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Hype-Train verpasst? – Gute Spiele sind zeitlos – SPECIAL

Nintendo hat ein neues Spiel angekündigt, das viel Aufmerksamkeit und Vorfreude erzeugt. Es gibt Verschiebungen und Informationen, aber letztlich erscheint das Spiel und erfüllt die Erwartungen. Ihr habt den Hype um das Spiel verpasst, da ihr mit anderen Dingen beschäftigt wart. Jetzt stellt sich die Frage, ob ihr dem nächsten Hype nachgehen solltet. Oder doch das Spiel spielen? Oder?


Oh, Nintendo hat ein neues Spiel angekündigt! Alle reden davon und sind gespannt, ob der neueste Ableger der bekannten Franchise noch besser wird als der schon hervorragende Vorgänger. Nächstes Jahr soll es so weit sein, ein Termin wurde bekannt gegeben. Die Gerüchteküche brodelt, immer wieder werden sie durch konkrete Informationen bestätigt oder widerlegt. Der Termin rückt von Monat zu Monat näher, wird einmal verschoben, dann folgen noch ein paar Informationen. Dann eine Weile Stille.

Kurz vor dem Release ein kleiner Dämpfer: Es gab Komplikationen, das Spiel verschiebt sich um ein weiteres halbes Jahr. Aber hier gibt es tolle neue Informationen und einen Teaser-Trailer. Dieser Titel wird definitiv gut, sagen die Medien. Der Termin rückt näher, die Euphorie ist ungebrochen. Zwei Tage vor dem Release gibt es die ersten Reviews, und die sind begeistert. Das Spiel erscheint, es erfüllt die Erwartungen. Alle sind begeistert. Nach zwei Wochen ebbt der Wirbel um das Spiel ab, viele haben es bereits durchgespielt. Eine tolle Erfahrung, sagen sie.

Ihr habt von all dem nichts mitbekommen, weil ihr andere, wichtigere Dinge in eurem Leben zu tun hattet. Digitaler Entzug hat euch aufgehalten, ein neuer Partner oder eine neue Partnerin erfüllen eure Gedanken. Ihr hattet Prüfungen und musstet lernen. Zeitweilig wart ihr krank. Ein neues, faszinierendes Hobby hat sich überraschend in euer Leben geschlichen und euch die Zeit zum Spielen geraubt. Jetzt ist die ganze Vorfreude der anderen an euch vorbeigezogen. Nachrichtenseiten im Internet sind schnelllebig, soziale Medien noch schneller. Früher waren Zeitschriften beliebt, die waren langsamer. Am Rande habt ihr den Titel des Spiels gehört, aber das ist schon eine Weile her. Jetzt ist das Spiel da und ihr habt es verpasst.

Am Tag der Veröffentlichung wart ihr anderweitig beschäftigt und habt erst einige Wochen später von dem Spiel erfahren. Längst gibt es neue Ankündigungen für andere Spiele. Solltet ihr euch jetzt dem nächsten Hype widmen, um euch mit anderen auf das nächste große Spiel zu freuen? Hype ist ein großer und wichtiger Teil des Videospielens, das wisst ihr und das wissen auch die Publisher. Manche Spiele leben von diesem Hype, unter anderem Titel, die nie über den Beta-Status hinauskommen, wie etwa dieses eine Weltraumspiel. Das ist wichtig für den Vorverkauf.

Ein gewagter Vorschlag wäre, das zu tun, wofür ihr die Hardware gekauft habt, und das Spiel einfach zu spielen. Aber alle reden jetzt von anderen Titeln. Das Spiel ist ein Meilenstein der Spielegeschichte, sagen sie, das muss jeder gespielt haben. Aber das habt ihr schon von vielen anderen Spielen gehört, die ihr nicht gespielt habt. Sie alle nachzuholen, ist utopisch, dafür habt ihr einfach keine Zeit. Jetzt müsst ihr euch entscheiden: Interessiert euch das Spiel überhaupt? Oder kauft ihr es eines Tages im Schlussverkauf und stellt es eingeschweißt in euer Das-spiel-ich-ganz-sicher-noch-irgendwann-Regal?

Am sinnvollsten wäre vermutlich Folgendes: Versucht nicht, der Vielfalt der Möglichkeiten zu erliegen. Wenn ihr auf die Idee kommt, eines der Spiele zu spielen, die auf euch warten, dann tut, worauf ihr Lust habt. Thema nicht euer Ding? Dann lasst es! Genre in eurer Spielwelt schon zu gut besetzt? Weg damit! Aber wenn es euch trotzdem interessiert, dann lest was dazu, schaut euch vielleicht ein Hype-Video an, schlaft vorher gut und … fangt an zu spielen! Am Ende seid ihr es, die eure Spiele verwaltet und kontrolliert, nicht umgekehrt. Spiele kaufen ist ein schönes Hobby, sich auf Spiele freuen auch. Spiele haben ist toll, aber Spiele tatsächlich zu spielen ist das Beste. Dafür sind wir doch alle hier, oder?

Geschrieben von Arne Ruddat