Devil May Cry – TEST
Dante schnetzelt sich auf die Switch. Capcom hat den ersten Teil von Devil May Cry im eShop von Nintendos Hybrid-Konsole veröffentlicht, auf die komplette HD-Collection allerdings verzichtet.
Bei Devil May Cry handelt es sich um kein Remake des PlayStation-2-Klassikers, sondern lediglich um die HD-Umsetzung der für zahlreiche andere Systeme veröffentlichten HD-Collection, die zusätzlich Teil zwei und drei beinhaltet. Entsprechend wurde das Bild von 4:3 auf 16:9 skaliert und die Texturen leicht überarbeitet. Dennoch ist dem Action-Adventure das Alter und die PS2-Herkunft deutlich anzusehen. Besonders im verwaschenen und nur in 4:3 dargestellten Menü fällt das auf. Ebenso wenig können die Zwischensequenzen, die optisch hinter der recht ordentlichen, aber keinesfalls schönen Spielgrafik zurückfallen und so wirken, als seien sie direkt aus der Originalversion entnommen worden, überzeugen. Immerhin sorgt die HD-Neuauflage für ein etwas besseres Bild der Action. Zudem macht das Hack-’n‘-Slay-Gameplay auch heute noch Spaß.
Altbekannte Schnetzelei
Nach einer kurzen Einführung in Dantes Hintergrundgeschichte erhalten wir als der weißhaarige Dämonenjäger von der mysteriösen Trish einen Auftrag, der uns in eine alte Burg führt. Hier treffen wir auf allerlei Dämonen und müssen Rätsel in bester Capcom-Manier lösen. Die festen Kamerawinkel und Knobelaufgaben wecken Erinnerungen an Resident Evil und Onimusha. Kein Zufall, schließlich sind Devil May Cry und letztgenanntes Spiel aus dem Survival-Horror-Klassiker hervorgegangen. Allerdings sorgen die nicht frei einstellbaren Blickwinkel mitunter für Frust, wenn uns Gegner treffen, die wir nicht sehen können, oder die Kamera durch eine schlechte Kampfposition immer wieder die Einstellung wechselt.
Mit unterschiedlichen Waffen und Fähigkeiten, die wir entweder im Laufe des Spiels finden oder mit Seelenkugeln kaufen, schnetzeln wir uns durch die zahlreichen Gegner. Wir schlagen oder schießen und schreiten uns so langsam in der in kurze Kapitel eingeteilten Geschichte voran. Wirklich einfallsreich oder gut geschrieben ist die Handlung nicht. Viel mehr trumpft Capcom hier wieder mit vollkommenem Nonsens und trashigen Dialogen, die sehr hölzern auf englisch vertont wurden und mit brauchbaren deutschen Untertiteln unterlegt sind, auf. Das hat allerdings genauso wie die Switch-Umsetzung Onimusha: Warlords einen gewissen Charme und unterstützt das unterhaltsame, motivierende Action-Gameplay genau richtig. Viel Abwechslung wird in den lediglich drei bis vier Stunden, die wir für das Durchspielen benötigen, allerdings nicht geboten. Die ganze Zeit kämpfen wir gegen Feinde, schreiten in den unterschiedlichen Abschnitten voran und lösen sehr simple Rätsel, die kaum diese Bezeichnung verdienen. Gerade deshalb bietet sich Devil May Cry vor allem für Spieler an, die sich für Dantes Ursprung oder einen der großen Genre-Klassiker interessieren.
Schwache Portierung
Leider kann die Devil-May-Cry-Portierung nicht so überzeugen wie die des ersten Onimusha. Das fängt bereits damit an, dass lediglich der erste Teil und nicht die gesamte HD-Collection im eShop der Switch veröffentlicht wurde. Bedauerlich, da zumindest die Sammlung der ersten drei Serien-Teile Pflicht gewesen wäre, die ja auch ihren Weg auf zahlreiche andere Systeme gefunden hat. Doch auch sonst zeigt die Switch-Umsetzung einige deutliche Schwächen. Dazu zählen neben dem bereits erwähnten Menü und den Zwischensequenzen vor allem die hakelige Steuerung mittels Joy Cons. Unverständlich, besonders weil sich Devil May Cry mit dem Pro Controller deutlich besser spielen lässt. Immerhin läuft das Action-Adventure auf der Switch flüssig, so dass der grundsätzliche Spielspaß nicht unnötig getrübt wird.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Devil May Cry ist auch auf der Switch noch ein gutes Spiel, kann aber nicht mehr vollkommen überzeugen. Besonders die kurze Spielzeit ist aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß. Dafür entschädigt das noch immer motivierende und spaßige Action-Gameplay, das mit einigen sehr simplen Rätseln angereichert wird. An der veralteten Technik habe ich mich kaum gestört. Viel mehr habe ich von einer HD-Neuauflage eines PlayStation-2-Spiels nicht erwartet. Lediglich Menü und Zwischensequenzen hätten etwas mehr Überarbeitung verdient gehabt. Unverständlich für mich ist aber Capcoms Veröffentlichungspolitik. Wieso nur der erste Teil? Weshalb nicht die gesamte Devil May Cry HD Collection wie bereits auf PS4, PS3, Xbox One, Xbox 360 und PC? Gerade aufgrund des hohen Preises, angesichts des Inhalts und im Vergleich zur Sammlung der ersten drei Teile auf anderen System, muss jeder für sich überlegen, ob Devil May Cry auf der Switch einen Kauf wert ist. Rein vom Spiel betrachtet lässt sich diese Frage aber auch nicht einfach beantworten. Gameplay, Spielzeit und Technik sind nicht mehr taufrisch und dürften nicht jedem gefallen. Ein gutes Spiel ist Devil May Cry aber trotzdem noch immer und ohne Frage einer der großen Genre-Klassiker.