Capcom Arcade 2nd Stadium – TEST

Im Februar 2021 veröffentlichte der japanische Videospielhersteller Capcom viele seiner Arcade-Klassiker als Capcom Arcade Stadium für die Nintendo Switch. Mit dem Capcom Arcade 2nd Stadium ist im Juli 2022 eine weitere Kollektion erschienen – mit kleineren Haken.


Wie schon beim Vorgänger beginnen wir unsere nostalgische Reise auch in Capcom Arcade 2nd Stadium in einer Spielhalle. Hier sind säuberlich nebeneinander alle Automaten mit sämtlichen Spielen der Collection aufgelistet. Dabei ist es egal, ob ihr diese Spiele erworben habt oder nicht. Capcoms Sammlung baut ähnlich wie bei der vorherigen Kollektion auf den Kniff der Einzelkäufe. Anstatt jedoch verschiedene Bundles mit mehreren Titeln zu verkaufen, gibt es diesmal neben dem Komplettkauf für circa vierzig Euro nur die Option, ein Spiel einzeln zu erwerben. Ganz so vollständig ist das Capcom Arcade 2nd Stadium beim Komplettkauf aber nicht. Das Spiel Gun.Smoke müsst ihr in jedem Falle einzeln erwerben.

Seid ihr lediglich auf der Suche nach einem ganz speziellen Spiel, steht dem Einzelkauf für knapp vier Euro pro Titel nichts mehr im Weg. Besitzt ihr jedoch schon diverse Kollektionen von Capcom wie beispielsweise das Beat ’em up Bundle, die Fighting Game Collection oder die Street Fighter: 30th Anniversary Collection, so werdet ihr ohnehin nicht das gesamte Paket benötigen, da ein gutes Drittel der enthaltenen Arcade-Titel unter anderem in den oben genannten Editionen erschienen ist. Die Software an sich ist übrigens kostenlos im eShop erhältlich. Gratis erhaltet ihr den Titel Sonson und könnt so erstmal schauen, ob euch Arcade-Titel zusagen.

Leidliche Erinnerungen an Münzgräber

Katalogisiert sind die Spiele im Capcom Arcade 2nd Stadium vor allem nach Genres wie Action, Shooter, Fighting, Puzzle und Sport. Ebenfalls möglich ist es, die einzelnen Titel nach Verfügbarkeit zu ordnen, sprich ob wir diese bereits spielen können oder noch herunterladen respektive kaufen müssen. Favoriten können wir ebenso markieren. Haben wir uns in der virtuellen Spielhalle erst einmal umgesehen, können wir uns einen der dreidimensional gerenderten Automaten auswählen, eine Münze aus unserem nimmerleeren Geldbeutel einwerfen und loslegen. Sitzt ein Freund mit uns auf der Couch, kann dieser das gleiche tun, sodass auch dem flotten kooperativen oder kompetitiven Spaß nichts mehr im Weg steht.

Keine Sorge: Die Münzen beziehungsweise Credits sind endlos vorhanden. Hier bittet die Sammlung trotz des leicht fragwürdigen Preismodells glücklicherweise nicht zur Kasse. Münzgräber wie in der Spielhalle gibt es somit zum Glück nicht. Wem jetzt Erinnerungen an sehr schwierige Spiele hochkommen, liegt nicht unbedingt falsch. Zwar ist ein Großteil der Titel mit der Zeit durchaus zu meistern, aber vor allem jüngere Spieler könnten am zumindest teilweise hohen Schwierigkeitsgrad zu knabbern haben. Im eShop könnt ihr euch jedoch kostenlos den Unbesiegbarkeitsmodus herunterladen. Das Durchspielen dürfte somit bedenkenlos klappen.

Abwechslungsreiche Genres

Bei den Spielen des Capcom Arcade 2nd Stadium greift der titelgebende Videospielhersteller auf eine abwechslungsreiche Auswahl zurück. In Sonson müssen wir auf mehreren Ebenen laufen, springen, Früchte einsammeln und Gegner bei einer heiteren Musik abschießen. Das Spiel Tiger Road lässt uns hingegen die Axt schwingen, um Feinde zu malträtieren. Bei den vertikalen Shootern Savage Bees, Gun.Smoke, 1943: Kai – Midway Kaisen und The Last Duel bewegt sich der Bildschirm automatisch und wir schießen auf alles, was sich auch nur im Entferntesten rührt.

Neben vertikalen Shootern gibt es auch horizontale Genre-Vertreter wie Hyper Dyne Side Arms, Three Wonders und Eco Fighters. Das Gameplay im Stile von Titeln wie Gradius und R-Type bleibt wie bei den vertikalen Shootern aber gleich. So sammeln wir Upgrades, um mehr Schüsse abzufeuern und ein breiteres Schussfeld abzudecken. Im Puzzle-Sektor werden uns ebenso Spiele vorgesetzt, die recht unterschiedlich sind. Block Block setzt auf das Gameplay des Arcade-Klassikers Breakout, bietet darüber hinaus aber auch ein paar coole Extras wie einen Balken, der nach der Zeit schrumpft und die Rückschlagmöglichkeiten für den herumsausenden Ball eingrenzt. Pnickies und Super Puzzle Fighter II Turbo funktionieren ähnlich und erinnern uns an Segas Puyo-Puyo-Reihe.

Kampfspiele noch und nöcher

Den Spagat von den Puzzle-Spielen zu den Fighting Games stellt Super Gem Fighter: Mini Mix im Rahmen des Capcom Arcade 2nd Stadium dar. Der Titel verknüpft Elemente beider Genres und ist daher nicht leicht zu durchschauen. Bei den Kampfspielen geht es hingegen mit Darkstalkers: The Night Warriors, Night Warriors: Darkstalker’s Revenge, Vampire Savior: The Lord of Vampire fantasievoll zu. Auch Capcoms blauer Bomber hat zwei Auftritte in der Sammlung. So pfeifen Mega Man: The Power Battle und Mega Man 2: The Power Fighters auf die typischen Hüpfabschnitte und lassen uns mit dem titelgebenden Roboter direkt die Bossgegner der Reihe angehen. Das Besondere hierbei ist, dass wir nach jedem Kampf die Fähigkeit unseres Gegners übernehmen und diese gegen andere Feinde einsetzen können.

Geerdeter geht es in Street Fighter Alpha: Warrior’s Dreams, Street Fighter Alpha 2, Street Fighter Alpha 3, Hyper Street Fighter II: The Anniversary Edition und Saturday Night Slam Masters zu. Ähnlich spaßig und heutzutage immer noch sehr gut spielbar sind die Beat ’em ups Magic Sword, The King of Dragons und Knights of the Round. Mit Schwert und Magie kämpfen wir uns hier durch mehrere Abschnitte bis zum Abspann. Im Capcom Sports Club spielen wir hingegen Fußball, Tennis und Basketball gegen unsere Rivalen.

Für eine Handvoll Software-Gurken

Neben diesen wirklich guten Arcade-Titeln haben es jedoch auch ein paar Software-Gurken in die Kollektion geschafft. Bei Rally 2011 LED Storm fahren wir aus der Vogelperspektive über eine Fahrbahn mit Hindernissen und müssen dabei Benzin einsammeln und den Objekten ausweichen. Hissatsu Buraiken fühlt sich hingegen wie ein Streets of Rage für Arme an und spielt sich noch dazu aus der unpassenden Draufsicht. Auch Black Dragon, das ein wenig an Ghouls ’n Ghosts und Co erinnert, kann nicht begeistern. The Speed Rumbler ist hingegen ein Spiel, in dem wir frei mit einem Auto fahren und Gegner abschießen. Weder das Fahren noch die Schießereien wissen uns allerdings zu überzeugen. Zu guter Letzt wäre da noch das mäßige Seriendebüt der Street-Fighter-Reihe. Historisch ist der Titel vielleicht wertvoll, mehr aber auch nicht.

Für die insgesamt 33 Spiele bietet die Sammlung auch spielübergreifende Achievements, so genannte Triumphe. Diese sollen uns dazu motivieren, noch mehr Zeit mit den Spielen zu verbringen. Unter anderem müssen wir zum Freischalten der Triumphe ein Spiel um die einhundert Mal spielen, eine Zeit-Herausforderung abschließen, ein Game Over in einem Spiel erzielen oder mehr als einhundert Stunden in die Sammlung investieren. Noch dazu gibt es Online-Ranglisten. So können wir uns weltweit mit anderen Spielern messen.

Individuelle Einstellungsmöglichkeiten

Gut gefällt uns, dass das Capcom Arcade 2nd Stadium auf liebevoll zusammengestellte Spielanleitungen zu jedem einzelnen Titel setzt. Offene Fragen zu komplizierten Spielen wie Super Gem Fighter: Mini Mix sind ausgeschlossen. Noch dazu verfügt die Collection über nützliche Features wie eine Rückspulfunktion, um Fehler zu korrigieren. Auch dass wir jederzeit speichern und das Geschehen unterbrechen können, ist eine tolle Option. Auch können wir die Geschwindigkeit in einem Spiel justieren und einzelne Einstellungen wie zum Beispiel die zu erreichende Punktzahl für Bonusleben festlegen.

Nostalgiker freuen sich wie beim Vorgänger das Bild mit Scanlines, RGB-Pixeln, gemilderten Pixeln, einer Krümmung im Bildschirm und mehreren Faktoren zu bearbeiten. Mehrere Hintergrundbilder als Rahmen und die Anpassung der 3D-Darstellung der Automaten zur Vertiefung der Immersion sind genauso möglich wie das Drehen des Bildschirms um 90 Grad, damit vertikale Shooter den ganzen Bildschirm ausfüllen können. Zudem lässt sich vor Spielstart zwischen der japanischen und englischen Version der Spiele wählen. Ausnahmen bilden Hissatsu Buraiken, 1943: Kai – Midway Kaisen und Pnickies, die nur auf Japanisch spielbar sind. Rally 2011 LED Storm existiert nur als englische Version. Bei all den Vorzügen der Kollektion ist dies nur der Tropfen auf den heißen Stein. Im Großen und Ganzen bietet das Gesamtpaket einen ordentlichen Mehrwert!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Grundsätzlich nehme ich jede Sammlung von älteren Videospielen mit, um die eine oder andere Kulturlücke zu schließen. Zwar ist nicht jedes einzelne der 33 Spiele des Capcom Arcade 2nd Stadium nach meinem persönlichen Geschmack und viele Titel habe ich ohnehin schon durch frühere Capcom-Kollektionen kennengelernt, doch habe ich meinen Spaß mit dieser Arcade-Sammlung. Sonson ist unkompliziert und eignet sich hervorragend zum Abschalten. Hitzige Puzzle-Gefechte wie in Super Puzzle Fighter II Turbo gefallen mir ebenso. Als Fan von Street Fighter ertappe ich mich auch häufig dabei, wiederholt die einzelnen Serienteile anzugehen. Noch dazu bietet die Sammlung visuelle Anpassungsmöglichkeiten, welche die Arcade-Atmosphäre auf die Spitze treiben. Hinzugeschaltete Scanlines und RGB-Pixel wirken in Kombination mit einer gekrümmten Darstellung des Bildschirms und noch dazu mit einem dreidimensionalen Automatenhintergrund unglaublich immersiv. Schade finde ich nur, dass es neben dem Nostalgievideo, in dem die Künstlerin Tamura Naomi unter ihrem Künstlernamen Sho-ta mit der Riverside Rock ’n Roll Band den stimmigen Song Teenage Blues singt, keine Boni gibt. Capcom dürfte definitiv reichlich Artworks, Skizzen und Co im Archiv liegen haben. Nichtsdestotrotz ist der Titel eine Empfehlung wert. Lediglich das fragwürdige Preismodell ist mir ein Dorn im Auge. Schaut also lieber nach, welche Klassiker ihr überhaupt spielen wollt, zumal einige Titel bereits in zuvor auf der Switch veröffentlichten Collections enthalten sind. Wollt ihr die volle Arcade-Dröhnung, werdet ihr im Capcom Arcade 2nd Stadium aber definitiv auf eure Kosten kommen.