Kirby Battle Royale – TEST

Des Öfteren muss Nintendos Edelknödel Kirby in unterschiedlichen Abenteuern verschiedene Fähigkeiten unter Beweis stellen. Kirby Battle Royale ist wieder so ein Titel, der sich von der bekannten Jump-’n’-Run-Mechanik des Franchises unterscheidet und dennoch bespaßen kann.


Bei Kirby Battle Royale handelt es sich um eine Mischung aus Action und Beat ’em up, wobei keines der beiden Genres wirklich dominiert. Grund dafür ist auch, dass sich das Spiel in weiten Strecken wie eine Minispielsammlung anfühlt. Aufgeteilt ist der Titel aus dem Hause Nintendo und von Entwicklerstudio HAL Laboratory in verschiedene Spielmodi, die aus dem Hauptmenü heraus ausgewählt werden können. Das Hauptaugenmerk des Spiels liegt zwar auf schneller Action zwischendurch, doch gibt es einen Story-Modus, der der Reihe nach in die unterschiedlichen Minispielchen über einen Zeitraum von circa fünf bis sechs Stunden hervorragend einführen kann.

In der Handlung dreht sich mal wieder alles um das liebe Essen, denn König Dedede (ehemals König Nickerchen) veranstaltet ein großes Turnier, bei dem der Sieger einen riesigen und leckeren Kuchen gewinnen kann. Das muss sich Vielfraß Kirby nicht zweimal sagen lassen und macht sich auf zu Dededes Schloss, sammelt unterwegs Waddle Dee ein und beschließt, mit diesem gemeinsam am Turnier teilzunehmen. Da Dedede das Turnier natürlich so unfassbar schwierig gestalten möchte, dass niemand außer ihm selbst dieses gewinnen kann, sammelt er Kampfdaten von Kirby und dupliziert mit einer mysteriösen Maschine die Knutschkugel in verschiedenen Farben mit unterschiedlichen Fähigkeiten.

Kinderleichter Story-Modus

Während die Handlung in anderen Spielen des Kirby-Franchises eher zur Nebensache verkommt, warten in Kirby Battle Royale tatsächlich einige Dialoge auf den Edelknödel. Nach jeder gewonnenen Liga, von denen es fünf Stück gibt, können Zwischensequenzen in Spielgrafik genossen werden, in denen sich der Monarch über seinen Widersacher aufregt. Außerdem kann sich Kirby im Burghof mit Zuschauern oder Moderatoren unterhalten. Hier ist die Liebe zum Detail deutlich zu erkennen, da zu Beginn von Kirbys Laufbahn als Turnierteilnehmer kaum jemand Interesse daran hat, ihn zu interviewen. Erst im letzten Drittel der Einzelspielerkampagne wird das Publikum wirklich auf ihn aufmerksam.

Hinzu kommt, dass die Dialoge humorvoll geschrieben sind und Kirby nur mit Geräuschen und Slapstick-Einlagen Antworten auf die Fragen der Moderatoren gibt. Das zaubert nicht nur jüngeren Spielern, sondern auch älteren Semestern ein Lächeln aufs Gesicht. In puncto Schwierigkeitsgrad sind letztere Konsumenten beziehungsweise geübte Spieler jedoch nicht die primäre Zielgruppe des Story-Modus, da so gut wie jede Auseinandersetzung beim ersten Anlauf zu schaffen ist. Erst in der Platin-Liga können die vielseitigen Kämpfe mit modifizierten Kampfbedingungen punkten. Obwohl die Möglichkeiten bestehen, gibt es von diesen Herausforderungen zu wenig.

Facettenreiche Spezialfähigkeiten und -effekte

Vielseitiger hätten auch die verschiedenen Wettbewerbstypen sein können. Insgesamt zehn verschiedene Kampfarten gibt es, mit denen Kirby Battle Royale auftrumpfen will. Zu Beginn eines jeden Matches dürfen Kirby eine Spezialfähigkeit und bis zu drei Stärkesphären zugeteilt werden. Die Spezialfähigkeiten sind bekannte Angriffstypen aus den Jump ’n’ Runs der Reihe. So darf Kirby mit einem Schwert, einem Regenschirm, Magie oder Eisattacken seine Feinde angreifen. Diese verfügen ebenfalls über eine Spezialfähigkeit, sodass durchaus Vorsicht geboten ist, da jeder Kampf anders verlaufen kann.

Mit den Stärkesphären dürfen verschiedene Spezialeffekte aktiviert werden. Beispielsweise ist Kirby dann für ein paar Sekunden unsichtbar, heilt seine Wunden komplett oder verstärkt seinen Angriffswert temporär. Je nach Art des Kampfes können diese tatsächlich facettenreichen Effekte wahre Wunder bewirken. In der Kampfarena kämpfen beispielsweise vier Charaktere um den Sieg – wer hier als letzter steht, entscheidet den Kampf für sich: Logisch, dass hier ein hoher Angriffswert oder medizinische Hilfe von Vorteil ist. Bei der Apfelhatz müssen wiederum Äpfel von Bäumen geschüttelt, auf eine Falltür gelegt und diese schließlich geöffnet werden, damit die Früchte in den eigenen Vorrat fallen. Hier wäre also ein Spezialeffekt, der die Geschwindigkeit erhöht, Gold wert.

Künstliche Intelligenz mit leichten Folgen

In weiteren Spielmodi müssen unter anderem Goldmünzen oder Kasinojetons gesammelt werden. Etwas anders sieht es beim Erzexpress aus – hier muss das gesammelte Erz auch noch in einen vorbeifahrenden Eisenbahnwaggon geworfen werden. Es gilt also nicht nur das Erz einzusammeln, sondern es den anderen Kampfteilnehmern durch gezielte Angriffe auch abzuluchsen. Im Modus Robo-Bonkers müssen dann wiederum alle vier Kämpfer zusammenarbeiten, um Raketen auf einen riesigen Gegner abzufeuern – nur damit jeder für sich möglichst viel Schaden anrichten und somit das Match für sich entscheiden kann.

Da manche Spielmodi wie Flaggenball nur im Team gespielt werden können, ist es in Titeln wie Kirby Battle Royale natürlich auch wichtig, dass die künstliche Intelligenz der Computerakteure funktioniert. Diese arbeitet zwar zu weiten Teilen zuverlässig, doch hin und wieder lassen auch diese verzweifeln: In Flaggenball muss ein Ball auf die Flagge der Team-Farbe geworfen werden. Wenn der Computergegner den Ball dann irgendwohin wirft oder gar mit der Flagge laufen geht, ist es oft schwer einzuschätzen, wie dessen nächster Zug aussieht. Schlimmer ist es dann wiederum in Köpfchenduell: Unter anderem müssen hier simple Rechenaufgaben gelöst werden und wenn der virtuelle Mitstreiter nicht zwei Ziffern zusammenrechnen kann, ist das oft nervig.

Vor- und Nachteile des Mehrspielermodus

Nichtsdestoweniger verfügt Kirby Battle Royale über ein motivierendes Belohnungssystem. Für das Abschließen verschiedener Aufgaben werden Medaillen freigeschaltet, die wiederum mit einer In-Game-Währung honoriert werden, mit denen sich neue Fähigkeiten für den Kampfmodus, Musikstücke oder Kopfbedeckungen freischalten lassen. Zwar ist es in den meisten Fällen durchaus möglich, gezielt auf die Erfolge hinzuarbeiten, doch wer tatsächlich alle Kopfbedeckungen freischalten will, wird sicher dutzende Stunden mit dem Spiel beschäftigt sein.

Immerhin haben die Entwickler an einen Online-Modus gedacht, in dem gegen andere Spieler auf der Welt angetreten werden kann. Dieser ist zwar nett gemeint, funktioniert in der Umsetzung aber nur dürftig. Es gibt kein ersichtlich funktionierendes Matchmaking, sodass Spieler trotz Rangpunkte-System mit unterschiedlich erfahrenen Gegnern zusammengewürfelt werden. Der Online-Kampf gegen Personen aus der eigenen Freundesliste ist hingegen nicht möglich. Gegen diese kann unverständlicherweise nur lokal angetreten werden. Löblich ist jedoch, dass Freunde nicht zwangsweise eine Cartridge zum Spielen benötigen. So lässt sich der Titel auch wunderbar bei einer zufälligen Begegnung dank Download-Spiel starten. Grafisch und akustisch ist das Spiel auf demselben Niveau, das jedes der Kirby-3DS-Spiele bietet; nur der Tiefeneffekt wird nicht unterstützt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Kirby Battle Royale bietet nicht die gewohnte Kost, die von einem Spiel der Serie erwartet wird. Das ist aber nicht schlimm, denn die Bedürfnisse, die Kirby Battle Royale stillen möchte, kann der Titel weitgehend erfüllen. Er bietet actionreiche Gefechte zwischen vier Akteuren in zehn verschiedenen Kampfarten. Durch die vielseitigen Spezialfähigkeiten und unterschiedlichen Spezialeffekte fühlt sich jeder Kampf anders an. Nach circa fünf Stunden stellt sich jedoch spätestens ein wenig Ernüchterung ein, denn zehn Kampfarten sind – obwohl sie für sich genommen gut bis sehr gut funktionieren – doch zu wenig für ein Spiel, das im Mehrspielermodus und aufgrund vieler freischaltbarer Inhalte dutzende Stunden lang unterhalten will. Abseits dessen haben sich nur ein paar kleine Defizite in das fertige Produkt eingeschleust. Ein nicht funktionierendes Matchmaking-System, fehlende Online-Kämpfe gegen Freunde und sehr leichte Aussetzer bei der künstlichen Intelligenz sind das einzige, das abseits dessen stören kann. Kirby-Fans dürfen bei Kirby Battle Royale durchaus einen Blick riskieren. Alle, die noch keine Bekanntschaft mit dem Edelknödel gemacht haben, sollten sich zuerst lieber Kirby: Planet Robobot oder Kirby Triple Deluxe für den 3DS anschauen.