Fast Fusion – TEST

Während viele von uns auf der Switch 2 ihre Runden in Mario Kart World drehen, gibt es für solche mit dem Wunsch nach mehr Geschwindigkeit einen guten Geheimtipp: Fast Fusion zeigt uns, dass es auch futuristische Rennschlitten mit irrem Tempo, gelungener Technik und fairem Preis sein dürfen. Wer noch keinen Hang zu Hochgeschwindigkeits-Rennen hat, sollte unbedingt weiterlesen, denn Fast Fusion kann einiges.


Shin’en Multimedia gilt seit Jahren als Spezialist für Technik-Wunder auf Nintendo-Hardware. Das Team ist so klein, dass wir die drei Hauptentwickler namentlich nennen können: Manfred Linzner, Bernhard Wodok und Martin Sauter. Sie haben bereits zuvor mit der FAST-Serie bewiesen, dass sie rasante Future-Racer in beeindruckender Optik zaubern können. Fast Fusion führt diese Tradition fort. Dass Shin’en die Veröffentlichung weiterhin eigenständig stemmt, merken wir vor allem am kundenfreundlichen Post-Launch-Support. Wie schon bei Fast RMX spendieren die Entwickler kostenlose Inhalts-Updates – bereits wenige Wochen nach Release kam ein Patch mit neuen Strecken. Jetzt schon ist das Spiel so erheblich umfangreicher als zum Launch, diese vorbildliche Zusatzpflege dürften sich andere Studios gern abschauen.

Tradition und Traktion

Seit Generationen schon kommt keine neue Nintendo-Konsole ohne futuristischen Hochgeschwindigkeitsrausch auf den Markt. Schon zum Wii-U-Launch im Jahr 2012 mit Fast Racing Neo und zum Switch-Launch 2017 mit Fast RMX lieferte Shin’en Überraschungshits für Tempofans. Weitere acht Jahre später schickt uns das Münchner Studio mit Fast Fusion erneut auf waghalsige Anti-Gravitations-Pisten. Dieses Mal auf der Switch 2, in 4K-HDR und mit 60 FPS, um ein paar technische Details zu nennen. Wir beginnen das Spiel recht eingeschränkt, denn uns steht nur die Subsonic-Geschwindigkeitsklasse zur Verfügung. Supersonic und Hypersonic folgen später. Eines von drei Gefährten mit den Ausrichtungen Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Boost müssen uns ebenso genügen. Doch schon der erste Proberitt in Redwood Forest lässt uns staunen und schwitzen.

Von der ersten Strecke an spüren wir den Feinschliff für die neue Konsole: Steuerung und Fahrzeugphysik reagieren erwartungsgemäß schnell, jeder Boost schiebt uns spürbar vorwärts. Einzig die Kameraposition ist gewöhnungsbedürftig, denn in den Kurven schwingt sie für bessere Übersichtlichkeit jeweils leicht zeitversetzt in Richtung der Kurve. Mit einem Affenzahn flitzen wir durch üppige Wälder, die an Endor IV erinnern, und können – anders als in den Vorgängern – sogar springen. Einfach per Knopfdruck überwinden wir Abgründe und entdecken vielleicht neue Wege oder Abkürzungen. Die Spannung steigt, wir sind auf dem zweiten Platz. Nein, wir werden von hinten gerammt und machen eine Drehung, die uns direkt bremst. Davon überrascht, verpassen wir die nächste Kurve und werden unsanft an die Leitplanke geklatscht. Zack, ist die Konkurrenz weg. Doch wir lassen uns nicht kleinkriegen und statt frustriert sind wir angespornt, es beim nächsten Mal besser zu machen. Nur wer ganz unten startet, kann sich hocharbeiten, und das zeigt uns Fast Fusion direkt zu Anfang mit seinem brachialen Tempo.

Gameplay & Spielmechanik

Auf der Strecke orientiert sich Fast Fusion an Genre-Klassikern wie F-Zero, das wir auch im Nintendo-Online-Service finden können. Wir rasen in schwebenden Gleitern über futuristische Kurse und versuchen, den Geschwindigkeitsrausch zu unserem Vorteil zu nutzen. Drei verschiedene Fahrzeuge stehen zu Beginn zur Auswahl – weitere schalten wir mit erspielten Credits frei oder bauen sie per „Fusion“ selbst. Letzteres erlaubt es uns, zwei freigeschaltete Gleiter zu einem neuen Hybriden zu verschmelzen, der die Stärken beider vereint. Dieser Tuning-Aspekt motiviert langfristig, fühlt sich aber manchmal notwendig an: Auf höheren Stufen wird die KI so schnell, dass wir ohne aufgemotzten Gleiter kaum eine Chance haben. Immerhin lassen sich die wichtigen Manöver recht schnell lernen. Per Schultertasten springen, Turbo starten und seitlich ausweichen, per X-Knopf die Farbe unseres Flitzers zwischen blau und orange wechseln, um die entsprechenden Booster-Pads auf der Strecke optimal zu nutzen. Letzteres ist ein Überbleibsel aus Fast RMX – fahren wir über ein blaues Feld, während unser Fahrzeug orange ist, werden wir hart gebremst, jedoch beschleunigen gleiche Farben. In Fast Fusion sind die Farbzonen dem Streckenfortschritt entsprechend schwierig. Anfangs sind sie noch mit Lücken versehen und spärlich, später direkt aufeinanderfolgend, und erfordern ein präzises Umschalten.

Doch Fast Fusion hat noch mehr zu bieten. Als größte Neuerung gilt neben der Fusionierung die erwähnte Sprungfunktion: Ein Druck auf die L-Taste, und unser Gleiter katapultiert sich in die Luft. Das eröffnet uns gewagte Überholmanöver, kann aber auch außerhalb der Strecke enden und uns mit folgender Bruchlandung ordentlich aufhalten. Gleichzeitig locken uns riskante Abkürzungen abseits der simpel zu erkennenden Route: Wenn wir die Strecken auswendig lernen und den richtigen Absprungpunkt erwischen, können wir nicht nur enorme Zeitgewinne erzielen, sondern auch unseren Adrenalinpegel hochtreiben, denn das macht einfach Spaß. Genau hier entfaltet sich der besondere Reiz des Gameplays: Es macht ungeheuren Spaß, die Kurse immer besser kennenzulernen und versteckte Routen zu perfektionieren. Jede der aktuell zwölf Strecken bietet eigene Tücken und Geheimwege, die gemeistert werden wollen. So führt uns Alpine Trust über vereiste Gipfel mit scharfen Haarnadelkurven, während im Sturm-Kurs Tempesta Wirbelstürme toben und perfekte Reflexe fordern. Fehler verzeiht das Spiel dabei kaum: Ein schwerer Unfall oder auch nur ein Moment des Zögerns – schon sind unsere Rivalen auf und davon und ein Platz auf dem Treppchen rückt in weite Ferne. Fast Fusion richtet sich klar an Enthusiasten, die diese Herausforderung lieben.

Atmosphäre & Inszenierung

Optisch und akustisch zündet Fast Fusion ein Feuerwerk, das wir einem Download-Titel für 15 Euro nur nach den Vorgängern zugetraut hätten. In jeder Kurve spüren wir das hohe Produktionsniveau: scharfe Texturen, herrliche Licht- und Partikeleffekte und kreative Sci-Fi-Kulissen. Mal rasen wir durch leuchtende Metropolen bei Nacht, dann wieder durch idyllische Wälder bei Tag – Abwechslung wird uns reichlich geboten. Besonders beeindruckend sind die Wettereffekte und realistischen Reflexionen auf der Strecke. Trotz des enormen Tempos behalten wir dank klarem Streckendesign stets den Überblick. Auch der Geschwindigkeitsrausch selbst wird grandios vermittelt: Wenn unsere Tacho-Nadel die 400-mph-Marke knackt und die Umgebung in einem farbenprächtigen Strudel aus Lichtern verschwimmt, spüren wir regelrecht den Fahrtwind im Gesicht. Gleichzeitig läuft im Hintergrund ein treibender Soundtrack aus elektronischen Beats und E-Gitarren-Riffs, der perfekt zum futuristischen Renngeschehen passt. Fast Fusion sieht nicht nur gut aus, sondern klingt auch fantastisch. Auch der originale F-Zero-GX-Sprecher Jack Merluzzi konnte erneut für die Ansagen gewonnen werden.

Fast Fusion verzichtet auf eine Story oder ausgefeilte Charaktere, schafft aber dennoch eine dichte Zukunftsatmosphäre. Die Rennstrecken fühlen sich an, als wären sie Teil einer größeren Welt: Besonders auf den Update-Strecken, die es schon in den Vorgängern gab, ist der Unterschied dramatisch. Im Hintergrund ragen futuristische Skylines oder fremde Planetenlandschaften auf, was das Eintauchen in die Rennen erleichtert. Dazu kommen stilvolle Menüs und ein angenehm minimalistisches HUD, das uns alle wichtigen Informationen unaufdringlich präsentiert. Bei alledem bleiben Ladezeiten äußerst kurz – kaum angewählt, sind Rennen und Menüs praktisch sofort bereit. Hier merkt man Shin’ens Erfahrung in effizienter Programmierung. Ein kleiner Wermutstropfen im Präsentationsbereich ist die für manche Augen etwas aggressive Bewegungsunschärfe. Spieler, die empfindlich auf Motion-Blur reagieren, hätten sich vielleicht eine Option gewünscht, diese zu reduzieren oder abzuschalten. Insgesamt überzeugt die audiovisuelle Inszenierung aber auf ganzer Linie: Fast Fusion bietet Future-Racing zum Hineinfühlen.

Technik & Performance

Fast Fusion lotet die Möglichkeiten der Switch 2 beachtlich aus. Kein Wunder, entstand Shin’en Multimedia doch 1999 aus der Demo-Szene, die sich damit auskennt, das grafische Maximum aus verfügbarer Hardware herauszuholen. Der Titel rennt selbst im Splitscreen mit bis zu vier Spielern stabil in 60 fps und nutzt auf unterstützten TVs HDR für knallige Farben. Möglich wird das durch den intelligenten Einsatz von Nvidias DLSS-Upscaling. Im Performance-Modus rendert das Spiel intern mit vergleichsweise niedriger Auflösung, teils nur 540p, und rechnet die Grafik per KI auf die Zielauflösung hoch. Das Resultat ist ein flüssiges Spielerlebnis ohne spürbare Einbrüche – allerdings auf Kosten der Bildschärfe. Gerade in den höchsten Geschwindigkeitsklassen wird das Bild stellenweise etwas unscharf und von leichtem, temporalem Flimmern begleitet.

Shin’en hat jedoch schnell reagiert: Mit dem ersten großen Update Ende Juni 2025 wurde ein Pure-Modus nachgereicht, der das Upscaling deaktiviert. In diesem Grafikmodus läuft Fast Fusion mit nativen 1440p gedockt, respektive 1080p im Handheld-Modus und wirkt deutlich klarer, verzichtet dafür aber auf einige Effekte. So gibt es ohne DLSS kein Anti-Aliasing, weniger Schatten sowie einfachere Spiegelungen. Je nach Vorliebe habt ihr nun die Wahl: Entweder ein minimal schärferes Bild mit reduzierten Details oder das volle Effektfeuerwerk mit etwas Weichzeichner. Beide Varianten sehen für sich genommen beeindruckend aus – doch perfekt ist keine. Immerhin: Egal welchen Modus wir wählen, Slowdowns suchten wir hier vergeblich. Fast Fusion hält sein hohes Tempo jederzeit ein.

Umfang & Modi

Was den Umfang angeht, braucht sich der Titel trotz Indie-Wurzeln nicht zu verstecken. Zum Start waren 12 Strecken in vier Cups enthalten, die wir zunächst im Championship-Modus freispielen mussten. Nach dem Patch sind es inzwischen weitere drei remasterte Strecken aus den Vorgängern in einem fünften Cup. Dieser klassische Grand-Prix-Modus bildet das Herzstück für Solisten: Wir bestreiten nacheinander drei Rennen pro Cup und sammeln Punkte, um am Ende ganz oben auf dem Podium zu stehen. Daneben bietet das Spiel einen Zeitfahrmodus mit Entwickler-Geisterdaten und den beinharten „Super Hero“-Modus. In Letzterem müssen wir zwingend als Erster über die Ziellinie düsen, außerdem besitzen wir hier nur ein einziges Leben – wer aus der Bahn fliegt, hat verloren. Unsere Boost-Energie funktioniert gleichzeitig als Schildenergie. Ist sie aufgebraucht, sorgt schon der kleinste Rempler dafür, dass unser Bolide in Flammen aufgeht. Niemand zwingt euch freilich, diesen Modus zu spielen.

Dank verschiedener Schwierigkeitsstufen kommen auch Neulinge zunächst auf ihre Kosten, bevor sie sich an diese extreme Herausforderung wagen. Und obwohl Fast Fusion bislang erst fünfzehn Rennstrecken bietet, heißt das nicht, dass es dabei bleiben wird. Wer gern gemeinsam spielt, darf sich über einen Splitscreen-Modus für bis zu vier Spieler freuen. Besonders bemerkenswert ist die GameShare-Funktion: Mit nur einer Kopie können wir mit einer weiteren Switch 2 oder sogar Switch 1 zusammen spielen – lokal oder online über das Internet. Allerdings fehlt ein klassischer Online-Rennmodus mit Lobby und Matchmaking, was in diesem Genre etwas schade ist. Insgesamt liefert Shin’en jedoch ein erstaunlich umfangreiches Paket ab.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Fast Fusion hat mich gepackt. Während ich die Vorgänger wenig und F-Zero gerade mal vom Super Nintendo Entertainment System kannte, fühle ich mich hier sofort heimisch. Besonders überrascht bin ich, was Shin’en Multimedia alles aus der Switch 2 herauskitzelt. Für gerade einmal 15 Euro erwartet euch ein futuristisches Rennspiel, das technisch den großen Spielen die Schau stiehlt. Hohe Auflösungen, butterweiche 60 Bilder pro Sekunde und schicke Lichteffekte in herrlich abwechslungsreicher Landschaft lassen Fast Fusion wie einen hochbudgetierten Titel wirken. Doch es ist nicht nur die Optik und das Tempo, die mich begeistern. Das Streckendesign belohnt Neugier und Mut zu Abkürzungen, das Spielgefühl ist fordernd, aber fair. Ich will zwar möglichst Fehler vermeiden, weil sie hart bestraft werden, aber das motiviert mich zum erneuten Versuch. Ich liebe diese steile Lernkurve, doch Gelegenheitsraser könnten an den höheren Schwierigkeitsgraden zu knabbern haben. Schade ist, dass wir uns online nur zu zweit via GameShare messen können und es keine echten Online-Rennen gibt. Davon abgesehen liefert Shin’en genau das, was Fans wollen: ein rasantes, arcadiges Future-Racing-Erlebnis alter Schule. Wer auf WipEout, F-Zero & Co steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Und selbst Neulinge wie ich können sich dank niedriger Einstiegshürden ins Vergnügen stürzen – zumal Fast Fusion schon jetzt überraschend viel Umfang bietet. Für mich ist der Titel ein Lehrstück darin, wie mit Leidenschaft, technischem Können und Kundennähe echte Genre-Geheimtipps geschaffen werden können. Chapeau!