Hakoniwa Explorer Plus NMag

Hakoniwa Explorer Plus – TEST

Auf den ersten Blick ist Hakoniwa Explorer Plus ein ganz gewöhnliches Action-Rollenspiel in blockiger Pixel-Grafik. Erst auf den zweiten Blick sticht dem Spieler die auffällige Besonderheit des Spiels ins Auge – ob er will oder nicht.


Das Action-Rollenspiel hat einen Drang zu obszönen Witzen und schafft es generell, fast alle Elemente des Retro-Rollenspiels mit anzüglichen, sexuellen Elementen aufzuladen. Diese Elemente ziehen sich durch das gesamte Spiel, das nur mit englischen Texten vorliegt. Angefangen bei der Story: Wir spielen einen Charakter, der nach der ersten Stadt (Firsttown) im ersten Dungeon (Firstbridge) perversen Monstern den Garaus machen muss. Immerhin stehlen sie den jungen Mädchen der Umgebung die Kleider, was braucht es mehr für eine Motivation?

Darüber hinaus sind die Dialoge mit Figuren und Itemnamen auch nicht von der jugendlichen Kreativität der Entwickler verschont geblieben, da gibt es die „shitty Armor“ oder die „pervy liquid“. Es wird schnell klar, dass das Spiel sich eigentlich überhaupt nicht ernst nimmt, ob diese provokanten und oft auch plumpen Dialoge lustig sind, liegt im Auge des Betrachters. Für uns war nach dem Überraschungseffekt der ersten Spielmomente bis auf wenige Wortspiele nicht mehr viel davon übrig.

Schnell aber schwammig

Auf spielerischer Ebene sticht Hakoniwa Explorer Plus kaum hervor. Per Knopfdruck schwingt unser Charakter sein Schwert, Gegner lassen Geld und Erfahrungspunkte liegen und in den kleinen Städten gibt es selbstverständlich ein Gasthaus und einen Item- sowie Waffen-Händler; meistens die einzigen Gebäude, mit denen wir interagieren können. Unser Inventar ist begrenzt und die Waffen-Haltbarkeit sorgt dafür, dass wir regelmäßig zurück in die Städte laufen müssen. Der geringe Platz im Inventar ist vor allem deswegen nervig, weil herumliegende Gegenstände automatisch aufgenommen werden. Für den wichtigen Heiltrank müssen wir dann oft erst per Hand wieder ein unwichtiges Item aus dem blauen Retro-Menü aussortieren. Auch das Treffen und getroffen werden im Kampf ist gefühlte Glückssache.

Auf der anderen Seite spielt sich Hakoniwa Explorer Plus sehr flott und neue Levelaufstiege gibt es wie im Flug. Es gibt keine langen Expositionen und Dialoge, die den Spieler davon abhalten schon nach zwei Minuten Spielzeit auf der übersichtlichen Oberweltkarte zu landen. Die Bildschirmabschnitte sind ebenso klein und die Weitsicht begrenzt. Alles, was wenige Felder vor oder hinter uns liegt verschwindet augenblicklich. Manchmal waren wir zu nah am Rand und wechselten ausversehen in den nächsten Bildschirm, was alle noch verstreuten Items verschwinden lässt und Gegner zurücksetzt.

Bunte Umgebungen

Hakoniwa Explorer Plus EndgegnerSehr abwechslungsreich und schön gestaltet in Hakoniwa Explorer Plus sind die Umgebungen selbst, schon nach einer Stunde Spielzeit haben wir einen Wald, einen kleinen Turm und ein Korallenriff erkundet. Dasselbe gilt für die Endgegner, die mit auffälligen (und anzüglichen) Designs durchaus Blickfänger sind. Nervig aber sind die NPCs, die wir ansprechen, in dem wir „in sie hineinlaufen“. Hakeliger, als es sein müsste. Zu unserer Überraschung bringt das Reden mit den NPCs tatsächlich wichtige Infos hervor. So lernen wir zum Beispiel, dass der erste Entgegner, ein großer Schleimhaufen, Waffen durch Schleim schadet und am besten mit den Fäusten angegangen wird. Hinweise zu den nächsten Gebieten gibt es auch. Aber egal mit wem wir reden, regelmäßig müssen wir uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir sie begrabscht hätten. Anfangs noch lustig, ist die Luft hier sehr schnell raus.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

Bevor ich Hakoniwa Explorer Plus startete, wusste ich schon worin die Besonderheit dieses Spiels lag. Es gab tatsächlich Momente, da fand ich die obszönen Momente durchaus unterhaltsam, aber wohl eher aus einer perplexen Faszination heraus. Für mich nutzt sich der Fokus auf schlüpfrige Witze und Kraftausdrücke schnell ab, dahinter liegt zumindest ein solides Standard-Retro-Rollenspiel. Im Detail, im Trefferfeedback und im altertümlichen Menüdesign liegen hier aber leider auch einige Schwächen.