Stitch – TEST
Wenn Puzzlespiele Erfolg haben wollen, müssen sie nicht nur mit einer besonderen Spielmechanik, sondern bestenfalls auch mit einem passenden Grafikstil punkten. Auf das Puzzlespiel Stitch trifft zwar beides weitgehend zu, doch spielt der Titel sein volles Potenzial nicht aus.
Seit Jahrtausenden machen Stickereien einen wichtigen Teil der menschlichen Kunstgeschichte aus. Da ist es nicht verwunderlich, dass diese Kunstform früher oder später einmal in einem Videospiel behandelt werden musste. Stitch, stilisiert eigentlich „stitch.“, macht das Kreieren von Stickmustern zur Spielmechanik und verbindet dies geschickt mit leicht verständlichen Puzzle-Elementen. So wählen wir aus einer stetig größer werdenden Auswahl an Rahmen, die das wollartige Trägermaterial in digitaler Form halten, den für uns passenden Level aus. Anschließend müssen wir, zumeist aufgeteilt in verschiedene Teilbereiche, das Stickmuster auf das Trägermaterial bannen. Dieses ist gitternetzartig aufgebaut, auch wenn die Zeilen und Spalten verschiedene Formen haben und sich damit wunderbar vom Puzzle-Urgestein Picross abheben.
Freies Sticken ist aber erstmal nicht angesagt, denn um das Muster zu kreieren, müssen wir uns an die Regeln halten. Hierfür achten wir auf die Beschriftungen der vereinzelten Kästchen. Ist ein Feld zum Beispiel mit einer Zwölf beschriftet, so wissen wir, dass wir einen zwölf Felder großen Bereich mit dem virtuellen Faden besticken müssen. Dieser Bereich befindet sich dann entweder in einer oder mehrerer miteinander verbundenen Reihen. Es ist in Stitch nicht möglich, das Areal schlangenartig abzustecken, was ein kleines Problem offenbart.
Niedriger Schwierigkeitsgrad
Da die Spielregeln verlangen, dass am Ende ein vorbestimmtes Muster im Rahmen erscheint, fällt der Schwierigkeitsgrad eher gering aus. Komplexe Zusammenstellungen des Stickmusters sind nicht möglich. Dies liegt aber klar im Spielziel, nicht aber im Unwillen der Entwickler begründet. Würden wir kreuz und quer die Bereiche so anlegen können, wie wir wollen, würde ein kunterbuntes Tohuwabohu entstehen, was mit dem vordefinierten Stickmuster nichts mehr zu tun hätte. Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass es in Stitch zu wenig zu tun gäbe. Im Grundpaket sind 180 Rahmen enthalten, die uns je nach Größe und eigenem Können zwischen einer Minute und über einer Stunde Zeit stibitzen können.
Trotz oder wegen der Zugänglichkeit und unkomplizierten Spielmechanik kommen wir schnell in einen schier unaufhaltsamen Spielfluss, der uns stundenlang an die Switch lockt. Kaum haben wir einen Rahmen vollständig gefüllt, wollen wir auch schon den nächsten Level angehen. Beim Spielen vergeht die Zeit wie im Fluge – und das ist etwas, was in einer derart schnelllebigen Welt wirklich nicht mehr viele Spiele von sich behaupten können. Obwohl der Schwierigkeitsgrad fast durchweg niedrig ausfällt, gibt es dennoch ein paar Levels, in denen wir zumindest etwas länger an bestimmten Teilbereichen hängen, die uns mehr zum Grübeln anregen.
Umfangreiches Grundpaket
Mit jedem gelösten Rätsel erhalten wir Punkte, die abhängig davon sind, ob wir das Stickmuster beispielsweise zum ersten Mal oder ohne Tipps absolviert haben. Seid ihr also nicht ganz konform im Genre, könnt ihr auch eindeutige Hinweise erhalten. Es ist jedoch egal wie gut ihr seid, denn auch wenn ihr zielsicher voranschreitet, dürftet ihr einige Zeit mit Stitch beschäftigt sein. Der Titel bietet nämlich mehr als nur die 180 Levels des Grundpakets. Erreichen wir eine bestimmte Spielstufe, dürfen wir uns wöchentlich einem wechselnden Rahmen der Woche widmen. Wenig später schalten wir auch noch die zusätzlichen Shikaku frei, bei denen es sich um japanische Rätsel handelt, die genau genommen im Vorfeld die Grundlage für Stitch lieferten und entsprechend identisch zu den eigentlichen Rahmen funktionieren.
Im Hauptmenü des Spiels ist auch der eShop der Nintendo Switch verlinkt. Allerdings werden hier noch keine Inhalte angeboten, weshalb Vorsicht geboten ist. Zum Testzeitpunkt am 2. Mai 2024 wissen wir also noch nicht, ob die Zusatzinhalte kostenpflichtig oder kostenfrei angeboten werden. Am Grundpaket haben wir abseits der genannten Defizite nur wenig zu meckern. Allen voran könnte aber der Soundtrack ausgetauscht oder erweitert werden, denn dieser fällt mit gefühlt einer einzigen Melodie viel zu monoton aus – und das hat Stitch nicht verdient!
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Stitch kam für mich tatsächlich wie aus dem Nichts. Der einstige Apple-Arcade-Exklusivtitel, dem ich als solchem leider keine Beachtung schenken konnte, macht auf der Switch in meinen Augen eine angenehme Figur. So flutscht das Gameplay von der ersten Minute und auch das Grafikdesign gefällt mir ziemlich gut. Probleme sehe ich nur im Detail, von denen sich geruhsame Spieler aber womöglich nicht abschrecken lassen dürften. So finde ich es schade, dass der Schwierigkeitsgrad weitgehend sehr gering ausfällt. Auch gibt es keine Möglichkeit, das Erlebnis zu intensivieren. Mir würde es schon reichen, bei einem Level Zeitdruck und Zeitstrafen zu haben, damit ich mich mehr anstrengen muss. So gerne ich mich stundenlang am Stück den verschiedenen Puzzles hingebe, so sehr fehlen mir auch die Herausforderungen und damit verknüpfte Online-Ranglisten. Dieser Meinung muss natürlich nicht jeder sein. Wer einfach unkompliziert und ohne großen Druck spielen möchte, wird mit Stitch seine wahre Freude haben. Gerade wer eine seichte Nebenbetätigung neben Fernsehritualen sucht, kann mit Stitch nichts falsch machen. Nebenher können dann auch, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, die Lautsprecher der Switch ausgeschaltet bleiben, um dem monotonen Soundtrack zu entgehen.