Mother Russia Bleeds – TEST

Die Hochzeit der 2D-Beat-’em-ups mag längst vergangen sein, in den letzten Jahren feierte das Genre aber eine kleine Wiederbelebung – hauptsächlich im Bereich der Multiplayer-Titel. Mother Russia Bleeds konzentriert sich dagegen auf den Singleplayer-Modus samt Story.


Als Widerständler im fiktiven Russland der 1980er-Jahre haben es Rebellen besonders schwer. Nicht nur scheint die Rebellion gegen das eiskalte, kommunistische Regime aussichtslos, als einer der vier spielbaren Figuren landen wir schon im ersten Level in einem geheimen russischen Gefängnis. In diesem werden Experimente mit einer neuen Droge durchgeführt, denen wir als Versuchskaninchen beiwohnen. Der Vorteil: Diese mysteriöse Substanz verleiht uns auch enorme Kräfte, womit uns der Ausbruch aus dem Knast gelingt.

Dass die Drahtzieher dafür bluten müssen, ist klar. Ebenso wie die unzähligen Handlanger, deren Spur sich bis zu diesem Ziel durch die Handvoll Level bilden wird. Genretypisch bekannt verteilen wir Schläge, Tritte und werfen die Gegner durch die Gebiete, während wir uns von links nach rechts durch die Abschnitte prügeln. Etwas nervig ist die fummelige Steuerung, denn wir müssen schon sehr genau neben einem Gegner stehen, damit die eignen Schläge treffen. Ansonsten boxen wir in die Luft. Wird ein Gegner aus den Bildschirmabschnitt geschleudert, müssen wir bei Zeiten auch auf dessen Rückkehr warten, bevor wir sie weiter angreifen dürfen.

Auf-Putsch-Mittel

Tauchen zu viele Gegner auf dem Bildschirm auf, wird die neue Droge hilfreich. Per Knopfdruck spritzen wir uns einen Power-Boost direkt in die Vene, der uns für wenige Augenblicke mit besonderer Stärke ausstattet. Diese neue Macht wird durch heftige Schläge, die auch starke Gegner gerne mal in einem Schlag ausknocken, sehr schön inszeniert. Ebenso verhält es sich um die Waffen, die Gegner ab und an fallen lassen. Messer, Pistolen oder Schlagstöcke sorgen hier für kurze Abwechslung beim eher bodenständigen Gameplay. Dieselbe Droge benötigen wir allerdings auch, um uns zu heilen. In der Regel reicht eine Spritzen-Ladung für drei Dosen, wir müssen entscheiden, ob wir lieber Lebensenergie oder Angriffskraft bevorzugen. Sollten wir einmal überrannt werden, starten wir direkt am letzten der fait verteilten Checkpoints wieder neu.

Wichtig zu erwähnen ist, dass Mother Russia Bleeds nicht davor zurückschreckt, übertriebene und sogar teils obszöne Gewaltdarstellungen zu zeigen. Teils wird das Ganze zwar mit absurden, komischen Elementen vermengt, das verstärkt aber eher noch den Ekel- beziehungsweise Gewaltgrad, den das Spiel erreicht. Brutale Spiele gibt es zwar wie Sand am Meer, dieser Titel hebt das Ganze durch seine anarchische Ader noch einmal eine Ebene höher. Das unterstreicht der übertriebene schrille Soundtrack auch gut – der Pixel-Look stört da kaum. Passend ist die überschwängliche Gewalt aber immer. Trotz der übertriebenen Darstellung des unterdrückenden Regimes, ist die Darstellung des totalitären und rabiaten politischen Freiheitsentzugs erschreckend gut gelungen.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

Für Fans von Beat ’em ups ist Mother Russia Bleeds spielerisch sicherlich keine Gameplay-Revolution, die rabiate Revoluzzer-Stimmung mit politischem Einschlag macht das Spiel dafür interessanter. Mögliche Interessenten sollte aber einen starken Magen besitzen, denn das Spiel schreckt vor brutalen und teils ekelerregenden Darstellungen nicht zurück. Der hohe Gewaltgrad passt allerdings zur eisigen Sowjet-Stimmung und den rücksichtslosen Figuren. Sehr schön ist natürlich, dass der Titel im Coop-Modus an einer Konsole gespielt werden darf. Aufgrund der simplen Steuerung gelingt das bis zu viert mit je einem Joy-Con auch im Tisch-Modus ausgesprochen gut.