The Sexy Brutale – TEST

Willkommen im The Sexy Brutale! Der Marquise hat zur Party in seinem extravaganten Anwesen geladen. Kasino, Theater und die anderen Einrichtungen warten auf die Freunde des Gastgebers. Aber nicht alles geht mit rechten Dingen zu und schon bald nachdem wir erwacht sind, beobachten wir den ersten Mord. Dank Zeitschleifen-Fähigkeit und mit Unterstützung einer mysteriösen blutigen Frau, versuchen wir die Tode der anderen Gäste als Lafcadio Boone zu verhindern und stellen uns dafür im Test den Rätseln und Puzzlen von The Sexy Brutale.


Schauplatz des Mystery-Puzzle-Adventures The Sexy Brutale ist, wie in der Einleitung bereits erwähnt, das namensgebende Anwesen des Marquise. In diesem finden sich allerlei Räumlichkeiten. Von der Kapelle über das Kasino und die Bar bis hin zu den Musiksälen und Gästezimmern verbergen sich zahlreiche Geheimnisse und mehrere Morde, die es zu verhindern gilt. Dafür steht uns als zentrales Spielelement eine Taschenuhr zur Verfügung, mit der wir den Tag jederzeit neu beginnen können – denn The Sexy Brutale spielt ausschließlich im Zeitraum von zwölf Stunden. Da die Zeit stets im Hintergrund mitläuft und wir nach jedem verhinderten Mord neue Bereiche des Anwesens erschließen können, ist es relativ oft erforderlich, die Zeit zurück zu drehen und mit den neu erlangten Informationen von vorne zu beginnen. Doch obwohl auch die bereits verhinderten Morde wieder ablaufen, müssen wir sie nicht erneut verhindern. Weshalb? Diese Antwort liefert das gelungene, befriedigende, aber nach etwa sechs Stunden etwas plötzliche Ende.

Täglich grüßen die Morde

Als Lafcadio Boone durchstreifen wir also das Anwesen und erkunden die zahlreichen Räume. Dabei gilt es vorsichtig zu sein, da wir uns nicht mit anderen Gästen oder dem Personal in einem Raum aufhalten dürfen. Die Masken der anderen Figuren attackieren uns sonst, da wir in dieser Welt, die in der Zeitschleife gefangen ist, dank der Hilfe der blutigen Frau die Ausnahme und eine Bedrohung darstellen. Durch Schlüssellöcher und geheime Spionagevorrichtungen können wir Räume ausspähen und Gespräche belauschen und so Hinweise auf die Lösungen und versteckte Gegenstände, die wir benötigen, erhalten. Wichtig ist hierbei, dass wir den Ablauf eines Mordes begreifen, erfassen, wie dieser abläuft, und welche Möglichkeiten es gibt, um das Ableben des Gastes beziehungsweise der Gäste zu verhindern. Dafür bleibt uns nur begrenzte Zeit, da die Figuren – Gäste wie Bedienstete – ihrem Tagesablauf nachgehen und somit nur genau zur richtigen Uhrzeit auch an einem Ort anzutreffen sind. Dank der interaktiven Karte, die über einen Zeitstrahl verfügt, den wir frei bewegen können, ist jederzeit nachprüfbar, wo sich die einzelnen Personen befinden. Vorausgesetzt, wir haben das bereits herausgefunden.

Allerdings muss nicht befürchtet werden, dass daraus lange Wartezeiten oder ärgerliche Wiederholungen entstehen. Da der Zeitablauf einer angenehmen Geschwindigkeit folgt und wir an den gut verteilten Standuhren die Zeit auf 16 oder 20 Uhr vorstellen dürfen, bleibt der Spielfluss die meiste Zeit erhalten. Zusätzlich dienen die erst durch fair versteckte Aufziehschlüssel zu reparierenden Standuhren als Speicherpunkte zum Start eines neuen Tages. Das gute Spielgefühl ergibt sich jedoch auch aus den relativ kleinen Bereichen, in denen wir die Lösung für einen Mord finden können. Nur selten ist es erforderlich, längere Laufwege innerhalb eines Rätsels zu absolvieren. Das sorgt zwar für eine gute Übersicht, nimmt den sowieso eher leichten und recht offensichtlichen Rätseln aber zusätzlich etwas Herausforderung. Hier verspielt The Sexy Brutale Potenzial, was den Spielspaß angesichts von Atmosphäre und Geschichte jedoch nur bedingt beeinträchtigt. Dank der guten Schleichmechanik und der neuen Fähigkeiten, die Lafcadio regelmäßig lernt, verstehen es die Entwickler zudem, das Gameplay bis zum Ende interessant und abwechslungsreich genug zu halten.

Schatten trüben das Licht

Das gilt allerdings nicht für die technische Umsetzung. Grafisch kann sich das Puzzle-Adventure mit seiner isometrischen Comic-3D-Grafik und dem atmosphärischen Stil durchaus sehen lassen. Leider fehlt es jedoch an Kantenglättung und zudem kommt es immer wieder zu kleineren Framerateeinbrüchen. Fallen diese am Fernseher nur sehr selten auf, können sie im Handheld-Modus durchaus gelegentlich etwas störend wirken. Zudem nervt das regelmäßige Nachladen, wenn wir einen neuen Bereich oder manchmal auch nur einen Raum wechseln. Immer wieder müssen wir für mehrere Sekunden warten, bevor wir weiterspielen können. Das hätte anders gelöst werden müssen, da so der Spielfluss teilweise maßgeblich unterbrochen wird. Dem gegenüber steht die hervorragende musikalische Untermalung, die perfekt zum Stil von Spiel und den liebevoll gestalteten Umgebungen passt und stark zur dichten Atmosphäre beiträgt. Auch die detailreich entworfenen Figuren, die alle ihre eigene Persönlichkeit haben, wissen zu überzeugen.

Bedauerlich ist, dass trotz der Sammelobjekte kein wirklicher Wiederspielwert vorhanden ist. Sind erst einmal alle Morde verhindert und die Auflösung der Geschichte klar, verliert The Sexy Brutale an Reiz, da die besondere Faszination durch die gelungene Auflösung der Handlung verloren geht. Bis dahin liefert The Sexy Brutale allerdings eine interessante und spannende Mystery-Geschichte mit einem hervorragenden Ende und unterhaltsamem Gameplay.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Schon seit der Erstveröffentlichung von The Sexy Brutale im April für PC, PlayStation 4 und Xbox One, hat mich das Mystery-Puzzle-Adventure interessiert. Der atmosphärische Kasino-Stil samt Maskenball-Flair, der perfekt von der Musik getragen wird, hat etwas besonderes. Dem schließt sich das zwar einfache, aber clevere Rätseldesign sowie die insgesamt einzigartige Spielidee, die gut geschriebenen Figuren mit ihren eigenen Persönlichkeiten und die spannende Geschichte an. The Sexy Brutale hat mich in den sechs Stunden so gut unterhalten, dass mich der etwas zu leichte Schwierigkeitsgrad gar nicht weiter gestört hat. Lediglich die Nachladezeiten und gelegentlichen Ruckler haben den Spielspaß etwas getrübt, können meinen positiven Eindruck aber nicht schmälern – auch dank der wunderbaren Geschichte samt der gelungenen, zufriedenstellenden Auflösung. Fans von Rätsel- und Puzzle-Adventuren sollten sich genauso wie Anhänger von Mystery-Krimis The Sexy Brutale nicht entgehen lassen.