Furi – TEST

Manche Spiele überzeugen mit einer spannenden Handlung, andere wiederum mit einem außergewöhnlichen Gameplay. Furi versucht beides, scheitert allerdings an den eigenen Ambitionen. Trotzdem kann der Titel mit seinen sehr heftigen Bosskämpfen überzeugen.


In Furi schlüpft der Spieler in die Haut eines Gefangenen, der zu Beginn von einer mysteriösen Gestalt mit einer Hasenmaske aus dem Gefängnis befreit wird. Wie lange dieser schon in seiner Zelle auf seine Rettung wartet, verrät der Titel nicht. Allgemein hüllt sich die Story des Spiels in kryptische Anmerkungen durch den Erzähler hinter der Hasenmaske. Die Flucht aus dem Gefängnis, das auf fliegende Inseln eines Planeten verteilt ist, ist das primäre Ziel des Abenteuers. Um das zu erreichen, müssen die gefährlichen Wärter des Gefängnisses besiegt werden. Diese stellen sich dem Protagonisten im Kampf mit vielen verschiedenen Angriffsmanövern entgegen.

Aufgabe des Spielers ist es, die Techniken zu durchschauen und die Aufseher schließlich ins virtuelle Nirwana zu schicken. Wer einmal einen Teil der Mega-Man-Reihe gespielt hat, versteht das Konzept. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, da das Spiel selbst auf dem untersten Schwierigkeitsgrad nicht gerade einfach ist. Kniffliger wird es noch, wenn der mittlere Schwierigkeitsgrad ausgewählt ist. In diesem halten die Bossgegner mehr Phasen durch, richten mehr Schaden an und dem Spieler selbst stehen weniger Versuche zur Verfügung. Zwischen den Kämpfen passiert im Übrigen nicht viel. Der Spieler läuft von Punkt A nach Punkt B – auf Knopfdruck kann auch dem Spiel der Spaziergang überlassen werden, sodass sich der Spieler zurücklehnen und dabei bizarre Perspektiven genießen kann.

Adrenalingeladene Bosskämpfe

Dementsprechend kristallisiert sich heraus, dass die Bosskämpfe im Mittelpunkt stehen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor in Furi ist dabei die Steuerung. Obwohl die Tastenbelegung auf dem Controller recht einfach ausfällt und ebenso schnell verinnerlicht ist, ist sie doch nur schwer zu meistern, da die richtigen Kommandos zum richtigen Zeitpunkt im Spiel eingesetzt werden wollen beziehungsweise müssen. Zu allem Ärgernis werden manche Befehle gefühlt leicht zeitversetzt ans Spiel gesendet, sodass vor allem anfangs öfters Frust aufkommen könnte. Mit der Zeit ist es jedoch möglich, dieses Hindernis durch rasche Reflexe in den meisten Fällen zu überwinden.

Die Steuerung funktioniert teilweise wie ein Twin-Stick-Shooter. Das heißt, dass mit dem linken Stick durch das Kampfareal geflitzt und gegnerischen Projektilen ausgewichen, während mit dem rechten Stick automatisch geschossen und der Gegner aufs Korn genommen wird. Hinzu kommt, dass diversen Angriffen nur mit Teleportationen entgegenzukommen sind und manche Angriffe zwangsweise geblockt werden müssen. Ist die Verteidigung des Gegners gebrochen, geht es mit dem Schwert in den Nahkampf. Wer hier auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu spät reagiert, wird meistens unverzüglich mit den Konsequenzen bestraft. Einsteiger werden bei Furi entsprechend auf Granit beißen. Ist die Bedienung aber erst einmal gemeistert, ist das Ausschütten von Glückshormonen nicht mehr zu stoppen und genau oder nur dann kann Furi mit seiner richtig guten Spielbarkeit punkten.

Stilistische Metzelorgie

Unter optischen Gesichtspunkten ist Furi ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite kann die Metzelorgie nicht nur dank verschiedener Cel-Shading-Elemente, einzigartiger Umgebungen und dem Charakterdesign von Takashi Okazaki beeindrucken, sondern auch mit speziellen Kamerafahrten punkten. Diese sind handwerklich gut gemacht und zeigen den Protagonisten beispielsweise aus der Vogelperspektive und durch zerbrochene Deckenplatten hindurch oder verfolgen die Spielfigur in der dritten Person hautnah dabei, wie sie durch einen Tunnel in das nächste Gebiet vordringt. Auf der anderen Seite wirken die eher einfarbigen Texturen zu austauschbar und die teils ganz schön lahmen Animationen altbacken, diverse Kanten weisen Kantenflimmern auf und wenn gar viele Objekte auf dem Bildschirm ersichtlich sind, bleibt die Bildwiederholungsrate nicht konstant hoch.

Das erinnert, bis auf die hohe Auflösung und etwaige Lichteffekte, eher an ein Spiel aus der PlayStation-2-Ära, als an ein Download-Titel für PC, PlayStation 4 und Xbox One aus dem Jahr 2016, der noch dazu 2018 auf die schwächere Hardware der Nintendo Switch getrimmt werden musste. Akustisch entschädigt das Spiel dafür mit einem Soundtrack bestehend aus elektronischer Tanzmusik, der in vielen Fällen die Kämpfe gegen die zahlreichen Bossgegner und sogar die spielerisch nervigen und eigentlich schon belanglosen Spaziergänge zwischendurch wunderbar unterlegt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Furi ist nicht jedem Action-Fan bedingungslos zu empfehlen. Der hohe Schwierigkeitsgrad sorgt dafür, dass ein Bosskampf dutzende Male in Angriff genommen werden muss. Wer hier allerdings Geduld und auch Zeit investiert, wird schnell mit den Herausforderungen wachsen, die Steuerung früher oder später meistern und sich nach jedem Sieg über einen Gegner auf den nächsten adrenalingeladenen Kampf freuen. Ungeduldige Naturen werden mit Furi aber nicht glücklich werden, da der Titel ansonsten nur aus Spaziergängen zwischen zwei Punkten besteht, die Cineasten durchaus glücklichen machen können, spielerisch aber alles andere als anspruchsvoll sind. Fortgeschrittene und Profis, die auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind, werden in Furi aber definitiv fündig werden und zudem noch akustisch und optisch zufriedengestellt.