Headbangers Rhythm Royale – TEST

Ein wilder Wechsel verschiedener Settings, abgedrehte Minispiele und durchgeknallte Tauben als Protagonisten – all das liefert Headbangers Rhythm Royale ab. Nicht nachvollziehbare Spieldesignentscheidungen stellen sich dem Gesamtpaket allerdings vehement in den Weg.


Tauben können schon echt eine Plage sein. Je nach Stadt oder Region kann es sogar verboten sein, die Ratten der Lüfte zu füttern, um die Population einzudämmen. Schließlich produziert so ein kleines Viech bis zu drei Kilogramm Kot im Jahr. Mit diesem Mist müssen wir uns in spielerischer Hinsicht in Headbangers Rhythm Royale beschäftigen. Wir schlüpfen ins Federkleid einer Taube und müssen uns in verschiedenen wie abgedrehten Minispielen gegen unsere Mitspieler behaupten. Obwohl diese verrückte Idee für sich genommen gut klingt, läuft im Geschicklichkeits- und Rhythmusspiel des französischen Glee-Cheese Studios doch so einiges schief.

Über den Umstand, dass das Spiel keinen Story-Modus oder vergleichbare Inhalte bietet, regen wir uns schon gar nicht auf. Solche Dinge wären ähnlich wie in WarioWare: Move it! ohnehin nur zierendes Beiwerk. Es fängt aber schon damit an, dass der Titel über keinerlei Offline-Modi verfügt. Wer das Spiel auf den Konsolen angeht und kein Abonnement bei den Herstellern abgeschlossen hat, kommt nicht einmal ins Hauptmenü. Soll heißen, dass wir das Spiel nicht einmal in lokalen Modi gegen Freunde antreten können. Wer sich also darauf gefreut hat, auf dem heimischen Sofa eine Wahnsinnsgaudi bei der nächsten Soirée loszutreten, dürfte an dieser Stelle durchaus enttäuscht sein oder sich zumindest fragend am Kopf kratzen.

Zu clevere Bots, zu wenige menschliche Mitspieler

Nachdem wir abseits vom PC dazu gezwungen werden, ein Abonnement abzuschließen, haben wir Zugriff auf das Hauptmenü von Headbangers Rhythm Royale. Zu gerne würden wir erzählen, dass das Spiel jetzt zahlreiche Modi bieten würde, in denen wir uns online so richtig austoben können. Tja, können wir aber nicht, da es nur einen einzigen Spielmodus gibt. In diesem treten wir gegen 29 Mitspieler an, die sich zum Testzeitpunkt am 12. Dezember 2023, und damit nur anderthalb Monate nach Release, jedoch überwiegend als Bots entpuppen.

Die vom Computer gesteuerten Tauben stellen sich bei den sukzessiven Minispielen ziemlich gut und vielleicht sogar zu intelligent an. In Anbetracht der zugänglichen Spielmechanik, bei der wir lediglich Knöpfchen zum richtigen Zeitpunkt drücken müssen, ist das schon ziemlich hart. Wenn bei neun menschlichen Spielern bereits die Hälfte im ersten von maximal fünf aufeinanderfolgenden Minispielen ausscheiden kann, weil die künstliche Intelligenz zu clever agiert, fördert das nicht gerade den Spielspaß. Online lässt sich der Titel zwar auch mit Freunden spielen, die das Spiel aber ebenfalls besitzen müssen, doch die schiere Flut an Bots gibt zu bedenken, ob das Spiel dauerhaft unterhalten kann. Vor allem solltet ihr euch die Frage stellen, was ihr von dem gekauften Titel habt, wenn die Server eines Tages abgeschaltet sind.

Dürftiges Gesamtbild

Dabei könnten die abgedrehten Minispiele so viel mehr Spaß machen. Unter anderem müssen wir Töne von Musikinstrumenten und Geräusche schnellstmöglich identifizieren, Kommandos unter Zeitdruck ausführen oder im Takt Eingaben über die Aktionstasten tätigen. Hinzu kommt, dass diese Minispiele immer anspruchsvoller werden, indem sie uns beispielsweise weniger Zeit lassen oder visuelle Hilfen verschwinden lassen. Hier macht das Glee-Cheese Studio eigentlich so gut wie alles richtig. Dennoch gibt es auch hier Grund zum Meckern.

So macht das Einsammeln von Boni, die über den Bildschirm huschen und von unserer Taube auf Knopfdruck eingefangen werden können, die Spielchen zu hektisch. Auch die Minispiele, bei denen ein gutes Rhythmusgefühl gefordert wird, sind nicht gerade gelungen, zumal uns hier die Latenzzeit oft einen Strich durch die Rechnung macht, auch wenn sich diese bedingt einstellen lässt. Für gewonnene Minispiele und gesammelte Boni gibt es als Belohnung Brote, die wir gegen kosmetische Items eintauschen können. Die meisten Kostüme kosten aber so viel, dass wir zunächst dutzende Minispiele inklusive Warte- und Ladezeiten über uns ergehen lassen müssen. Damit fällt Headbangers Rhythm Royale als Kuriosum in eine derart kleine Nische, an dem wirklich du nur ein kleiner Prozentsatz aller Spieler Spaß haben dürfte.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Eigentlich mag ich Videospiele, die mit verrückten Ideen aufwarten. Bis heute erinnere ich mich an kuriose Titel wie den WiiWare-Titel Muscle March zurück. Headbangers Rhythm Royale fällt genau in diese Kerbe, was aber vor allem am durchgeknallten Tauben-Setting liegt. Darunter schlummert eine generische Sammlung an Minispielen, die ich so schon in etlichen anderen Spielen gesehen habe. Schlecht ist das aber nicht unbedingt, machen die Minispiele zwischendurch in ihren Grundstrukturen mir zumindest etwas Spaß. Trotzdem geht der Minispielsammlung schnell die Puste aus, was an nervigen Warte- und Ladezeiten, teilweise zu hektisch auftauchenden Elementen und nicht zuletzt einer übertriebenen künstlichen Intelligenz liegt. Die Partien sind in aller Regel nur zu einem Sechstel bis höchstens einem Drittel mit menschlichen Spielern gefüllt – und der Titel lässt sich plattformübergreifend spielen. Nur anderthalb Monate nach Release ist das für ein reines Online-Multiplayer-Spiel ein überaus alarmierendes Zeichen. Auf kurz oder lang wird Headbangers Rhythm Royale aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden. Dann wird kein Hahn, beziehungsweise kein Täuberich, mehr danach krähen.