Metro: Last Light Redux – TEST

Metro: Last Light sollte ursprünglich einmal für Wii U erscheinen, die Hardware machte den Entwicklern aus Osteuropa aber einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen erscheint der postapokalyptische Shooter nun in der Redux-Variante für Nintendo Switch.


Die Metro-Reihe umfasst inzwischen drei Spiele, die alle auf die russischen Romane Metro 2033 und 2035 zurückzuführen sind. In allen Teilen schlüpft der Spieler in die Rolle von Artjom, der nach einem nicht näher benannten Atomkrieg zusammen mit wenigen anderen Überlebenden Zuflucht in den Schächten der Moskauer Metro finden musste. Während auf der verstrahlten Oberfläche wortwörtlich kein Land mehr zu sehen ist, haben sich im Untergrund schnell neue Fraktionen gebildet, die gegenseitig um die raren Ressourcen und ihre verblendeten Ansichten kämpfen; aber auch immer in Furcht vor den finsteren mutierten Kreaturen der U-Bahn-Tunnel leben.

Graue Postapokalypse

Metro SwitchDas Spiel ist und will aber kein Roman sein, sondern ein stimmungsvoller Horror-Shooter. Artjom ist Teil einer speziellen Einsatztruppe und als Teil dieser unterwegs auf gefährlichen Einsätzen, die selten ohne Waffengewalt auskommen. Inhaltlich setzt Metro: Last Light direkt nach dem ersten Teil an. Zwar gibt es Rückblenden und Erläuterungen, aber um die Figuren wiederzuerkennen und die Themen der Story nachvollziehen zu können, sollten Spieler den ersten Teil gespielt haben.

Die Besonderheit und gleichzeitig größtes Problem von Metro: Last Light ist das selbstauferlegte Setting: Es spielt wie schon der erste Teil hauptsächlich in grauen U-Bahn-Tunneln, Stationen und anderen heruntergewirtschaftet Untergründen. Klar gibt es Unterschiede im Design, so laufen wir einmal durch ein Wohngebiet von Tunnel-Nazis und im nächsten Moment schleichen wir durch einen Spinnenbunker. Gelegentlich findet das Spiel ruhige Momente, um ein wenig dem alltäglichen Leben in den Stationen Raum zu geben. Aber auch wenn wir ab und an auf der zerbombten Oberfläche unterwegs sind, ändert das nichts am eintönigen betongrauen Look so ziemlich aller Levelbereiche.

Im Kontext der Erzählung macht das Sinn, aber als Spieler wurden wir in den letzten Jahren mit vielen vielseitigen Shootern verwöhnt. Nicht zuletzt hat auch das neue Metro Exodus gezeigt (wenn auch nicht auf einer Nintendo Plattform), was in diesem Setting alles möglich wäre. Schön sind zumindest die recht kurzen Levelabschnitte, die das portionierte Spielen auf der Switch fördern. Außerdem bemühten sich die Entwickler, ihr Shooter-Gameplay einigermaßen abwechslungsreich zu gestalten. So übernehmen wir auch mal die Kontrolle über ein Schienenfahrzeug oder sind in einer Gruppe von anderen Leuten unterwegs.

Waffen sprechen keine Sprache

Metro Last Light WaffenEine Wahrung direkt vorweg: Bei Metro handelt es sich nicht um einen Action-Shooter, dafür ist auch die Steuerung zu behäbig. Das passt aber zum Handling der Waffen: Mechanisch, abgegriffen und schwer zu kontrollieren wird jeder Schuss zu einem geplanten Akt, auch weil wir viele Waffen schnell wieder nachladen müssen. Treffen wir, werden wir mit einem schönem Trefferfeedback belohnt. Daraus resultieren intensive Feuergefechte, weil wir auch immer mit unserer Ausrüstung kämpfen. So haben nicht alle Waffen ein Fadenkreuz. Wollen wir präzise Schüsse ansetzen, müssen wir über Kimme und Korn zielen. Automatische Waffen sollten auch nur mit Feuerstößen benutzt werden. Denn schon nach einer kleinen Salve wackelt der Bildschirm so stark, dass kaum eine Kugel mehr treffen wird. Das sind die schönsten Momente in der Metro von Moskau.

Kleintierkrieg

Unsere Waffen richten wir auf alles Mögliche, seien es feindliche oder verrückte Fraktionsmitglieder oder tierische, mutierte Bewohner der Tunnel. Hier ist Metro: Last Light nicht weit vom Horror-Genre entfernt, wenn wir bewaffnet mit einer Taschenlampe und Feuerzeug durch spinnwebenverhangene Tunnel kriechen und an jeder Ecke ein Gegner lauert. Passend dazu ist die Munition stets knapp, zumindest wenn wir zu Beginn den entsprechenden Schwierigkeitsgrad ausgewählt haben. Manchen Spielern werden die schwammige Steuerung und das ständige Aufheben einzelner Munitionspakete sicherlich ein Dorn im Auge sein, für die gibt es zu Beginn die Action-Option zur Auswahl. Nervig damals wie heute sind 08/15-Stealthpassagen, die schon 2013 zum ursprünglichen Release altbacken waren. Niemand hat Lust auf KI-Kollegen zu warten, ganz im Sinne des Spiels von dunkler Ecke zu dunkler Ecke zu huschen. Zum Glück dürfen wir bald zur Waffe greifen und so das Schleichen brachial umgehen.

Während die Lichtstimmungen und manche Umgebungen tatsächlich verhältnismäßig hübsch anzusehen sind, erinnern die Texturen und besonders die steifen Charaktere an die letzte Konsolengeneration. Die Nintendo-Switch-Version bietet eine angenehme Schriftgröße und kann per Joy Cons sogar mit Bewegungssteuerung gespielt werden. Einmal kam es aber zum Totalabsturz von Metro Last Light und einmal wollten urplötzlich keine Inputs mehr übernommen werden, sodass wir vom letzten Checkpoint neu starten mussten. Beachtlich sind die Sprachversionen. Auf Deutsch und Englisch reden zwar alle Figuren stets mit hartem russischem Akzent, wer will, darf dann aber direkt die russische oder ukrainische Sprachvariante wählen.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

Metro: Last Light Redux mag ich vor allem für seine Waffen, für die schön eingebundenen Interface-Elemente, und für die ab und an echt gute Stimmung. Leider fasst das Spiel für mich aber auch viele Shooter-Klischees der letzten Jahre zusammen: Ein bisschen zu viel aufgesetztes Stealth, ein bisschen zu viel Warten auf KI-Kameraden und sehr lineare Level. Diese sind dazu auch noch ziemlich eintönig. Allerdings macht das auch den Charme von Metro aus, hier entscheidet der persönliche Geschmack.