Doom 64 – TEST

Mit Turok: Dinosaur Hunter und Turok 2: Seeds of Evil gelang es den Nightdive Studios, zwei Nintendo-64-Klassiker für die Nintendo Switch umzusetzen. Für Bethesda Softworks haben sich die Entwickler zum Release von Doom: Eternal an die Portierung von Doom 64 gewagt.


Wer bereits einmal einen Ableger des 1993 gegründeten Doom-Franchises gespielt hat, wird sehr gut wissen, dass die Reihe keine tiefgründige Story erzählt. Stattdessen steht in den meisten Spielen von Beginn an die Nonstop-Action im Mittelpunkt des Geschehens. Trotzdem ist auch Doom 64 in die spielübergreifende Storyline der Doom-Serie eingewoben. So spielt Doom 64 – abgesehen von den Erweiterungen und Portierungen der ersten beiden Teile – als eigentlicher dritter Serienteil nach den Geschehnissen von Doom II. Kurz nachdem die von Dämonen überrannte Marsbasis befreit wurde, wird diese vom so genannten Mother Demon eingenommen.

Daraufhin wird eine Truppe Soldaten entsendet, die allerdings bis auf einen Mann ausradiert wird – und genau hier kommen wir ins Spiel, denn wir schlüpfen in die Haut genau dieses Überlebenden und machen Jagd auf den Mother Demon und seine Art. Mehr oder weniger ist genau das die Handlung, die wir in Doom 64 erleben oder uns zumindest vorstellen sollen, denn grundsätzlich wird im Spiel an keiner Stelle etwas erzählt oder erklärt. Ein wenig schade ist das schon, doch war diese Art des Storytellings in den 1990er-Jahren Gang und Gäbe. Auch im Klassiker Turok: Dinosaur Hunter, der im gleichen Jahr auf die Spielerschaft losgelassen wurde, müssen wir uns solche Zusammenhänge selbst erklären.

Beispielhafter Auszug aus einer Epoche

Doom 64 muss aus diesem Grund als Kind seiner Zeit betrachtet werden und insbesondere bei Ego-Shootern hat sich in dieser prägenden Epoche des Umbruchs von zweidimensionalen hin zu dreidimensionalen Titeln kaum ein Entwicklerstudio um die Erzählweise geschert. So konzentriert sich auch das ursprünglich von Midway Games entwickelte und von den Nightdive Studios überarbeitete Doom 64 vor allem aufs Gameplay. Kaum startet der erste Level, schießen wir mit unserer Pistole auf die ersten anlaufenden Gegner, sammeln Munition ein, weichen feindlichen Angriffen aus und durchkämmen die Raumstation nach Schlüsseln, um in neue Räume oder gar neue Levels vorzudringen.

Dabei müssen wir jedoch durchweg unsere Lebensenergie im Auge behalten, denn es reichen nur wenige gegnerische Treffer aus, um uns ins virtuelle Nirwana zu pusten. Zum Glück findet sich hinter jeder Ecke sehr nützliche Medizin, mit der wir an Ort und Stelle unsere Wunden verarzten. Kaum ist unsere Energie aufgefrischt, geht es auch schon nonstop weiter in den nächsten Gang oder Raum, wo uns weitere bestialische Dämonen erwarten. Doom 64 setzt wie viele Ego-Shooter dieser Zeit auf ein hohes Tempo, weshalb wir stets in Bewegung sein sollten. Auch wenn viele unserer Gegner nur Kanonenfutter darstellen, sind diese dennoch gefährlich, wenn sie in Gruppen auftreten.

Mit Nonstop-Action zum Mother Demon

Hinzu kommt, dass manche Dämonen intelligenter als ihre Artgenossen attackieren. Manche Gegner nutzen beispielsweise Tarnvorrichtungen und andere greifen im Zickzackmuster an, um uns zu verwirren. Ein wichtiger Punkt bei Ego-Shootern auf Konsolen ist daher die Steuerung, und diese funktioniert in Doom 64 wirklich gut. Jede Bewegung flutscht nur so von der Hand, was in Zusammenhang mit dem hohen Spieltempo auch notwendig ist. Allerdings ist es im Spiel nicht wichtig, jeden Gegner genauestens ins Fadenkreuz zu nehmen, zumal es dieses auch gar nicht gibt. Auch ist der Blick nach oben zu erhöhten Plattformen oder nach unten, um in Gruben zu schielen, nicht möglich.

Dies ist anfangs etwas befremdlich, fällt auf Dauer aber nicht sonderlich negativ auf. Unser Held nimmt die Feinde weitgehend selbstständig aufs Korn – wir müssen lediglich in die entsprechende Richtung blicken und den Abzug betätigen. Im Übrigen gibt es in Doom 64 kein nerviges manuelles Nachladen. Dieses geschieht stets automatisch. Zwar dauert es manchmal den Bruchteil einer Sekunde, bis die Schrotflinte wieder einsatzbereit ist, doch wer den Aktionsknopf gedrückt hält, verkürzt die Wartezeit auf den nächsten Schuss aufs Minimum. Mit Dauerfeuer sollten wir aber auch nicht durch die düsteren Levels hetzen, denn auch wenn es reichlich Munition gibt, ist sie immer noch limitiert.

Überschaubare und begrenzte Möglichkeiten

Auch wenn die Action in Doom 64 wirklich gut funktioniert, so scheitert das Spiel hier und da am Aufbau der insgesamt 32 überschaubaren Levels. Diese sind gerne mal so verschachtelt, dass an einer Stelle im Level ein Schalter aktiviert werden muss, der irgendwo (!) den Zugang zu einem weiteren Teilbereich öffnet. Diese Mechanik wiederholt sich gerne mal, sodass wir in vielen Levels planlos hin und her laufen, bis wir eine der ehemals verschlossenen Türen auf einmal geöffnet vorfinden. Das war bereits im Jahr 1997 schon halbwegs veraltet und hätte ebenso vermieden werden können wie der Verzicht auf eine Sprungmöglichkeit.

Wollen wir also eine erhöhte Plattform erreichen oder einen Abgrund überwinden, müssen wir immer eine Treppe, eine Brücke oder ähnliches finden. Das ist genauso ärgerlich wie so manches Schalterrätsel, bei dem wir beim Betätigen eines falschen Schalters direkt von einer Presse zerquetscht werden und möglicherweise daraufhin den Tod erleiden. Hier hätten wir uns über einen etwas klügeren Einsatz der Rätselmechanik gefreut, zumal diese auf einer Raumstation in unseren Augen ohnehin deplatziert wirkt und damit die in so gut wie jedem Spiel wichtige Immersion zertrümmert. Immerhin strecken die Rätsel die Levels insofern angenehm, dass wir sie auf der Switch auch während mittellanger Bus- und Bahnfahrten genießen können.

Überarbeitung mit altem Charme

In technischer Hinsicht ist der Sprung vom Nintendo 64 auf die Nintendo Switch zwar nicht so hoch, wie sich so mancher Spieler wünscht, doch sind die Verbesserungen alles andere als unansehnlich. So wurde der Bildschirmausschnitt von 4:3 auf 16:9 umgestellt, wodurch uns das bei einem Ego-Shooter wichtige Blickfeld deutlich mehr Informationen vermittelt. Hinzu kommt, dass das hochskalierte Geschehen nicht mehr ganz so matschig wie noch auf dem Nintendo 64 wirkt. Dennoch ist Doom 64 weit davon entfernt, eine Augenweide zu sein. In erster Linie ist dies an den Gegnern und den Spezialeffekten zu sehen. So handelt es sich bei den Gegnern allesamt um zweidimensionale Sprites, die sich durch den dreidimensionalen Raum bewegen.

Ähnlich ist es auch bei den Effekten, die schon damals aufgesetzt wirkten. Das Nintendo 64 ist genauso wie die Switch und alle anderen Plattformen, auf denen das Spiel nachträglich veröffentlicht wurde, zu deutlich mehr im Stande. Hier wäre eine nachträgliche Überarbeitung hin zu dreidimensionalen Charaktermodellen wünschenswert gewesen. Die Sprites haben dennoch einen gewissen Charme, den wir nach kurzer Spielzeit schon gar nicht mehr missen möchten. Leider ist der Soundtrack des Spiels alles andere als eine Wucht und dümpelt für unseren Geschmack zu sehr im Hintergrund. Nostalgiker und all jene Spieler, die den eher unbekannten Serienteil inklusiver hinzugefügter Schnellspeicherfunktion nachholen wollen, kommen um Doom 64 nicht herum.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Mit der Doom-Reihe konnte ich ganz persönlich nicht so viel anfangen, da die Serie bis aufs Anspielen von Doom 3 Anfang der 2000er-Jahre einfach an mir vorbeigegangen ist. Mit der Portierung des bisher exklusiven Nintendo-64-Ablegers Doom 64 darf sich dieser Umstand aber gerne ändern. Mir gefällt die problemlose Ballerorgie weitgehend gut, denn einfach nur den Abzug betätigen, ins nächste Areal vorzupreschen und einen Gegner nach dem anderen umzunieten, trifft genau meinen Geschmack. Doom 64 – so flüssig es sich in puncto Spieltempo auch spielt – hat allerdings auch ein paar Macken, die nicht rein aufs Alter des Spiels zurückzuführen sind. So muss ich aufgrund der fehlenden Sprungfähigkeit des Helden immer einen Umweg über Treppen, Brücken oder Aufzügen zum nächsten Schlüssel finden und mich mit verwirrenden und absolut nicht zur Thematik passenden Schalterrätseln auseinandersetzen. Doom 64 war inhaltlich schon 1997 leicht veraltet. Insbesondere mit den ersten beiden Turok-Episoden hat das Genre der Ego-Shooter Ende der 1990er-Jahre gezeigt, wie sie auf Konsolen richtig funktionieren. Das macht Doom 64 aber zu keinem schlechten Spiel. Wer auf unproblematische Action steht und sich mit den lahmen Rätseln anfreunden kann, kommt mit Doom 64 in den Genuss eines dennoch recht spaßigen Genre-Vertreters, der jede mittellange Bus- und Bahnfahrt im Nu verfliegen lässt.