Dark Veer – TEST

Als Kind fällt das Einschlafen oft schwer. Nicht selten stellen sich kleine Jungs und Mädchen gefräßige Monster unter ihrem Bett oder im Schrank vor und rufen panisch nach ihren Eltern. Dark Veer spielt mit diesen Ängsten, verzichtet allerdings auf die einschreitenden Elternteile.

 


In Dark Veer schlüpfen wir in die Haut eines sehr jungen Heranwachsenden und müssen in sieben Kapiteln jeweils eine Nacht in dessen Kinderzimmer durchstehen. Dies ist aber leichter gesagt als getan, denn während diese Ängste in der Realität weitgehend imaginärer Natur sind, manifestieren sie sich im Survival-Horror-Spiel der Hannmade Studios in abscheulichen Kreaturen, die noch schlimmere Geräusche von sich geben. Sobald wir im Bett liegen und die Augen schließen wollen, kommt es zu mysteriösen Ereignissen in unserem Zimmer, das die alleinige Spielwelt darstellt. Auf einmal klingelt der Wecker, dann öffnet sich nach und nach eines der Fenster und auch die Tür zum Flur wird häufig mal einen dünnen Spalt aufgestoßen.

Mit jedem Kapitel kommen neue Störquellen hinzu. Unter anderem schaltet sich der Fernseher automatisch ein, und eine quietschende Schranktür lässt uns ebenfalls nicht die Augen schließen. Das Ziel des Spiels lautet daher ganz einfach: Einschlafen. Was langweilige Survival-Horror-Abenteuer meist auf Anhieb hinbekommen, ist in Dark Veer eine äußerst haarige Angelegenheit. Sobald wir auf unser Hochbett geklettert sind, fängt die Müdigkeitsanzeige an, sich langsam, aber stetig zu füllen. Dies ist ein äußerst langwieriger Prozess, denn nach nur wenigen Sekunden im Bett spielt die Geräuschkulisse im Kinderzimmer wieder verrückt – und wir müssen mit unterschiedlichen Mitteln dagegen vorgehen und Maßnahmen ergreifen.

Ein Zimmer voller Monster

Öffnet sich zum Beispiel die Tür, sollten wir sofort die Nachttischlampe einschalten. Monster mögen es nicht, wenn der Raum halbwegs hell erleuchtet ist. Solange das Licht eingeschaltet ist, können wir aber nicht einschlafen. Zudem gibt es in Dark Veer mehr als nur eine Kreatur, die uns verschleppen und fressen will. Sobald der Schrank aufgeht, müssen wir unverzüglich aufs Bett klettern und warten, bis die – für uns nicht sichtbare Gestalt – wieder im Schrank verschwunden ist. Das Fenster muss hingegen verschlossen und der Fernseher und der Wecker ausgeschaltet werden, damit kein Monster angelockt wird und ins Zimmer klettert.

Unverzichtbarer Bestandteil des Gruselerlebnisses ist die Soundkulisse, denn da wir das Geschehen aus der Ego-Perspektive betrachten, haben wir nicht immer das ganze Zimmer im Blick. Es ist unverzichtbar, die Soundeffekte korrekt zuordnen zu können, um das „Puzzle“ quasi im Schlaf zu lösen. Grundsätzlich arbeiten sämtliche Gameplay-Mechaniken von Dark Veer sehr gut zusammen. Allerdings wiederholen sich die einzelnen Aufgaben zu oft, sodass das mehrfache Ausschalten des Weckers irgendwann gehörig auf die Nerven geht. Ebenfalls ärgerlich ist, dass die sieben Kapitel ohne Kontrollpunkte auskommen. Überrascht uns das Monster mit einem Jump-scare, müssen wir von vorne beginnen. Da die pixelige Retro-Optik den Gruselfaktor leicht erhöht, nehmen wir das sowohl im Story-Modus als auch im Endlosspiel, in dem wir lediglich einen Highscore für uns selbst aufstellen müssen, aber halbwegs gerne in Kauf.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Dark Veer ist ein aufs Mindeste reduziertes Survival-Horror-Spiel. Das Ziel ist simpel und leicht verständlich: Damit die realen Monster meine stetig ängstlicher werdende Spielfigur nicht erschrecken, entführen und als Nachtmahl verzehren, muss ich diese lediglich zum Einschlafen bringen. Dies geschieht über einfache Gameplay-Mechaniken, die eng mit der Soundkulisse des Spiels zusammen arbeiten. Nur wenn ich genauestens hinhöre, ob sich beispielsweise der Schrank oder die Tür öffnet, kann ich auch richtig reagieren. So fühlt sich Dark Veer nicht nur wie Survival-Horror-Spiel, sondern zugleich auch wie ein motivierendes Puzzle an, bei dem jedoch die einzelnen Puzzleteile zu oft von den Monstern herausgedrückt werden. Es macht zwar eine gewisse Zeit lang Spaß, die Aufgaben zu erfüllen, doch wenn ich zehn oder zwanzig Mal pro Kapitel den Wecker oder den Fernseher ausschalten muss, zerrt das ordentlich an meinen Nerven. Immerhin gelingt es Dark Veer, mich mit den Jump-scares zu erschrecken, da diese niemals an vordefinierten Stellen auftreten. Wer mit dem repetitiven Gameplay leben kann, wird mit Dark Veer aufgrund des hohen Erschreckpotenzials zwischendurch immer mal wieder Spaß haben.