Masquerada: Songs and Shadows – TEST

Masquerada: Songs and Shadows führt uns in ein venezianisches Fantasy-Szenario und lässt uns ein Abenteuer rund um Krieg und Intrigen erleben. Das 2016 erstmals erschienene Rollenspiel der Witching Hour Studios weckt auch auf der Switch Erinnerungen an klassische Genre-Vertreter und stimmt mit ungewöhnlichem Szenario neugierig.


Der Einstieg in Masquerada: Songs and Shadows ist nicht einfach. Über das Menü wählen wir den ausgegliederten Prolog, der zugleich als Tutorial fungiert, und erleben den Beginn des Bürgerkriegs im Stadtstaat Ombre. Wir lauschen den Dialogen der zahlreichen Figuren und lernen in kurzen, etwas zu ungenauen Textboxen das durchaus komplexe Kampfsystem kennen. Bis uns die pausierbaren Echtzeitauseinandersetzungen in Fleisch und Blut übergegangen sind, dauert es jedoch noch eine ganze Weile. Das liegt auch daran, dass wir nach dem Start der eigentlichen Kampagne erst langsam in die Geschichte eingeführt werden.

Rückkehr aus dem Exil

Als Cicero Gavar kehren wir nach fünf Jahren aus dem Exil in unsere Heimat Ombre zurück. Noch immer tobt der von unserem Bruder begonnene Krieg zwischen den gut gestellten Masquerada und den sogenannten Maskenläufern, die eigentlich Contandani, also einfache Bürger und Bauern sind. Vom Vaorone erhalten wir als ehemaliger Ispettore den Auftrag einen verschwundenen Regentus zu finden. Klingt kompliziert? Ist es im Grunde nicht, allerdings überhäuft uns Masquerada mit zahlreichen Begriffen, die Ämter, Gruppierungen, Bevölkerungsschichten und allerlei mehr bezeichnen. Statt das überaus interessante und einzigartige venezianische Fantasy-Szenario mit einer Einleitung zu erklären, müssen wir die nötigen Informationen in einem umfangreichen Nachschlagewerk nachlesen. Regelmäßig finden wir neue Einträge und erfahren so immer mehr über die Welt, den Stadtstaat Ombre, die Bürger und die so wichtigen Mascherine. Letzte sind magische Masken, die ihren Trägern ermöglichen eines der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zu beherrschen.

Entsprechend müssen wir uns relativ bald auch für eines der Elemente entscheiden und legen damit quasi unsere Klasse fest. In einem überschaubaren Fähigkeitenbaum können wir anschließend mit Skillpunkten neue Angriffe oder passive Fähigkeiten erlernen. Die Auswahl ist allerdings sowohl bei uns als auch unseren Begleitern eher überschaubar. Ähnliches gilt für die sammelbaren Masken, die für jeden Charakter gefunden werden können. Damit fallen die Rollenspielanteile eher gering aus und konzentrieren sich vorwiegend auf das Verteilen von Skillpunkten, die wir zu festgelegten Zeitpunkten erhalten. Hier fällt dann auch schon ein wichtiger Faktor auf: Masquerada ist absolut linear. Die Gebiete sind überschaubar und lassen kein Abweichen von den festgelegten Routen zu. Genauso wenig können wir Entscheidungen treffen. Stattdessen lauschen wir den gut geschriebenen, auf Englisch hochwertig vertonten Dialogen und schreiten immer weiter in der spannenden, motivierenden Geschichte voran.

Taktische Kämpfe

Regelmäßig treffen wir während unserer Suche nach dem vermissten Regentus, der außerdem ein Freund von Hauptcharakter Cicero ist, auf Gegner. Entweder müssen wir uns mit den rebellischen Maskenläufer, zu denen Cicero eine zwiespältige Beziehung hat, auseinandersetzen oder uns gegen sogenannte Fey erwehren. Diese Wesen unbekannter Natur sind die Monster in der Welt von Masquerada: Songs and Shadows. Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab, lassen sich aber glücklicherweise jederzeit pausieren. Nur einen Charakter steuern wir direkt, die anderen werden von der eher mäßigen KI übernommen. Allein deshalb ist die Möglichkeit das Geschehen einzufrieren sehr hilfreich. In Ruhe können wir unseren Gruppenmitgliedern Befehle erteilen, die anschließend ausgeführt werden. Leider gibt es dabei keine Befehlsketten, weshalb wir gerade in längeren Kämpfen gegen viele oder starke Gegner häufig pausieren müssen. Dadurch können die Konfrontationen mitunter in Kleinarbeit ausarten.

Trotzdem ist das taktische Kampfsystem motivierend, gelungen und nach einer kurzen Lernphase intuitiv. Es ist wichtig wo unsere Charaktere stehen, da Angriffe von der Seite oder hinten mehr Schaden verursachen. Zusätzlich können bestimmte Aktionen die Gegner mit einem Element markieren. Dieses kann wiederum mit einem anderen Element aktiviert werden, was Zusatzschaden und Effekte auslöst. Überlegtes Vorgehen und kluges Einsetzen der verschiedenen Element-Fähigkeiten unserer Gruppe, ist also wichtig. Dabei wecken starken Momenten sowohl bei den Kämpfen als auch der Geschichte Erinnerungen an klassische Rollenspiele wie Baldur’s Gate, jedoch in einer kleineren Variante. Unterstützt wird das von der versetzten Vogelperspektive. Optisch überzeugt Masquerada: Songs and Shadows trotz eher einfach gehaltener Grafik mit wunderschönen, handgezeichneten Hintergründen und schicken, zum Szenario passenden Charakterbildern. Dazu gesellt sich eine stets passende Musikuntermalung.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Masquerada: Songs and Shadows hat mein Interesse als Rollenspiel-Fan auf den ersten Blick vor allem mit dem Grundkonzept aus versetzter Vogelperspektive und pausierbaren Kampfsystem erregt. Obwohl die Rollenspiel-Elemente etwas zu schwach ausfallen, der Spielablauf strikt linear ist und ich keinerlei Einfluss auf die spannende Geschichte habe, hat mich das Indie-Spiel überzeugt. Vor allem das unverbrauchte venezianische Szenario und die packende Handlung tragen viel zum Reiz von Masquerada: Songs and Shadows bei, doch auch das taktische Kampfsystem kann überzeugen. Wer sich nicht daran stört, Informationen zur Welt nachlesen zu müssen und gerade zu Beginn nicht jeden Begriff zu verstehen, sollte sich das Rollenspiel der Witching Hour Studios definitiv genauer ansehen.