Atelier Lulua: The Scion of Arland – TEST
Gust und Koei Tecmo kehren mit dem zwanzigsten Hauptteil der Atelier-Reihe nach Arland zurück. In Atelier Lulua: The Scion of Arland macht sich Roronas Tochter Lulua daran, eine Alchemistin zu werden und bricht zu einer langen Reise auf. Natürlich wieder inklusive zahlreicher herstellbarer Gegenstände und rundenbasierter Kämpfer.
Atelier Lulua: The Scion of Arland ist einige Jahre nach der Arland-Trilogie der Atelier-Reihe angesiedelt. Als Elmerulia Fixell, genannt Lulua, Tochter der legendären Alchemistin Rorolina Frixell, besser bekannt als Rorona, leben wir im Dorf Arklys. Hier lernen wir von unserer Lehrerin Piana allerlei über Alchemie oder verbringen unsere Tage mit unserer Kindheitsfreundin Eva. Eines Tages erreicht Lulua jedoch ein an ihre schon seit langem abwesende Mutter Rorona adressierter Brief, laut dem die Lizenz für das Atelier abläuft. Kurzerhand bricht Lulua gemeinsam mit Piana, Eva und dem Schwertkämpfer Aurel nach Arland auf, um eine Verlängern zu beantragen. Damit beginnt jedoch erst Luluas Reise und Abenteuer in dem ein magisches Buch eine wichtige Rolle spielt.
Entspanntes Abenteuer
Nach Spielstart wird schnell deutlich, dass Atelier Lulua: The Scion of Arland ein typischer Serienvertreter ist. Als Lulua lernen wir langsam die Spielwelt kennen, begegnen dabei bekannten Charakteren oder besuchen Orte der Arland-Trilogie und schreiten in unserer Alchemistentätigkeit voran. Allerdings richtet sich das Rollenspiel nicht zu stark an Kenner der inhaltlichen Vorgänger. Da Lulua Arklys noch nie wirklich verlassen hat, ist für sie alles neu, weshalb auch Spieler, die bisher keinen Arland-Teil der Atelier-Reihe gespielt haben, gut in die Welt eingeführt werden und zahlreiche Informationen erhalten. Auf ein Zeitlimit haben die Entwickler von Gust dabei verzichtet, weshalb Luluas Abenteuer ganz entspannt angegangen werden kann. Dadurch können wir selbst entscheiden, ob wir möglichst schnell der Geschichte folgen, Zutaten sammeln, Kämpfe bestreiten oder Nebenquests, die ebenfalls keiner Zeitbegrenzung mehr unterliegen, erledigen. Sehr schön, da Atelier Lulua dadurch jedem Spielstil gerecht wird.
Wie in den Vorgängern steht die Alchemie wieder im Mittelpunkt. Als angehende Alchemistin begeben wir uns regelmäßig an den Kessel, um verschiedenste Gegenstände herzustellen. Neue Rezepte erhalten wir dabei vor allem von einem magischen Buch, das wir früh in der Geschichte erhalten. Außer Lulua kann niemand die Seiten des Folianten lesen und nicht alle Texte sind von Anfang an entschlüsselt. Es ist an uns, mit Hilfe der Hinweise die entsprechenden Passagen zu entschlüssen und dadurch neue Rezepte freizuschalten. Einige davon sind für die Haupthandlung wichtig, andere optional. Die Aufgaben zur Entschlüsslung reichen vom Besuchen bestimmer Orte über das Besiegen von Gegnern und das Sammeln von Zutaten bis hin zum Brauen bestimmter Gegenstände. Das fühlt sich nicht nur intuitiv an, sondern ist zugleich erfrischend sowie motivierend und hat uns regelmäßig dazu veranlasst, unsere Erkundungen gezielt nach den Hinweisen auszurichten.
Kämpfen, sammeln, herstellen
Auf einer Weltkarte reisen wir von Punkt zu Punkt, wobei diese stets für ein Gebiet, Dorf oder eine Stadt stehen. Betreten wir die zahlreichen Wälder, Höhlen und anderen Umgebungen, können wir die oft in mehrere Abschnitte eingeteilten Gebiete frei erkunden. Bei aktivem Tag-und-Nacht-Wechsel treffen wir auf zahlreiche Monster, denen wir in den weitläufigen Landschaften oft aus dem Weg gehen können. Alternativ ergreifen wir mittels eines Schlages die Initiative, um im rundenbasierten Kampf einen Vorteil zu haben. Die Auseinandersetzungen laufen wie aus den Vorgängern bekannt ab. Eine Zugleiste am oberen Bildschirmrand weist uns über die Aktionsreihenfolge hin. Für jeden unserer bis zu drei Kämpfer, die von bis zu zwei weiteren Charakteren unterstützt werden können, wählen wir – sobald diese an der Reihe sind – einen Angriff, eine Spezial-Attacke oder andere Aktion aus. Alchemisten können zusätzlich Items wie Bomben, Nahrungsmittel oder Tränke verwenden. Außerdem haben sie die Möglichkeit, ohne Zugverlust vorher eingestelllte Schnellauswahl-Items zu verwenden. Die Unterstützer hingegen können entweder aus dem Hintergrund in das Geschehen eingreifen oder gegen angeschlagene aktive Kämpfer ausgetauscht werden. Dank dieser kleinen Neuerungen fühlen sich die Konfrontationen wesentlich dynamischer an als in den Vorgängern.
Beim Sammeln von Zutaten, die in den Gebieten zahlreich verteilt sind, vergeht keine Zeit mehr. Dadurch schränkt uns nur noch das begrenzte, später aber erweiterbare Inventar ein. Aus den gesammelten Ingredienzien können wir schließlich mit Hilfe bereits freigeschalteter Rezepte verschiedenste Gegenstände herstellen. Erst brauen wir Katalysatoren, Stoffe und Metalle und verwenden diese dann, um neue Waffen, Kleidung und ähnliches zu erschaffen. Auch Bomben für den Kampf, Sprengstoff für das Freilegen neuer Wege oder Heiltränke stehen uns mit der Zeit genauso wie Angelrute oder Fangnetz zur Verfügung. Die Alchemie ist dabei wieder neu umgesetzt, verliert aber nichts von der Grundlage. Zuerst wählen wir die entweder bestimmten oder nur in der Art festgelegten Zutaten und achten dabei auf Qualität sowie Zusatzeffekte. Zusätzlich gilt es, die Elementleiste zu berücksichtigen, damit wir möglichst hochwertige Gegenstände mit Zusatzeffekten erschaffen können. Das ist genauso simpel wie umfangreich und motiviert immer wieder aufs Neue. Dass wie gewohnt beim Brauen Zeit vergeht und jedes Rezept eine gewisse Zahl an Stunden oder Tagen benötigt, ist angesichts des nicht vorhanden Zeitlimits kaum relevant und hat lediglich Einfluss darauf, welche Tageszeit ist, wenn wir fertig sind. Ähnlich verhält es sich beim Reisen. Hier gilt jedoch zu beachten, dass sich die Monster am Tag und in der Nacht unterscheiden.
Hübsch, aber veraltet
Rein vom Stil präsentiert sich Atelier Lulua wieder überaus hell, farbenfroh und niedlich. Eben so, wie wir es von der Atelier-Reihe gewohnt sind. Allerdings erbt der neue Ableger auch die nicht mehr zeitgemäße Technik. Steife Animationen, teils klotzartige Umgebungen mit nicht immer passenden Proportionen, matschige Texturen und unspektakuläre Effekte werden nur minimal von den schicken, detailreichen Charakterdesigns aufgewogen. Wirklich gestört hat uns die schwächere Grafik aber zu keiner Zeit. Atelier Lulua lebt genauso wie die Vorgänger von der Stimmung und genau damit punktet das Spiel und sorgt im Einklang mit der Geschichte für den gewohnten Spielspaß der Reihe. Bedauerlich ist allerdings, dass die Anpassung an die Switch nicht gänzlich gelungen ist. Im Handheld-Modus ist die nicht skalierte Schrift oft zu klein, dafür bleibt die Bildrate am Fernseher nicht immer konstant. Immerhin schadet beides Atelier Lulua nicht so sehr, dass uns das Rollenspiel weniger Spaß macht.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Atelier Lulua: The Scion of Arland ist ein recht typischer Ableger der Reihe, der trotzdem ein paar Dinge anders macht. Die Rückkehr nach Arland dürfte vor allem die Kenner der gleichnamigen Trilogie freuen. Das Wiedersehen mit bekannten Charakteren und Orten sorgt für einen gewissen Nostalgie-Faktor, doch auch Einsteigern wird die Welt gut vorgestellt. Alchemie-System, Kämpfe und Erkundung machen viel Spaß und fühlen sich genau richtig an. Dazu gesellt sich das motivierende Buch-Entschlüsseln, das mir immer wieder kleine und größere Erfolge und Fortschritte gewährt. Da stört mich die veraltete, im Stil aber schicke Grafik kaum noch, so dass mir Atelier Lulua wieder viel Spaß macht. Für die kommenden Teile wünsche ich mir aber trotzdem etwas größere Neuerungen und eine erkennbare Verbesserung auf der technischen Seite. Bis dahin werde ich Lulua aber noch weiter auf ihrer Reise durch Arland begleiten.