Parascientific Escape: Gear Detective – TEST

Genau ein Jahr nach dem Release der ersten Episode von Parascientific Escape erscheint in unseren Breiten die Fortsetzung. Auch Parascientific Escape: Gear Detective ist eine Visual Novel mit gelegentlichen Puzzle-Einlagen.


Gear Detective orientiert sich nur an ganz bestimmten Punkten an seinem Vorgänger. Wer sich auf das Wiedersehen mit bekannten Figuren gefreut hat, wird schnell enttäuscht. Ein neuer Cast von Charakteren in einem neuen Setting erwartet die Spieler – dennoch spielt das Abenteuer in derselben Welt. In der Visual Novel wird der Spieler erneut an die Seite von Figuren gestellt, die zu den sogenannten Psychics zählen. Diese Menschen besitzen besondere Fähigkeiten unterschiedlichster Natur, im ersten Teil waren das zum Beispiel Telekinese und Hellseherei.

Nachwuchsdetektive


Für den jungen Detektiv Kyōsuke und seiner Arbeit sind solche Fähigkeiten natürlich besonders praktisch. Zusammen mit seiner noch jüngeren Assistentin Mari versucht er sich am Lösen eines mehrfachen Mordfalls. Allerdings besitzt der Fall für ihn auch eine persönliche Ebene und schnell bauen sich Verbindungen zu seiner Vergangenheit auf. Daneben steht, wie schon im Vorgänger, die Frage nach der Existenz der Psychics selbst im Mittelpunkt der Handlung. Auch wenn die Handlung eigenständig funktioniert, verpasst das Wissen des Vorgängers der ganzen Erzählung mehr Fleisch und Tiefe.

Für eine Visual Novel üblich wird das ganze in Textboxen erzählt, die in diesem Fall über schnöde Hintergrundbilder gelegt wurden. Die englischen Texte lesen sich schnell und sind leicht verständlich, ab und an fächert sich der Erzählverlauf auf und wir können unsere Ansprechpartner und nächsten Aktionen in einem eingeschränkten Maß selbst auswählen. Damit bleiben einige Zeilen für die Spieler optional. Richtiges Gameplay erwartet uns in den Rätselräumen, die sich an der Escape-the-Room-Mechanik orientieren. Das heißt, wir müssen durch das Lösen von Rätseln in klassischer Adventure-Manier aus brenzligen Situationen entkommen.

Kleine Abstecher in die Vergangenheit

Dementsprechend klicken wir auf dem Touchscreen die starren Hintergründe solange ab, bis wir Gegenstände oder Hinweise finden, die uns weiterhelfen. Das ganze ist recht nett – das Alleinstellungsmerkmal ist allerdings, dass in Parascientific Escape die Psychics-Fähigkeiten auch in die Puzzle eingebunden werden. Kyōsuke ist durch seine Chronokinese in der Lage, Umgebungen in vergangenen Zeiten zu rekonstruieren und auch eingeschränkt Veränderungen in der Zeit vorzunehmen. Zum Bespiel können wir den Inhalt einer verbrannten Notiz herausfinden, indem wir den Raum in eine Zeit zurücksetzen, in der diese noch nicht von den Flammen verschlungen wurde. Öfters bekommen wir ganze Zeitpläne vorgesetzt und müssen dann selbstständig entscheiden, wie wir vorgehen wollen. Die vergangene Woche können wir bis auf zehn Minuten genau anreisen, insgesamt ein richtig cooles Konzept.

Leider mangelt es an mehreren Punkten an der Umsetzung: Schade, dass die Rätsel so linear gelöst werden müssen, denn wir können des Öfteren einen bestimmten Gegenstand nicht aufnehmen, bevor wir diesen auch brauchen. Erst später erscheint dann die entsprechende Dialogoption. Das kann Verwirrung stiften und simple Zusammenhänge bei Rätseln schwerer erscheinen lassen, als sie es eigentlich sind. Die Eingabe und Steuerung der ganzen Elemente hätte auch etwas schneller und verzögerungsärmer vonstattengehen können. Aber auch die Story-Abschnitte sind nicht fehlerfrei. Während Dialogen haben wir wie schon im ersten Teil keinen Zugriff auf Menüs und damit nicht auf die Speichermöglichkeit. Das steht dem mobilen Konzept des 3DS ein wenig entgegen. Daneben fehlt auch eine Auto-Scroll-Option, die Texte ohne Klicken automatisch weiterlaufen lässt. Diese kleinen Luxusprobleme täuschen aber nicht darüber hinweg, dass Gear Detective insgesamt ein nettes Spiel für Kenner des Genres bleibt.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

Die zweite Episode von Parascientific Escape kommt leider nicht an den Ersteintrag der kleinen Serie heran; dafür gibt es mehrere Gründe. Sowohl die erzählte Geschichte als auch die neuen Figuren stehen meiner Meinung nach im Schatten des Vorgängers. Schade, dass die etablierten Figuren des ersten Teils nicht wieder im Mittelpunkt stehen – vielleicht kommt es noch zu einer dritten Episode. Auch das neue Setting, primär Bürogebäude einer Großstadt, ist längst nicht so interessant wie das mysteriöse, verlassene Schiff aus dem ersten Teil. Übrig bleibt ein nettes storyfokusiertes Abenteuer, das sich allerdings schwerlich einen tieferen Platz in meinen Erinnerungen sichern kann.