Mighty Gunvolt Burst – TEST

2014 schickte Publisher und Entwickler Inti Creates Beck aus dem enttäuschenden Mighty No. 9, Gunvolt aus dem hochgelobten Azure Striker Gunvolt und Ekoro aus dem durchgedrehten Gal*Gun in den Kampf. Im zweiten Serienteil dreht sich jedoch alles um Beck und Gunvolt.


Obwohl Inti Creates mühsam versucht, beide Geschichten, die im selben Universum spielen, miteinander zu verknüpfen, geht dies nur bedingt auf. Beide Charaktere werden nämlich so urplötzlich in ein Szenario versetzt, dass die Erzählung sich kaum Zeit nehmen kann, um uns in die Geschehnisse einzuweihen. Am Rande erfahren wir, dass fast ähnlich wie im Mega-Man-Franchise ein Roboterturnier stattfindet. Nach den ersten acht Stages kann die Story dann zumindest ein wenig Fahrt aufnehmen. Was in Mighty Gunvolt Burst genau passiert, verraten wir an dieser Stelle aus Spoiler-Gründen aber natürlich nicht. Fakt ist, dass die Geschichte auch hier eher Mittel zum Zweck ist.

Das ist aber nicht schlimm, denn so bleibt wesentlich mehr Platz fürs Gameplay. Unter anderem laufen und hüpfen wir in Mighty Gunvolt Burst aus der zweidimensionalen Seitenansicht durch eine Stadt, erkunden eine Mine, machen eine Fabrik unsicher, erklimmen einen Turm oder düsen über eine Autobahn. Wie in den anderen Spielen des Franchises beziehungsweise wie im großen Vorbild Mega Man, sind die Levels durchaus abwechslungsreich gestaltet und laden aufgrund geheimer Verstecke auch zum Erkunden ein. Der Schwierigkeitsgrad, der von sinnvoll platzierten Gegnern und Abgründen definiert wird, dürfte für Anfänger etwas zu holprig sein, doch wer sich länger mit dem Spiel beschäftigt oder Fortgeschrittener ist, wird dennoch sehr schnell Land sehen.

Herausragendes Waffensystem

So knackig wie Mega Man wird Mighty Gunvolt Burst allerdings selten. Das liegt vor allem daran, dass es keine Versuchsanzahl gibt und die Rücksetzpunkte fair verteilt sind. Profis mag das vielleicht missfallen, doch so müssen wir ein Level nicht mühselig mehrmals abschließen, nur um kurz vor oder beim Bossgegner das Zeitliche zu segnen. Das heißt aber nicht, dass der Titel zu einem Spaziergang verkommt. Gerade die Taktiken der Bossgegner wollen zunächst durchschaut werden, bevor wir einen Sieg davon tragen können. Da fliegen Objekte durch die Gegend, Maschinenpistolen werden auf uns gerichtet und Elektrosalven lassen es in der Luft knistern.

Schade ist nur, dass die Bossgegner wiederverwertet worden sind und wir sie bereits aus Might No. 9 und der Azure-Striker-Gunvolt-Reihe kennen. Trotzdem machen die Kämpfe besonders für Neulinge sicherlich viel Spaß, denn jeder Sieg beschert uns auch neue Elemente für unsere Waffen. Je länger wir spielen und je mehr Chip-Erweiterungen wir für Beck oder Gunvolt finden, desto mehr Chips können wir in unser Waffensystem fließen lassen. Dieses Konzept ist wirklich herausragend, denn wir können beispielsweise einstellen, welche Form die Projektile haben, wie groß sie sind, wie schnell sie fliegen, wie viel Schaden sie anrichten können oder ob Elemente wie Elektrizität oder Hitze zum Einsatz kommen. Ungelogen sind hunderte verschiedene Kombinationen möglich. Das ist toll und bereichert das Spiel enorm!

Genuss in 8-Bit

Da besonders die starken Fähigkeiten darauf setzen, dass wir ausreichend Platz in unserem Waffensystem haben, wird das Spiel auch nicht von einem Moment auf den anderen zu leicht. Schade ist hierbei nur, dass das Individualisieren unserer Waffensysteme über ein fummeliges Menü und das Durchschalten von unseren erstellten Waffen ebenfalls nur über das Inventar geschieht. Besonders da man es mit Azure Striker Gunvolt 2 schon deutlich besser gemacht hat, verwundert der Schritt bei Mighty Gunvolt Burst. Ärgerlich ist auch, dass man den 3DS-Touchscreen nicht beachtet hat. Hier hätte das Wechseln der Waffen ebenfalls seinen Platz gefunden und die 3DS-Version hätte sich von der Switch-Fassung so gut abheben können.

In puncto Steuerung können wir uns allerdings nicht beschweren. Das Bewegen der Spielfigur funktioniert sehr direkt und auch wenn jeder Sprung oder jeder gegnerische Treffer der letzte für uns gewesen sein könnte, geben wir niemals dem Spiel, sondern nur uns selbst die Schuld für unser Versagen. Optisch wirkt der Titel wie ein 8-Bit-Spiel und das merkt man auch am Soundtrack, der uns wunderbar durch die abwechslungsreiche Spielwelt führt. Der beste Titel seiner Zunft ist Mighty Gunvolt Burst zwar nicht geworden, doch wer das Franchise mag oder einen guten Einstieg ins Genre benötigt, liegt bei dem Titel definitiv nicht verkehrt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Mighty Gunvolt war damals ein netter Titel, der bei einem Durchlauf im besten Fall eine Dreiviertelstunde Unterhaltung bei einem einzigen Spieldurchlauf bot. Der Nachfolger bietet für mich mehr als die dreifache Spielzeit und selbst dann habe ich noch nicht alles gesehen oder gar entdeckt. Hinzu kommt, dass ich ständig motiviert werde, neue Teile für meine Waffen zu finden, da ich diese so gestalten kann, wie ich sie mir vorstelle. Von diesem Aspekt können sich auch andere Spiele eine große Scheibe von abschneiden. Allerdings sind mir die Levels gelegentlich zu kurz und der Handlungsverlauf ist aufgrund von Lücken und offenen Fragen mehr als fragwürdig – die Hintergrundgeschichte bietet doch eigentlich so viele Möglichkeiten. Wer aber einen kurzweiligen Action-Titel zum Einstieg ins Action-Genre sucht oder sowieso ein Fan des Franchises ist, muss hier einfach zuschlagen!