Astalon: Tears of the Earth – TEST

Die Welle an von Retro-Titeln inspirierten Spielen nimmt und nimmt nicht ab. Mit Astalon: Tears of the Earth von Entwicklerstudio Labs Works steht seit dem 3. Juni 2021 das nächste an die gute alte 8-Bit-Zeit erinnernde Abenteuer im eShop der Switch zum Download bereit.


Im Spiel Astalon: Tears of the Earth befinden wir uns zeitlich im 22. Jahrhundert. Mehr oder weniger gesagt schreiben wir das Jahr 21XX, womit die erste Anspielung an eines der offensichtlichen Vorbilder schon einmal abgehakt ist. Mittlerweile haben sich die Königreiche der Erde bekriegt und der Planet ist vollkommen verwüstet. Zurückgezogen in einem kleinen Dorf leben unsere drei Helden. Das Dorf steht jedoch aufgrund einer vergifteten Wasserquelle kurz vor dem Niedergang. So ziehen der Magier Algus, der Krieger Arias und die Bogenschützin Kyuli hinaus in die Welt. Ihr Ziel ist ein von Gorgonen beherrschter Turm, in dem sie den Ursprung der Vergiftung der Wasserquelle des Dorfes vermuten.

Dort angelangt werden Algus, Arias und Kyuli vom ominösen schwarzen Ritter getötet. Algus, der mit Epimetheus, dem Titan des Todes, einen Pakt eingeht, holt sich und seine Freunde aber ins Reich der Lebenden zurück. Es folgt ein ständiger Kreislauf von Leben und Tod, wie wir ihn bereits aus unzähligen Spielen wie Demon’s Souls oder Returnal kennen. Wie ihr im Folgenden noch sehen werdet, funktioniert das Konzept in Astalon: Tears of the Earth sogar noch ein kleines Stückchen besser. Gelungen sind in jedem Falle aber auch die Erzählung der interessanten Geschichte, die gut geschriebenen Dialoge zwischen den drei tiefgründigen Helden und die leicht humorvollen Schlagabtausche zwischen Algus und Epimetheus.

Schön gestaltete Turmarchitektur

Astalon: Tears of the Earth nutzt als Kulisse besagten Turm mit seinen vielschichtigen Etagen. Diese sind vollgestopft mit gemeinen Gegnern, gefährlichen Fallen, so einigen Geheimnissen und natürlich mit Schätzen. Hier haben die Entwickler bei Labs Works nichts ausgelassen, was wir erwarten würden. Aufgeteilt ist die aus der zweidimensionalen Seitenansicht dargestellte Spielwelt in Bildschirme, wie wir es unter anderem aus Game-Boy-Titeln wie Mystic Quest oder The Legend of Zelda: Link’s Awakening kennen. Soll heißen, verlassen wir ein Areal über den Bildschirmrand hinweg und kehren zurück, sind auch alle Gegner wieder an ihrem Platz. Durch diese Aufteilung fällt die Orientierung auf der In-Game-Karte etwas schwieriger, was besonders schade ist, da die Architektur des Turms besonders für Nostalgiker atemberaubend ist.

Ausgestattet ist das Gemäuer mit einigen Rätseln, für die wir an Lagerfeuern zwischen den Charakteren wechseln müssen. Mit Arias können wir im Nahkampf zwar ordentlich austeilen, doch nur er ist in der Lage, mit seinem Schwert wegversperrende Pflanzen abzuschneiden. Dafür nimmt Kyuli mit ihrem Bogen Feinde aus der Ferne aufs Korn und kann höher springen. Algus wiederum zaubert mächtige Feuerbälle und kann so besondere Objekte im Turm aktivieren. So innovativ wie The Lost Vikings oder Trine 2 ist Astalon: Tears of the Earth nicht, da wir stets nur mit einem einzigen Charakter den Turm peu à peu erklimmen.

Zeitersparnis dank cleveren Abkürzungen

Mit der Zeit schalten wir Abkürzungen frei, da das Gemäuer tatsächlich riesig ist. Wollen wir nicht ständig einen Umweg von mehreren Räumen machen, sollten wir darauf achten, jeden noch so nebensächlich erscheinenden Raum mitzunehmen und Schalter für neue Plattformen zu aktivieren. Hier sind zum Teil auch spezielle Schlüssel notwendig, um zum Beispiel Aufzüge zu aktivieren. Genau hierbei fällt auch die relativ offene Spielwelt auf. Zwar ist der Weg durch den Turm eher linear, doch abseits der Wege gibt es einiges zu entdecken.

Neben den speziellen Schlüsseln, die in Astalon: Tears of the Earth genau für ein Schloss gemacht sind, gibt es auch verbrauchbare Türöffner. Um beispielsweise den ersten Aufzugsschlüssel einzuheimsen, benötigen wir zwingend einen blauen Schlüssel, um eine Tür drei Räume zuvor aufzuschließen. Haben wir diesen anderweitig verbraucht, führt das – zumindest zeitweise – unweigerlich zu längeren Laufwegen. Wir können aber mit einem wesentlich später erbeuteten blauen Schlüssel zurückkehren, um den verpassten Aufzugschlüssel nachzuholen. Ebenso ist es möglich, Schlüssel aufzuheben, um in späteren Spielpassagen schneller voranzukommen. Das funktioniert aber nur, wenn wir wissen, wie wir durch den Turm voranschreiten und das dürfte selbst bei späteren Spieldurchläufen nur mit einem Guide wirklich ertragreich sein.

Die berühmtberüchtigte Katze im Sack

Beim Erkunden des Turms legen wir uns nicht selten mit Gegnern wie Schlagen, Riesenkäfern und anderem Getier an, das uns das Leben schwermachen will. Besiegen wir die Feinde, hinterlassen sie kugelförmige Sphären. Sterben wir, werden wir von Epimetheus wiederbelebt und zum Turmeingang teleportiert. Zuvor dürfen wir die Sphären bei Epimetheus aber gegen nützliche Verbesserungen eintauschen. Beispielsweise erhöhen wir so schrittweise unsere Lebensenergie, die sich die drei Helden teilen. Wir können jedoch auch einzeln stufenweise deren Stärke oder Spezialfähigkeiten verbessern. Ebenso stehen hilfreiche Boni wie der Sphärensucher zur Verfügung, sodass wir künftig sämtliche Sphären magnetisch anziehen.

Es gibt viele coole Ideen, die Astalon: Tears of the Earth spielenswert machen. Es ist jedoch fraglich, warum es für die verbesserbaren Fähigkeiten der Helden Beschreibungen gibt, aber nicht für die allgemein verfügbaren Upgrades. Entscheiden wir uns beispielsweise für eine Verbesserung namens Todeswunsch, hinterlassen die Gegner plötzlich zehn Prozent mehr Sphären, richten bei unseren Helden aber ebenso zehn Prozent mehr Schaden an. Besonders unerfahrene Spieler dürften davon vor den Kopf gestoßen werden. Wer also nicht die Katze im Sack kaufen will, sollte sich von anderen Spielern in Foren, Walkthroughs oder Guides Hilfe holen.

Leichte Bedienbarkeitsschwächen

In puncto Schwierigkeitsgrad fährt Astalon: Tears of the Earth definitiv zweigleisig, denn auf der einen Seite sind die Sprungpassagen und die Kämpfe gegen die normalen Gegner relativ einfach. Auf der anderen Seite können aber gerade die Bosskämpfe zur Verzweiflung treiben, was aber vor allem an der nicht immer reibungslosen Steuerung liegt. Diese funktioniert über das Steuerkreuz und die Aktionsknöpfe des Pro Controllers zwar ordentlich, ist aber vor allem bei Sprüngen und beim Ausweichen etwas hakelig. Über die Richtungstasten auf dem linken Joy-con liegt die Bedienungshürde entsprechend noch ein wenig höher.

Dennoch können wir euch vergewissern, dass ihr euch mit der Zeit daran gewöhnen werdet und auch ganz allgemein besser werdet. Wie in den Soulslike-Spielen macht Übung schließlich den Meister und in 8-Bit-Spielen, an denen sich Astalon: Tears of the Earth schließlich orientiert, war ja auch selbst für damalige Verhältnisse nicht alles perfekt. Nicht einwandfrei ist leider auch die Bildwiederholrate auf der Switch. Zwar lässt sich das Spiel bis auf besagte Einschränkungen gut spielen, doch fällt hin und wieder ein leichter Einbruch in der Framerate auf, der unschön aus der dichten Atmosphäre herausreißt. Das geht auf der Switch durchaus besser, wie zum Beispiel der ebenfalls voller Retro-Anspielungen steckende Titel Shovel Knight beweist.

Anspielungen an die letzten vier Jahrzehnte

Optisch erinnert das Spiel mit seiner 8-Bit-Grafik an verschiedene Spiele der 8-Bit-Zeit. So sieht Arias mit seiner blauen Rüstung dem Androiden Mega Man aus Capcoms gleichnamiger Videospielreihe frappierend ähnlich. Algus Mähne, die sogar liebevoll animiert im Wind flattert, erinnert hingegen zumindest im Charaktermodell an Kid Dracula von Publisher Konami. Die Levels wiederum sind mit ihrem blöckchenartigen Design an die Castlevania-Reihe angelehnt. Astalon: Tears of the Earth ist visuell jedoch nicht frei von anderen Einflüssen. Unter anderem erinnert ein Grafikelement an Burg Grayskull aus der Zeichentrickserie Masters of the Universe. Der Turmeingang ähnelt hingegen den Turmeingängen der fünf Türme aus dem japanischen Rollenspiel Terranigma.

So bezieht sich das Spiel inhaltlich und stellenweise auch spielerisch auf alles, was zwischen den 1980er-Jahren und den 2010er-Jahren irgendwie von Bedeutung war. Trotzdem hat der Titel auch eigene visuelle Ideen wie blutgetränkte Gruben, die unsere Charaktere verlangsamen und damit also auch Auswirkungen aufs Gameplay haben. Die Krone setzt dem Spiel der wunderbare Soundtrack auf, der das Geschehen wirklich hervorragend unterlegt. Wer ein Faible für Retro-Spiele hat, die voller Anspielungen und Anpassungen von vier Jahrzehnten steckt, kommt um Astalon: Tears of the Earth nicht herum.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Astalon: Tears of the Earth ist ein gelungenes Action-Adventure, das voller Anspielungen an Spiele der 1980er-Jahre ist und es mit dem Gameplay der darauffolgenden Jahrzehnte paart. Das Action-Adventure geht jedoch darüber hinaus, was ich von ihm vor dem Spielen erwartet habe. So ist die Geschichte rund um die drei Helden spannend. Auch die Figuren selbst werden mit zunehmender Spielzeit interessanter, gar greifbarer. Hinzu kommt mit dem Turm ein durchdachter Handlungsort mit seichten Rätseln. Der Turm ist zum Teil sogar frei erkundbar, was die vielen im Gemäuer versteckten Geheimnisse begünstigt. Das Gameplay ist zudem flott und wird eigentlich nur von den in meinen Augen etwas zu unfair verteilten Schlüsseln gebremst, da dadurch so manche Abkürzung wegfällt. An den harten Bosskämpfen dürften vor allem Anfänger zu knabbern haben, da die etwas zu hakelige Steuerung gerade hier negativ auffällt. Trotz seiner Defizite ist der Titel mit seiner stimmungsvollen Grafik und dem recht atmosphärischen Soundtrack aber nicht nur für Nostalgiker und Retro-Fans einen Blick wert.