ACA Neogeo The King of Fighters ’98 – TEST

Die The-King-of-Fighters-Reihe ist eine der langlebigsten Beat-’em-up-Reihen, die schon in den 1990er Jahren in japanischen Arcade-Hallen und auf dem Neogeo für Furore sorgten. ACA Neogeo The King of Fighters ’98 spielt dabei losgelöst von den vorherigen Teilen der Orochi-Saga.


Eine Handlung will The King of Fighters ’98, selbst im Hintergrund, nicht erzählen. Das ist auf der einen Seite sehr schade, denn gerade mit kuriosen Fakten über Charaktere und eine noch so abstruse Handlung, gewinnt ein Spiel auch Jahre nach der Erstveröffentlichung an Kultstatus. Auf der anderen Seite können wir auch gut und gerne darauf verzichten, da nach sechs Kampfschauplätzen der Endboss auf uns lauert und der ist mal wieder wie in vielen Beat-’em-up-Reihen ein genetisch aufgewerteter Muskelprotz: Langweilig. Das gilt aber nicht für das Gameplay, welches definitiv im Vordergrund steht. Wie bereits angedeutet, kämpfen wir an sechs verschiedenen Schauplätzen auf der Welt um Ruhm und Ehre. So besuchen wir das ländliche China, ein Anwesen in Spanien, einen westasiatischen Markt, einen Hafen in Korea oder den Tōkyōer Stadtteil Akihabara.

Abwechslung wird hier wahrhaftig groß geschrieben und das merken wir auch an den 38 verschiedenen Kämpfern, die von Beginn an ausgewählt werden dürfen und sich in Stärke, Geschwindigkeit und Co unterscheiden. Zwar finden wir es schade, dass wir hier keine Charaktere freispielen können, doch ist dies der Arcade-Vorlage geschuldet. Schließlich müssen wir zu Spielbeginn eine virtuelle Münze einschmeißen, um überhaupt in Spiel einsteigen zu können. Eine zweite, um im Zweispieler-Modus spielen zu dürfen. Keine Sorge: Unser Konto wird dabei in keiner Weise belastet und wir dürfen zu jeder Zeit ausreichend viele Credits hinzufügen. Schließlich benötigen wir nach jeder Niederlage einen Credit, um nicht von vorne beginnen zu müssen. Zumindest in den Originalversionen; in den zusätzlichen Modi wird das Scheitern mit einer absoluten Niederlage gleichgesetzt.

Zwei Teams gehen rein, ein Team kommt raus


Zu Beginn des Spiels wählen wir drei Kämpfer aus der zunächst unübersichtlichen Riege aus und treten dann nacheinander gegen drei Gegner pro Stage an. Können wir unseren Gegner im Kampf besiegen, wird unsere Lebensenergie ein klein wenig aufgefüllt und wir dürfen in der nächsten Runde mit unserem Champion weiterkämpfen. Das funktioniert natürlich auch anders herum und so lange, bis alle drei Kämpfer eines Teams besiegt worden sind. Zwar können wir viele Gegner mit purem Button Mashing besiegen, doch sind einige Gegner so stark, dass wir nur mit eingeübten Kombinationsangriffen vorankommen können.

Die Steuerung geht dabei locker aus der Hand, denn sowohl die Bewegungseingaben über die Richtungstasten des linken Joy-Con-Controllers, als auch über das Steuerkreuz des Pro Controllers funktionieren tadellos. Leichte Probleme hatten wir nur bei der Eingabe über den Analog-Stick, weshalb wir klar zur traditionellen Spielweise raten möchten. Wer dennoch einmal unterlegen ist, darf sich nach einem verlorenen Match auch einen zufälligen Bonus hinzufügen. Für ein Match haben wir dann etwa die maximale Kraft erreicht oder die Lebensenergie der Gegner auf ein Drittel reduziert. Profis verzichten natürlich darauf und versuchen es womöglich einfach wieder oder mit bis zu drei anderen Charakteren. Wenn wir das Spiel in einem Rutsch durchspielen und so einen neuen Highscore aufstellen, dürfen wir diesen auch mit der Welt in Online-Ranglisten teilen.

Daumenkino der Extraklasse

Auf der technischen Seite kann The King of Fighters ’98 durchgehend punkten. So bestechen die Charaktere mit äußerst flüssigen Animationen, die wir so in vergleichbaren Kampfspielen dieser Zeit nur selten gesehen haben. Die Hintergründ der Arenen sind auch eine Augenweide, da je nachdem, in welcher Runde wir gerade kämpfen, Zeit verstrichen ist und sich das in der Stage widerspiegelt. In Japan häuft sich der Verkehr an, in China befinden wir uns während der Bootsfahrt an anderer Stelle auf dem Fluss und in Spanien geht tatsächlich die Sonne unter und wir kämpfen in der Nacht, während der Springbrunnen im Hintergrund kein Wasser mehr in die Höhe spuckt. Hinzu kommt, dass die Bodenfliesen in dieser Stage nicht mehr unser Spiegelbild reflektieren. Stattdessen ziehen sich die Schatten von Säulen und den Figuren in die Länge.

Akustisch haut uns The King of Fighters ’98 einen der rockigsten Soundtracks der 16-Bit-Zeit um die Ohren. Dazu dröhnen kraftvolle Kampfgeräusche und Angriffsschreie auf Japanisch und Englisch aus den Lautsprechern von Fernseher oder Konsole. Durch diese wunderbare Symbiose aus Grafik, Sound und angenehmer Steuerung entwickelt sich jedes Match zu einem wahrhaftigen Genuss für Augen, Ohren und Daumen. Beat-’em-up-Profis kommen um The King of Fighters ’98 daher nicht herum, alle anderen suchen sich einfachere Alternativen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

ACA Neogeo The King of Fighters ’98 gehört in meinen Augen zu den besten Teilen der Reihe. Abwechslungsreiche Kämpfer, leicht zu erlernende Kombinationsangriffe, flotte Animationen, schöne Hintergründe und eine angenehme Steuerung machen den Titel immer wieder zu einem Genuss. Schade ist für mich nur, dass man dieser angepassten Version des Spiels keinen Online-Modus spendiert hat. Das ist aber nur bedingt schlimm, denn für mich sind die Computergegner (insbesondere der Endboss) schon schwierig genug zu besiegen und gegen Profis würde ich ohnehin nur selten den Sieg aus dem Ring tragen. Serienfans und Profis sollten sich The King of Fighters ’98 unbedingt einmal ansehen; Genre-Neulinge sollten aber eher zu Alternativen greifen.