches Vorgehen. Immerhin brauchen wir beim Ableben eines Charakters nicht neu zu starten, da The DioField Chronicle auf Permadeath und somit den dauerhaften Verlust verzichtet. Hieran zeigt sich genauso wie am gesamten Gefühl des Gameplays, dass Square Enix und Lancarse bei der Entwicklung stets eine Ausrichtung an Genre-Neulinge bedacht haben. Negativ auf den Anspruch wirkt sich das jedoch nicht aus. Zudem dürfen wir jederzeit die Zeit zurückdrehen und die Schlachten von festgelegten Punkten aus erneut versuchen. Dadurch wird vermieden, dass wir Missionen komplett neu starten müssen, wenn wir eines der Bonusziele nur aufgrund eines kleinen Fehlers verpassen.

Abseits der Story-Missionen dürfen wir uns auch in Nebenquests stürzen, Gespräche mit Charakteren führen und uns frei in unserem Hauptquartier bewegen. Hier können wir neue Ausrüstung kaufen, Fähigkeitenpunkte ausgeben, die Basis verbessern, Waffen weiterentwickeln, die Talente der unterschiedlichen Charakterklassen voranbringen und unseren Magiluminstein aufwerten. Bei letzterem handelt es sich um einen magischen Gegenstand, den wir bereits in der Prolog-Mission erhalten, die als Tutorial dient. Ist der Magiluminstein, der rechts unten am Bildschirmrand zu sehen ist, aufgeladen, dürfen wir einen mächtigen Zauber wirken, der an Beschwörungen aus den Final-Fantasy-Spielen erinnert. Auf diese Weise treten dann starke Wesen wie Bahamut (erneut lässt Final Fantasy grüßen) auf den Plan und verursachen im Angriffsbereich großen Schaden. Ein mächtiges Werkzeug, das über Sieg und Niederlage entscheiden kann und uns weitere taktische Möglichkeiten eröffnet.

Zweckmäßig und stimmungsvoll

Präsentiert wird The DioField Chronicle in einem an Dioramen erinnernden Grafikstil. Jedes der eher überschaubaren Schlachtfelder ist auf einer Holzplatte angebracht und wirkt wie ein gebautes Modell. Besonders wenn wir komplett herauszoomen, wirken Umgebungen und Figuren wie ein schickes Diorama. Allerdings fällt abseits davon auch auf, dass die Grafik reichlich detailarm und trist ist. Manchmal wirkt das Strategie-Rollenspiel gar wie ein aufgewertetes PlayStation-2- oder PlayStation-3-Spiel. Trotzdem hat uns die Optik grundsätzlich gefallen. Mit ihrem leicht puppenartigen Aussehen wissen besonders die Charaktere zu überzeugen.

Untermalt wird das Geschehen zudem von einem fantastischen Soundtrack, der von Ramin Djawadi und Brandon Campbell komponiert wurde. Bekannt sind sie unter anderem für die Musik von Game of Thrones. Entsprechend überrascht es nicht, dass die politische geprägte Fantasy-Geschichte angemessen epochal und mitreißend untermalt, und die gelungene Atmosphäre zusätzlich durch den Soundtrack geprägt wird. Dem schließt sich eine sehr gute englische und japanische Synchronisation an. Leider sind jedoch nur wichtige Szenen vertont. Die meisten Gespräche setzen ausschließlich auf die ebenfalls sehr guten deutschen Texte. Hier wäre mehr drin gewesen, um der Geschichte und den Figuren noch mehr Tiefe zu verleihen. Doch das ist Kritik auf einem hohen Niveau und hat keinerlei Einfluss auf die kurzweilige Strategie-Rollenspiel-Erfahrung, die The DioField Chronicle bietet.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Als Square Enix The DioField Chronicle im März 2022 angekündigt hat, war sofort mein Interesse, aber auch ein wenig Skepsis geweckt. Letztlich hat sich daran auch beim Spielen nichts geändert. Auf der einen Seite habe ich viel Spaß mit den Echtzeitschlachten und der spannenden Polit-Fantasy-Geschichte. Andererseits fällt das Gameplay genauer betrachtet etwas simpel und abwechslungsarm aus und die Grafik ist trotz kleinerer Stärken eher zweckmäßig. Wirklich negativ ist das aber nicht unbedingt. Sobald ich mich auf The DioField Chronicle eingelassen habe, hat mich das Strategie-Rollenspiel nicht mehr losgelassen. Die kurzweiligen Schlachten, die spannende Geschichte und die gelungenen Charaktere haben mich immer wieder dazu motiviert weiterzuspielen. Daran haben selbst manche Schwächen bei der Erzählweise, die schwache Optik und das eindeutig auf Genre-Neulinge zugeschnittene Gameplay nichts geändert. The DioField Chronicle ist sicherlich kein neuer Strategie-Rollenspiel-Meilenstein, ein guter Genre-Vertreter ist der Titel aber definitiv.