Agatha Christie – The ABC Murders – TEST
Als Hercule Poirot heften wir uns im bereits 2016 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erschienenen Agatha Christie – The ABC Murders an die Fersen eines Mörders. In der Adaption des Krimiromanklassikers lösen wir Rätsel, befragen Zeugen und versuchen den Fall der ABC-Morde zu lösen.
The ABC Murders gehört zu den bekanntesten Romanen von Schriftstellerin Agatha Christie. 1936 erstmals veröffentlicht, folgt der Krimiklassiker den Ermittlungen von Detektiv Hercule Poirot in den titelgebenden Morden. Die Point-and-Click-Adventure-Umsetzung von Publisher Microids und Entwickler Artefacts Studio folgt der Vorlage und lässt uns in der Rolle der berühmten Romanfigur selbst die Spuren des ABC-Killers verfolgen. Die Geschichte beginnt mit einem geheimnisvollen Brief an Poirot, in dem ein Mord angekündigt wird. Als dieser tatsächlich geschieht, beteiligen sich der Detektiv und sein Assistent Arthur Hastings auf Bitten von Scotland-Yard-Inspector Japp an den Ermittlungen.
Direktes Knobeln
Nach der einleitenden Zwischensequenz, übernehmen wir am ersten Tatort in Andover die direkte Kontrolle über Hercule Poirot. Wie in vielen Point-and-Click-Adventures auf Konsolen, steuern wir den Detektiv direkt und bewegen uns frei in den schick gestalteten und detailreichen Umgebungen. Nähern wir uns einer Person oder einem Objekt, können wir mit diesen sprechen, diese untersuchen und andere Aktionen durchführen. Alternativ können wir uns auch mit einem Cursor umsehen und so interessante Punkte finden. The ABC Murders bleibt in vielen Punkten klassisch. Wir sehen uns an den Tatorten genau um, sprechen mit Nicht-Spieler-Charakteren und lösen teils knifflige, aber niemals zu schwere Rätsel. Eine optionale Hilfe-Funktion erleichtert dabei auf Wunsch den Einstieg.
Abweichungen zum Genre-Standard zeigt The ABC Murders, wenn wir Rätsel und Puzzles lösen müssen. Wirklich viele Gegenstände sammeln wir nie in unserem Inventar an. Meist ist alles, was wir benötigen, vor Ort zu finden. Das ist jedoch nicht negativ, da es zum Prinzip des Spiels und der Geschichte passt. Schließlich beschränken sich unsere Ermittlungen stets auf die Tatorte und ihre unmittelbare Umgebung sowie die mit dem Fall direkt verbundenen Orte. Außerdem basieren die meisten Rätsel auf Interaktionen mit Objekten. Schauen wir uns diese genauer an, werden sie in einer weitgehend frei drehbaren 3D-Ansicht gezeigt. Das ist wichtig, da wir uns für die Lösung alles genau ansehen und Türen, Schubladen oder Geheimfächer öffnen müssen. So gilt es beispielsweise erst einen Schalter zu betätigen, bevor wir eine Kasse öffnen können. Oder wir müssen Holzplättchen verschieben, um eine Schatulle zu entriegeln. Die Steuerung fällt hierbei sehr direkt aus. Hebel müssen zum Beispiel mit der ZL-Schultertaste gegriffen und anschließend mit dem rechten Analog-Stick gedreht werden. Das fällt zwar intuitiv aus, funktioniert aber leider nicht immer flüssig. Auf eine optionale Bewegungs- oder Berührungssteuerung wurde verzichtet.
Überlegtes Befragen
Neben dem Untersuchen der Tatorte befragen wir regelmäßig Zeugen und Verdächtige. Dafür dürfen wir meist zwischen mehreren Antworten wählen. Wirklichen Einfluss auf die Geschichte hat das jedoch nicht. Lediglich die Reaktionen unserer Gesprächspartner fallen leicht unterschiedlich aus. Außerdem verdienen wir eventuell weniger Ego-Punkte, die wir dafür erhalten, wenn wir uns exakt so agieren, wie sich die Romanfigur Hercule Poirot verhalten würde. Mehr als eine Art Highscore sind die Ego-Punkte jedoch nicht. Da sich die Handlung stets identisch entwickelt, bieten die alternativen Antworten auch keinen wirklichen Wiederspielwert.
Ähnliches gilt für die Schlussfolgerungen, die wir regelmäßig ziehen müssen. Stets stellt sich Poirot wichtige Fragen zum Fall, etwa zum Mordmotiv oder zum Alibi. Diese Fragen können wir jederzeit versuchen zu beantworten, benötigen dafür aber erst ausreichend Indizien. Falsche Schlussfolgerungen können wir nicht ziehen. Bringen wir die falschen Hinweise zur Beantwortung einer Frage in Einklang, passiert schlicht gar nichts. Erst wenn wir auf die richtige Lösung gekommen sind, reagiert das Spiel und die Frage wird beantwortet. Zur Not können wir also auch mit bloßem Ausprobieren die richtige Lösung finden. Schade ist außerdem, dass wir deshalb keiner falschen Spur folgen oder gar jemand Unschuldigen als Mörder überführen können. Hier zeigt sich, dass The ABC Murders vollkommen linear ist. Wir folgen einer klaren Reihenfolge, schreiten von Ort zu Ort in der Handlung voran und gelangen so langsam zu einer Lösung. Das ist gerade deshalb schade, weil dadurch keinerlei Wiederspielwert vorhanden ist. Höchstens die Trophäen im Bonusmaterial können einen kleinen Anreiz schaffen, The ABC Murders mehrmals durchzuspielen. Dafür erzählt das Adventure eine bis zum Ende spannende und motivierende Geschichte, die uns schnell in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt. Besonders Fans klassischer Krimis dürften Gefallen an The ABC Murders finden.
Schick und Atmosphärisch
Dazu trägt auch die hübsche Comicgrafik bei. Der Stil erinnert an frankobelgische Comics und passt genauso wie die klassisch gehaltene Musik perfekt zu Agatha Christie und Hercule Poirot. Wahlweise dürfen wir außerdem zwischen einer englischen und französischen Vertonung mit deutschen Bildschirmtexten wählen. Für die Switch-Version wurden The ABC Murders zudem neue Lichteffekte, Grafik- und Soundverbesserungen sowie Gameplay-Anpassungen spendiert. Gerade die optischen Überarbeitungen sorgen dafür, dass dem Adventure das Alter von mittlerweile über vier Jahren kaum anzusehen ist. Auch heute wirkt die Cel-Shading-Grafik schick und perfekt gewählt für die spannende Kriminalgeschichte.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Da ich bisher keine Gelegenheit hatte, Agatha Christie – The ABC Murders zu spielen, habe ich mich über die Switch-Portierung gefreut. Als Adventure-Fan bin ich gespannt an die Umsetzung des Romanklassikers herangegangen und wurde nicht enttäuscht. Vor allem die Geschichte versteht es zu fesseln und zu motivieren und hat mich nicht mehr losgelassen. Dass The ABC Murders komplett linear ist und keinerlei Einfluss auf die Handlung bietet, stört mich nicht. Stattdessen suche ich mit großer Freude nach Spuren, befrage Zeugen und Verdächtige und versuche stets wie Hercule Poirot zu agieren. Lediglich manches Rästel stört mich aufgrund der umständlichen Lösungsweise etwas. Dennoch hätte ich mich über alternative Handlungsstränge, Enden und somit höheren Wiederspielwert gefreut. Schließlich gäbe es dann einen Grund, erneut als Hercule Poirot den ABC-Mörder zu jagen, doch auch so hat mich The ABC Murders für einige Stunden gut unterhalten.