
Urban Myth Dissolution Center – TEST
Der Nintendo-Switch-eShop ist mit unzähligen Visual-Novels und textbasierten Adventures vollgestopft – die meisten von zweifelhafter Qualität. Auf den ersten Blick lässt sich auch von Urban Myth Dissolution Center nicht ableiten, ob das Spiel einen zweiten Blick Wert ist.
Das Urban Myth Dissolution Center ist eine kleine Gruppierung, die sich mit der Aufklärung und Zerstörung urbaner Mythen beschäftigt. Davon gibt es in japanischen Großstädten zahllose. So wird auch Protagonistin Azami Fukurai von einem Problem geplagt, dass sie auf ein übernatürliches Phänomen zurückführt. Im Urban Myth Dissolution Center angekommen, wird nach wenigen Minuten ihr Problem gelöst. Allerdings wird sie vom leicht beunruhigenden Leiter Ayumu Meguriya mehr oder weniger unfreiwillig als Ermittlerin rekrutiert und darf sich nun selbst um das Lüften übernatürlicher Phänomene kümmern.
Fantastische Figuren und Übersetzung
Die eher unsichere Azami wird dabei von der abgebrühten Jasmine unterstützt. Schnell fallen die toll geschriebenen Figuren auf. Auch im Deutschen sind alle Texte sehr gut übersetzt, alle Figuren sind greifbar und transportieren einen gewissen Charme. Für ihren ersten Fall soll sie die Hintergründe eines obskuren Stalking-Falls untersuchen, der mit der urbanen Legende des „Manns unterm Bett“ zusammenhängt. Richtig gut finden wir auch, dass es sich bei der Charakterriege in Urban Myth Dissolution Center um Studenten und andere volljährige Figuren handelt. Das erlaubt ein ganz anderes Spektrum an Themen, das vom klassischen Highschool-Cast eher nicht behandelt werden würde.
Es ist Azamis Aufgabe, die Probleme anderer Leute zu lösen und bestenfalls noch zu beweisen, dass ganz sicher keine Geister ihren Schabernack getrieben haben – dafür besitzt sie aber durchaus übernatürliche Fähigkeiten. So kann sie mit dem Geisterblick – eine besondere Brille –, Ereignisse der Vergangenheit erleben. Das ist auch für das Gameplay relevant, denn so untersuchen wir aus der Seitenperspektive die Einrichtungen betroffener Personen – auf zwei Zeitebenen. Wirklich komplex wird das Untersuchen nicht. Im Grunde klappern wir alle Hotspots nach Hinweisen ab, bis sich neue Dialogoptionen auftun. Spannender wird es, wenn der Zentrumsleiter (Chef!) anruft oder wir Lückentexte mit vorgefertigten Textbausteinen auffüllen müssen. Das fordert die grauen Zellen etwas mehr.
Mäßig spannendes Gameplay
Passend zum Setting der modernen Großstadt recherchieren wir auch im Internet. Dabei bekommen wir die Kommentarsektion unterschiedlicher Chats präsentiert und müssen nach Hinweisen Ausschau halten. Auch hier sind die wichtigen Punkte direkt markiert. Anschließend dürfen wir mit diesen neuen Hinweisen in der Suchmaschine „googeln“ und neue Chats finden.
Direkt nach Start des Spiels fällt die aufwändige und stimmungsvolle Inszenierung auf. Im Intro und ab und an während der Kapitel werden wir von lebhaften Pixel-Animationen abgeholt, deren Qualität weit über der restlichen – eher klassischen Visual-Novel-Inszenierung –, einzuordnen ist. Das Highlight bleibt ganz klar die stimmungsvolle Erzählung samt Figuren. Die Geschichten hätten etwas schneller vorangetrieben werden können, für das entspannte Erkunden plus leichter Grusel ist das aber okay. Mit scharfen Kontrasten ist die reduzierte Farbpalette klug gewählt und die Pixelfiguren erscheinen wie aus einem Guss. Der Soundtrack hält sich bewusst zurück und untermalt spannungsvolle Stellen gelegentlich. Besonders auffällig sind manchmal die schönen ruhigen Momente. Das ist gut für die Stimmung, denn erst spät ist uns aufgefallen, dass das Spiel ja gar keine Sprachausgabe hat!
Fazit:
Direkt zu Beginn des Jahres ist Urban Myth Dissolution Center eine kleine Überraschung für mich. Besonders die Figuren und der Kontrast des Okkulten in einer japanischen modernen Großstadt gefallen mir. Leider sind manche Fälle etwas zu lang und besonders die Internet-Recherchen finde ich spielerisch nicht so toll. Sogar als alter Pixel-Nörgler finde ich die Gestaltung des Spiels äußerst gelungen. Von den fast schon filmreifen Pixel-Zwischensequenzen gibt es leider viel zu wenige, aber auch die Gestaltung der Menüs und Hintergründe finde ich richtig toll.