Mercenaries Saga 3: Gray Wolves of War – TEST
Spätestens seit Fire Emblem: Awakening aus dem Jahr 2012 sind rundenbasierte Strategie-Rollenspiele aus Japan nicht mehr aus der Videospielwelt wegzudenken. Andere Franchises wie die Mercenaries-Saga-Reihe können dank solch positiver Verkaufszahlen auf einmal umso mehr von diesem neuen Hype profitieren.
Mercenaries Saga 3: Gray Wolves of War spielt in derselben Fantasy-Welt wie die beiden Vorgängertitel. Soll heißen, dass nicht nur dasselbe Universum aufgegriffen, sondern auch an der Story angeknüpft wird. Das Königreich Flare vom nördlichen Kontinent mischte sich in die Konflikte auf dem südlichen Kontinent ein, um den Frieden wiederherzustellen. Flare handelte allerdings nur zum eigenen Wohl, denn kaum waren die Waffen niedergelegt, hat Flare den Kontinent annektiert und die befriedete Nation Kirialos unter die Aufsicht einer Marionettenregierung gestellt. Um die Zukunft des Landes zu sichern, schlüpfen wir im dritten Teil der Reihe in die Rolle des Kriegers Marion. Unsere Aufgabe ist es, zusammen mit Marions treuen Freunden, den titelgebenden Wölfen, Verbündete zu sammeln und in vielen aufeinanderfolgenden Schlachten die Truppen von Flare in die Schranken zu weisen.
Vorwissen wird bei Mercenaries Saga 3 zwar nicht zwingend vorausgesetzt, doch tauchen auch Charaktere aus den ersten beiden Serienteilen auf. Im Verlauf der Dialoge zwischen den zahlreichen Figuren erfahren wir zwar jeweils vor und nach jeder Schlacht viele Einzelheiten über die verschiedenen Charaktere, doch welche Rollen sie im großen Konflikt spielen, ist nicht immer klar ersichtlich. Wer möglichst alle Zusammenhänge verstehen will, sollte vorher am besten den zweiten Teil, der ebenfalls im eShop erschienen ist, spielen. Das Seriendebüt wurde hierzulande allerdings nie veröffentlicht. Auch wenn dieser Umstand bedauerlich ist, kann sich die Handlung des Spiels mit der einen oder anderen Überraschung dennoch voll entfalten. Zudem liegt das Hauptaugenmerk des Strategie-Rollenspiels ohnehin auf dem Schlachtfeld.
Taktik auf dem Schlachtfeld
In diesem Punkt ähnelt der Titel, allen voran aufgrund der isometrischen Perspektive, sehr dem Vorbild Final Fantasy Tactics. Zu Beginn einer Schlacht positionieren wir an markierten Stellen unsere Kämpfer auf dem Schlachtfeld, wobei die Anzahl der Kampfteilnehmer je nach Spielsituation variiert. In ein paar Kämpfen müssen bestimmte Figuren aus Story-Gründen sogar zwangsweise mit in die Schlacht ziehen. Haben wir uns für ein paar Recken entschieden, dürfen wir unsere Charaktere jeweils eine bestimmte Anzahl an Feldern bewegen. Wie viele das sind, wird von ihren Statuswerten beeinflusst. Das heißt auch, dass Höhenunterschiede auf dem Schlachtfeld einkalkuliert werden sollten. Manche Helden können Felsvorsprünge oder Kisten nämlich nur schwerlich oder gar nicht erklimmen. Zudem bringen unterschiedliche Positionen Boni und Mali mit sich, da man so besser oder schlechter erreicht werden kann.
Beispielsweise kann Bogenschütze Urbain zwar von einer erhöhten Position wesentlich besser seine Gegner aufs Korn nehmen, doch ebenso gut von Feinden eingekesselt werden. Im Team zu agieren macht an vielen Stellen zwar Sinn, doch sind wir dann vor allem für gegnerische Magier mit Flächenangriffszaubern ein gefundenes Fressen. Mercenaries Saga 3 erfordert zu Beginn zwar kaum taktisches Vorgehen, doch stellen sich uns mit der Zeit stets gefährlichere Feinde in den Weg. So machen wir unter anderem Bekanntschaft mit einem Beschwörer, der jede Runde einen neuen Skelettkrieger herbeiruft und uns zudem mit Feuermagie einheizen will. Wem solche Gegner zu mächtig sind, kommt um das Aufstufen seiner Truppe nicht herum. Zum Glück dürfen wir jederzeit zwischen den Hauptmissionen auch im freien Kampf Erfahrungspunkte, Geld für neue Ausrüstung und sogar Spezialfähigkeitspunkte sammeln.
Ansprechendes Gesamtbild
Letztere benutzen wir, um unsere Fähigkeiten aufzustufen und zu verbessern. Dabei sollten wir jedoch auch beachten, dass stärkere Fähigkeiten einen höheren Magieverbrauch haben und wir die Punkte am besten möglichst äquivalent zum Level des Charakters investieren. Im Verlauf des Spiels dürfen wir den Charakteren zudem mehrere Berufswechsel spendieren. Der Clou an der Sache ist jedoch der, dass erlernte Fähigkeiten dabei nicht verloren gehen und wir so alle Charaktere zu richtigen Superhelden befördern können. Uns gefällt dieses System sehr, da es Vielspieler belohnt und den Schwierigkeitsgrad bei normaler Spieldauer nie merkbar beeinflusst. Permanente Truppenverluste wie in der Fire-Emblem-Reihe gibt es zwar nicht, doch dafür ist die Heldenriege auch überschaubar. Trotzdem kann man in Mercenaries Saga 3 jede Menge Zeit investieren, denn ein Königreich rettet sich eben nicht von heute auf morgen.
Optisch besticht der Titel mit recht putzigen 16-Bit-Grafiken, die einmal mehr die spirituelle Verbindung mit Final Fantasy Tactics untermauern möchten. Der Soundtrack ist allerdings nur Mittel zum Zweck, denn die Kämpfe werden oftmals mit den gleichen und monotonen Stücken unterlegt, sodass schnell der Wunsch zu mehr musikalischer Abwechslung laut wird und leider nicht eintrifft. Obwohl der Titel vollkommen auf Englisch erschienen ist, können die Dialoge mit gutem Schulenglisch leicht verstanden werden. Nur an die verschachtelte Menüstruktur beim Erwerb von neuer Ausrüstung oder beim Sortieren der Fähigkeiten können hartgesottene Strategie-Rollenspieler vor eine kleine Herausforderung stellen. Das macht aber nichts, denn dieses Manko ist beim fast durchweg gelungenen Gesamtbild nur der kalte Tropfen auf dem heißen Stein, der aber auch irgendwann in sehr viel Spielspaß verpufft.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Strategie-Rollenspiele bezaubern zwar schon seit Jahrzehnten, doch der Durchbruch der japanischen Titel kam wohl erst mit Fire Emblem: Awakening. Wer seitdem oder schon davor Gefallen am Genre gefunden hat, kommt um Mercenaries Saga 3: Gray Wolves of War nicht herum. Das Spiel bietet eine interessante Geschichte, illustre Charaktere und vor allem jede Menge taktische Ansätze. Sowohl Höhenunterschiede, als auch Blickrichtungen und Positionen der Charaktere entscheiden über Sieg und Niederlage. Selbst die Aufmerksamkeit von Gegnern kann ich durch das Ausführen von bestimmten Aktionen auf einzelne Einheiten lenken. Ich mag die taktische Tiefe des Spiels und bin mit dem angenehmen Umfang sehr zufrieden. Wer dringend Strategie-Rollenspielnachschub braucht, wird hier für einen unverschämt niedrigen Preis im eShop absolut fündig und darf bedenkenlos zuschlagen.