Mega Man: Battle Network – Legacy Collection (Vol. 2) – TEST

Zeitgleich mit der ersten Sammlung erschien auch die Mega Man: Battle Network – Legacy Collection (Vol. 2). Diese schickt Protagonist Lan Hikari und seinen Avatar Mega Man in drei beziehungsweise sechs weitere Abenteuer, die sich aber kaum voneinander unterscheiden.


Wer sich für die umfangreiche Mega Man: Battle Network – Legacy Collection interessiert, kann die Sammlung aufgeteilt auf zwei Volumes oder gleich vollständig erwerben. Letzteres ist, vor allem aufgrund des günstigeren Preises, für Kenner und Fans Reihe sicherlich eine Option. In der zweiten Ausgabe sind alle Editionen des vierten, fünften und sechsten Serienteils enthalten. Ähnlich wie bei der Pokémon-Reihe ist Capcom ab dem dritten Teil dazu übergegangen, die Reihe in zwei Editionen zu veröffentlichen. So enthält die Kollektion Mega Man: Battle Network 4 – Red Sun & Blue Moon aus dem Jahr 2003, Mega Man: Battle Network 5 – Team Protoman & Team Colonel von 2004 und Mega Man: Battle Network 6: Cybeast Gregar & Cybeast Falzar, das 2005 erstmals in Japan erschien.

Grundsätzlich ist es aber egal, welche Version ihr jeweils spielt, da die Unterschiede marginal ausfallen. Die Story bleibt weitgehend identisch und unterscheidet sich nur in Nuancen. Wie in den vorherigen drei Serienteilen schlüpfen wir in der Geschichte dieser drei Spiele erneut in die Rolle des Grundschülers Lan Hikari. Im 21. Jahrhundert angesiedelt ist alles und jeder mit einem Netzwerk verbunden, das erneut von Viren attackiert wird. Die Netzwerkinfrastruktur steht damit vor dem Kollaps. Wir sind mittendrin und müssen die Ursache der Probleme herausfinden.

Unverändertes Gameplay

Wie in den ersten drei Serienteilen verbinden wir uns auch in den drei Spielen der Mega Man: Battle Network – Legacy Collection mit dem Netzwerk und schlüpfen somit einmal mehr in die Rolle von Mega Man. Die Story hat abermals Anime-Charakter und spricht am ehesten Fans seichter Unterhaltung an. Wer die ersten drei Spiele bereits gespielt hat, wird sich aber sofort mit Protagonist Lan identifizieren können. Es wird aber nicht von euch erwartet, dass ihr das bisherige Geschehen in- und auswendig kennt, da die Geschichten der drei Serienteile trotz leichter Verbindungen zur Vergangenheit immer eigenständig bleiben.

Kenner der Vorgänger werden sich zudem sofort im Gameplay zurechtfinden können, das größtenteils Rollenspielzüge annimmt. Im Gegensatz zur Hauptreihe erleben wir keine Hüpfereien gepaart mit Schusswechseln, sondern messen uns beim Betreten des virtuellen Raums in zahlreichen Zufallskämpfen, die auf einem separaten Kampfbildschirm ablaufen, mit den Gegnern. Diese Kämpfe laufen aber nicht rundenbasiert ab, sondern sind actionreich. Alle Kampfteilnehmer bewegen sich auf insgesamt achtzehn Feldern, von denen wir anfangs nur neun betreten dürfen. So wechseln wir ständig die Position, weichen Projektilen in Echtzeit aus, setzen in regelmäßigen Abständen Spezialmanöver ein und richten jede Menge Schaden an. Grandios!

Gleichbleibendes Kampfsystem

Beenden wir einen Kampf erfolgreich, erhalten wir Geld oder Chips. Die Chips stellen in den Spielen der Kollektion weitgehend die Spezialfähigkeiten von Mega Man dar. So rüsten respektive wechseln wir die Chips im Vorfeld aus, um in den Kämpfen Zugriff auf sie zu erlangen. Maximal können wir dreißig solcher Chips gleichzeitig nutzen, weshalb wir uns immer gut überlegen müssen, wie wir in den Kämpfen agieren wollen. Streuschüsse können Gegner in gleich zwei Reihen pulverisieren, Bomben Gegner in hinteren Reihen treffen und Schwerter helfen uns dabei, Feinde an der Front zu erledigen. Pro aufgeladene Leiste können wir nur eine bestimmte Anzahl an Chips verwenden oder diese sogar miteinander kombinieren. Also wird auch in diesem Aspekt taktisches Überlegen von uns verlangt.

Das Kampfsystem dieser drei Mega-Man-Battle-Network-Spiele ist nahezu identisch zu den ersten drei Teilen. Auch in der vierten, fünften und sechsten Episode macht es nach wie vor sehr viel Spaß. Es ist dennoch schade, dass die Reihe über die Jahre hinweg in dieser Disziplin weitgehend gleich blieb. So sehen wir auch in der der zweiten Mega Man: Battle Network – Legacy Collection eher mehr vom Gleichen. So sehen wir auch hier nur im Rahmen der Geschichte regelmäßig etwas Neues oder zumindest etwas Anderes. Hier hätten wir von Capcom deutlich mehr erwartet.

Leicht gestiegener Schwierigkeitsgrad

Auch in allen restlichen Belangen spielen sich der vierte, fünfte und sechste Teil identisch. So können wir mit erbeutetem Geld neue Chips und Upgrades kaufen. Erwerben wir Power-ups, können wir die Attribute von Mega Man dauerhaft erhöhen. In den Kämpfen sind diese Verbesserungen sofort spürbar. Wenn wir unsere schnellen Spielzüge richtig überlegen, fallen die drei Spiele auch nicht sonderlich schwierig aus, obwohl ein leichter Anstieg im Schwierigkeitsgrad im Gegensatz zu früheren Titeln bemerkbar ist. Die Gegner setzen erneut auf unterschiedliche Angriffsmuster, die aber schnell durchschaut sind.

Manche Gegner markieren das Zielfeld ihrer Attacke, andere Feinde bewegen sich zunächst hin und her, bevor sie zur Tat schreiten. Dadurch, dass alle Angriffe jederzeit sichtbar sind, können wir ihnen in den meisten Fällen rechtzeitig ausweichen. Einzig und allein Bossgegner setzen auf richtige Spezialmanöver, für die wir uns ein wenig mehr anstrengen müssen. Da wir jederzeit speichern können, reduziert sich möglicher Frust auf ein Minimum. Automatisch angelegte Spielstände gibt es nicht. Ein Game Over bedeutet das Laden eines eigens angelegten Spielstands. Da es kurioserweise wie in früheren Mega-Man-Kollektionen keinerlei Rückspulfunktionen gibt, gehört regelmäßiges Speichern vor allem in den nach wie vor schlauchartigen Dungeons, die nach den ersten Teilen ruhig hätten überarbeitet werden können, eindeutig zum Pflichtprogramm.

Verlassen der Komfortzone

Auch wenn es unwahrscheinlich ist, könnten die Spiele für den einen oder anderen Spielertyp dennoch zu schwierig ausfallen. Ist dies der Fall, können solche Spieler jederzeit im Menü den Buster MAX Mode aktivieren und bei Bedarf wieder deaktivieren. Ist der Modus eingeschaltet, macht jeder Schuss maximalen Schaden, wodurch die Kämpfe viel zu einfach ausfallen. Wir empfehlen daher, sich in das Kampfsystem einzuarbeiten. Es bietet genügend Tiefgang und Spielraum zum Experimentieren, der im Buster MAX Mode nicht mehr vorhanden ist.

Wie bei den ersten drei Serienteilen sind auch die drei Spiele dieser Sammlung textlastige Rollenspiele. In den meisten Fällen sind die Dialoge mit wichtigen Informationen vollgestopft, die für das Gameplay von Bedeutung sind oder die Handlung vorantreiben. Dadurch, dass die meisten Nebenfiguren Grundschüler sind, gibt es aber auch viel Nonsens zu erleben. Dieser hilft aber dennoch dabei, einen Bezug zu den Figuren herzustellen. Wie die erste Kollektion ist auch die Mega Man: Battle Network – Legacy Collection (Vol. 2) nur auf Englisch, Japanisch, Chinesisch oder einfachem Chinesisch spielbar. Eine deutsche Lokalisation hat sich Capcom im Nachhinein leider gespart. Mit mittelmäßigem bis akzeptablem Schulenglisch lässt sich der Handlung unserer Meinung nach aber trotz allem meistens sehr gut folgen.

Umfangreiches Rollenspielpaket

Grafisch befinden sich die Spiele der zweiten Hälfe der Mega-Man-Battle-Network-Reihe auf demselben Niveau wie die Vorgänger. Hier und da bieten sie ein paar neue Effekte, aber das war es auch schon. Charaktermodelle und Umgebungen sprechen vor allem Retro-Fans an. Wer mit Pixel nicht viel anfangen kann, darf auch einen Filter aktivieren, der einen Großteil der Bildpunkte glättet. In unseren Augen wirkt die Welt dadurch aber etwas schwammig, was aber Geschmackssache sein dürfte. Darüber hinaus können wir das Bild in vier verschiedenen Größen anpassen. Der nostalgische Soundtrack gewinnt zwar keinen Preis, passt trotz der Eintönigkeit aber gut zum Geschehen. Wer den Titel immer nur kurz anschmeißt, wird das aber vielleicht gar nicht so negativ bemerken. Über das Hauptmenü können wir eine Jukebox aufrufen, in der wir die insgesamt 93 Kompositionen der Spiele anhören können.

Am ehesten dürften sich Fans aber wohl über die Kunstgalerie freuen, die mit fast sechshundert Artworks und Konzeptzeichnungen aufwartet. Wer ganz viel Zeit in die drei beziehungsweise sechs Spiele stecken will, kann zu guter Letzt noch 47 Achievements sammeln. Für das Erlangen einer Trophäe ist zum Beispiel das Besiegen eines bestimmten Gegners notwendig. So oder so bietet die Mega Man: Battle Network – Legacy Collection (Vol. 2) einen großen Umfang, der an die Switch fesselt. Die Kollektion bietet im Vergleich zur ersten Sammlung aber keine großartigen Veränderungen, weshalb die Zusammenstellung am ehesten Fans anspricht.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Mir gefällt die Mega-Man-Battle-Network-Reihe wirklich von Anfang bis Ende. Eine großartige Story mag die Reihe nicht erzählen, doch gibt es hier und da ein paar emotionale Highlights – beispielsweise der Umzug einer Spielfigur zu Beginn des letzten Serienteils. Die Geschichte reicht mir aber aus, um mich zu motivieren, denn das Gameplay ist sowohl Kern als auch Höhepunkt der drei enthaltenen Spiele. Vor allem das Kampfsystem lädt regelrecht zum Experimentieren ein und ist abwechslungsreich. Zumindest wird dieser Eindruck beim ersten Spielen irgendeines der sechs Serienteile erweckt. Auch wenn ich mich Spiel für Spiel noch mehr in das System einarbeiten kann, ist es doch leider sehr gleichbleibend. Dieser Fakt trifft eigentlich auf so gut wie alles zu, was die Reihe bietet und ausmacht. Trotzdem ist die zweite Serienhälfte für sich genommen gelungen und Rollenspieler, die vielleicht wenig Berührungspunkte mit dem Mega-Man-Franchise haben, können mit der Mega Man: Battle Network – Legacy Collection (Vol. 2) in das Universum hineinschnuppern. Dann reicht der Kauf einer der beiden Kollektionen aber vollkommen aus.