Der kühne Knappe – TEST
In ihrem Erstlingswerk Der kühne Knappe, international als The Plucky Squire bekannt, liefert das Indie-Studio All Possible Futures eine regelrechte Flut an Kreativität. Als Bilderbuchheld Jot müssen wir in dem Action-Adventure den fiesen Magier Grummweil aufhalten.
Der kühne Knappe ist buchstäblich ein charmantes Bilderbuchmärchen. Schließlich schlüpfen wir in dem Action-Adventure in Rolle des Bilderbuchhelden Jot. Als Protagonist von Der kühne Knappe ist Jot ein strahlender Held, guter Freund und erfolgreicher Autor. Zu Beginn des unter anderem von der The-Legend-of-Zelda-Reihe inspirierten Action-Adventures begeben wir uns für Jots Freund, den Zauberer Mondbart, auf die Suche nach Wachs. Dafür erklimmen wir einen Berg und Jot stürzt bei einem Erdrutsch fast in den Tod. Schuld daran hat der fiese Zauberer Grummweil, der wieder einmal seine finsteren Pläne verfolgt. Natürlich ist Jot sofort zur Stelle, um Grummweil aufzuhalten. Dabei kommt es zu einer zentralen Wendung, die maßgeblich Einfluss auf das Gameplay hat. Wer das selbst erleben will, sollte nach diesem Absatz nicht weiterlesen. Zuvor sei noch verraten: Der kühne Knappe ist ein charmantes, fantasievolles, ideenreiches und spaßiges Action-Adventure, das für rund acht Stunden Spielspaß bietet.
Neue Perspektiven
Kehren wir an dieser Stelle zu den Ereignissen in Der kühne Knappe zurück. Während der Konfrontation mit Grummweil offenbart dieser, dass die Welt in der Jot und er leben, lediglich ein Bilderbuch ist. Entsprechend hat Grummweil keine Chance jemals den Sieg zu erringen und ist dazu verdammt, trotz zahlreicher Versuche, stets zu scheitern. Das will der Zauberer nicht akzeptieren, weshalb er Jot kurzerhand aus dem Bilderbuch wirft, um freie Hand zu haben. Daraufhin ändert sich die gezeichnete 2D-Comic-Grafik in eine 3D-Perspektive. Jot ist nun auf dem Schreibtisch des Jungen Sam unterwegs. Von Bücherwurm Liesbet erfahren wir, dass Jot Grummweil aufhalten muss, damit aus Sam ein kreativer Bilderbuchautor werden kann.
Anschließend gilt es als Jot einen Weg zurück in das zugeklappte Bilderbuch zu finden. Dafür erkunden wir den eher linear aufgebauten Schreibtisch und erhalten schon bald die Fähigkeit, das Bilderbuch zu manipulieren. Fortan kann Jot an grünen magischen Wirbeln das Buch betreten oder verlassen und Seiten umblättern. Mit der Zeit erlernen wir noch weitere Fähigkeiten oder nehmen zeitweise Objekte von einer Welt in die andere. Das ist etwa essentiell, um Rätsel zu lösen, oder einfach nur ein wenig Blödsinn anzustellen. Für letzteres sind die Möglichkeiten zwar eingeschränkt, doch ein wenig Freiheit gewährt und das Action-Adventure aber.
Charmantes Abenteuer
Beim Gameplay erinnert Der kühne Knappe ein wenig an die The-Legend-of-Zelda-Spiele. Jot schwingt ein Schwert und bekämpft damit Gegner. Außerdem müssen Rätsel gelöst und neue Fähigkeiten erlernt werden. Allerdings ist das Action-Adventure durchgehend linear. Lediglich die Rückkehr auf bestimmte vorherige Seiten des Bilderbuchs, um benötigte Gegenstände einzusammeln, ist möglich. Das ist aber keineswegs negativ, da auch so reichlich Abwechslung und Kreativität geboten wird. So setzt Der kühne Knappe bei Bosskämpfen gerne auf Minispiele, die an NES-Klassiker wie etwa Punch-Out!! angelehnt sind. Auch einen Shoot-’em-up-Abschnitt dürfen wir absolvieren.
Zwischen den Gameplay-Abschnitten gibt es immer wieder Bilderbuchseiten, in denen animiert die Geschichte weitererzählt wird. Hier setzt Der kühne Knappe genauso wie in einigen anderen Szenen auf einen Erzähler, der wunderbar auf Deutsch vertont ist und viel zur Märchenatmosphäre beiträgt. Zusätzlich brilliert Der kühne Knappe mit einer stimmungsvollen audiovisuellen Präsentation. Besonders die 2D-Bilderbuchabschnitte sind schön gezeichnet, doch auch die 3D-Bereiche können überzeugen. Untermalt wird das Geschehen von einem passenden Soundtrack. Erwähnt werden sollte noch, dass sich das Action-Adventure wirklich gut spielt. Lediglich einige Minispiele und Ausflüge in andere Genres hätten eine genauere Steuerung verdient. Besonders negativ sind uns die Bogenschießabschnitte aufgefallen. Wirklich herausfordernd wird Der kühne Knappe aber zu keiner Zeit. Das ist jedoch nicht schlimm, da das Erleben der charmanten Geschichte im Mittelpunkt steht. Auf der Nintendo Switch funktioniert das technisch meist sehr gut. Nur in den 3D-Abschnitten sind uns kleine Ruckler sowie seltene stärkere Einbrüche der Bildrate aufgefallen. Glücklicherweise wirkt sich das nicht auf die Spielbarkeit aus. Somit ist Der kühne Knappe ein spaßiges, kreatives und charmantes Action-Adventure.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Der kühne Knappe hat schon bei der Ankündigung mein Interesse geweckt. Der schicke Zeichenstil und die Wechselmöglichkeit zwischen 2D-Bilderbuch und 3D-Realität ist faszinierend. Hier zeigt sich die enorme Kreativität von Entwicklerstudio All Possible Futures. Dazu gesellt sich eine charmante Geschichte und Atmosphäre sowie ein spaßiger Gameplay-Mix. Nur selten hätte das Action-Adventure etwas mehr Feinschliff vertragen – etwa bei den Bogenschießszenen. Das ist jedoch so selten, dass es den Spielspaß nicht beeinflusst. Ähnliches gilt für die kleinen Ruckler und Bildrateneinbrüche. Für mich ist Der kühne Knappe ein wirklich schönes und ideenreiches Action-Adventure, das eine der großen Überraschungen des Jahres ist. Eine eindeutige Empfehlung für alle Genrefans und jene, die kreative, kleine Spiele mögen.