Gem Crash – TEST

Puzzle- und Geschicklichkeitsspiele, häufig auch die Mischung aus beiden Genres, eignen sich hervorragend, um kurze oder mittellange Bahnfahrten zu überbrücken. Gem Crash von Entwicklerstudio Double Drive fasziniert mit seinem Design, macht den Spieler aber obsolet.

 


In Gem Crash für die Nintendo Switch gibt es nur eine handvoll verschiedener Levels, in denen im wahrsten Sinne des Wortes alles rund läuft. Mit den beiden Schultertasten oder auch wahlweise mit dem linken Analog-Stick können wir die zweidimensionale Level-Architektur in Kreisform in zwei Richtungen drehen. Innerhalb des Levels flitzt ein sogenannter Crash Ball unaufhörlich hin und her. Ähnlich wie in Ataris Arcade-Spiel Breakout aus dem Jahr 1976 prallt der Ball an jedem Hindernis physikalisch korrekt im Aufprallwinkel ab und schießt danach weiter in die nächste Richtung. Hindernisse sind in diesem Falle zum einen die Begrenzungen der Levels und zum anderen die titelgebenden Juwelen, die durch den Aufprall vernichtet werden können.

Durch das Zerstören von bestimmten Juwelen können zudem weitere Crash Balls aktiviert werden, die gleichzeitig durch das Spielfeld rasen. Je nach Größe der Juwelen dauert es länger, bis diese zerstört sind und der Highscore proportional dazu in die Höhe getrieben wird. Das Beschädigen der größten Juwelen führt bis zu deren Zerstörung zu einem Fever Time genannten Zeitabschnitt, in dem besonders viele Juwelen pulverisiert werden können. Jeder zerstörte Klunker landet außerdem auf unserem eigenen Konto, das außerhalb der Levels für Spezialfähigkeiten und temporäre Items geplündert werden darf.

Anspruchslose und sinnfreie Geschicklichkeit

Diese Spezialfähigkeiten sind allerdings allesamt passiv und erfordern nie unser Eingreifen im aktiven Spielverlauf. Unter anderem sorgen die Crash Balls für Explosionen oder attackieren auch flächendeckender. Ebenfalls können wir durch das Ausgeben von Juwelen den Angriffs- und Geschwindigkeitswert der Kugeln erhöhen, sodass die Crash Balls möglichst effektiv den Highscore und unser Juwelenkonto in die Höhe treiben. Für den guten Abschluss hagelt es auch Erfahrungspunkte, über die die fünf Levels des Spiels und auch alle Items peu á peu freigeschaltet werden.

Die Items sorgen beispielsweise dafür, dass wir direkt mit zwei Kugeln in einem Level starten, unser Punktestand am Ende mit einem bestimmten Faktor multipliziert, die Fever Time verlängert oder die Spielzeit von gerade einmal sechzig Sekunden pro Level erhöht wird. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass eigentlich nur die Anzahl der Kugeln für den Ausgang der Partie maßgebend ist. Wäre das noch verschmerzbar, verstehen wir Sinn und Zweck des Spiels nicht so ganz: Es ist in Gem Crash problemlos möglich, alle Tasten unberührt zu lassen und dennoch eine äquivalente oder gar noch bessere Belohnung am Ende zu erhalten. Es fehlt durchweg an Herausforderungen, die die unnötige Automatisierung verhindert hätten. Die Ansätze von Gem Crash sind zwar gut, wurden aber nicht zu Ende gedacht.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Grundsätzlich kann Gem Crash mit einem faszinierenden Design punkten: Die runde Level-Architektur, das hohe Spieltempo und die peu á peu verbesserbaren Spezialfähigkeiten der Crash Balls motivieren durchaus. Spätestens nach einer Stunde Spielzeit beginnt die Fassade jedoch zu bröckeln, denn genau dann fällt auf, dass das Drehen der Level-Architektur absolut nicht notwendig ist und ohne Manipulation teilweise sogar bessere Ergebnisse erzielt werden können. Es ist ein anspruchsloses und sinnfreies Spiel, dessen Design an einigen Stellen deutliche Mängel aufweist, die bei einer funktionierenden Qualitätssicherung des Entwicklers hätten auffallen müssen. Unterm Strich dient Gem Crash höchstens als Beschäftigungstherapie während des Einschlafens.